Folkard Edler
Folkard Edler (* 31. Januar 1936[1]) ist ein deutscher Reeder und Unternehmer aus Hamburg. Er ist der größte private Finanzier der Neuen Rechten in Deutschland.[2]
Leben
Folkard Edler stammt aus einer alteingesessenen Reeder-Familie. Er ist Diplom-Kaufmann. Er und seine Frau führen „ein zurückgezogenes Leben an der vornehmen Elbchaussee“, schrieb die Zeit 2017.[2]
Folkard Edler unterhält ein globales Netzwerk von Unternehmen und Beteiligungen. Er führte mehrere Schifffahrtsgesellschaften, unter anderem auf Zypern. Seine ICL Holding spezialisierte sich auf den Transport von Bier der niederländischen Marke Heineken aus dem Hafen von Antwerpen nach Jacksonville, Florida. Edler arbeitete mit anderen bedeutenden Reedern zusammen, darunter Horst Rahe, dem Besitzer der Deutschen Seereederei, der Familie Döhle, Eignerin von mehr als 400 Schiffen und Nicolaus W. Schües, Inhaber der Reederei Laeisz. In den 1990er Jahren war Edler gleichzeitig Geschäftsführer von über 10 Unternehmen.[3]
Die ICL Holding verfügte 2015 über ein Eigenkapital von 10,5 Millionen Euro. Die Bilanzsumme Edlers diversen Unternehmen beläuft sich laut Zeit auf einen mindestens zweistelligen Millionenbetrag (Stand 2017). Zum Kernteam seiner unternehmerischen Aktivitäten gehören neben ihm nur seine Frau Erika Edler und Iris Sönnichsen.[2][4][5]
Unterstützung der Neuen Rechten
Folkard Edler ist als Finanzier einer der größten Unterstützer der Neue Rechten in Deutschland. Er finanziert Projekte, deren politische Ausrichtung von konservativen Kreisen der CDU bis in den völkischen Flügel um den AfD-Politiker Björn Höcke reichen.[2] Wie die Zeit recherchierte, unterstützte Edler rechte Kreise schon, bevor die Neue Rechte in Deutschland und Europa erstarkte und der Begriff als solcher eingeführt war. Seit den 2000er Jahren investierte er insgesamt etwa fünf Millionen Euro in rechte Projekte, wie im Folgenden im Einzelnen dargestellt.
2001 wurde Edlers Name erstmals öffentlich im Parteispendenbericht des Deutschen Bundestages für das Jahr 2001 erwähnt. Geführt wird er als Großspender der Deutschen Partei (DP) mit 25.000 Mark. Die Deutsche Partei war zu dieser Zeit eine rechte Splittergruppe und trat bei verschiedenen Landtagswahlen an, erreichte jedoch kaum ein Prozent. Die Partei vertrat ausländerfeindliche Positionen, war für ein „Europa der Vaterländer“ und glich laut Zeit der heutigen AfD.[2] Bis 2004 überwies Edler der "Deutschen Partei" gut 100.000 Euro.[2]
Der Spendenbericht des Bundestags für das Wahljahr 2013 weist Folkard Edler und seine Frau mit je 50.000 Euro als die größten Spender für die AfD in dem Jahr aus. Hätte die Spende einen Euro mehr betragen, hätte sie nicht erst im zwei Jahre später erscheinenden Spendenbericht, sondern sofort an die Bundestagsverwaltung gemeldet werden müssen.[2] Bei einem Gespräch mit dem damaligen AfD-Vorsitzenden Bernd Lucke und dem Hamburger AfD-Vorsitzenden Jörn Kruse Ende Juni 2013 sagte Edler zu, den AfD-Wahlkampf mit zwei Darlehen in Höhe von je 500.000 Euro zu unterstützen.[2] Die Darlehen haben einen niedrigen Zinssatz und Edler forderte beim ersten nur geringe Sicherheit, beim zweiten gar keine Sicherheiten.[2] Juristen kritisierten, es könne sich bei den Darlehen über eine Million Euro um eine verdeckte Parteispende handeln.[2][6][7][8]
2013 wurde nicht bekannt, dass der Vertrag auf fünf Jahre angelegt war und neben der Anschubfinanzierung für die AfD damals unter Lucke, die Partei auch heute unter ihrer u. a. nationalkonservativen Ausrichtung unter Persönlichkeiten wie Alexander Gauland noch immer davon profitiert.[2]
Im Frühling 2013 kaufte Edler ein Haus in der Berliner Fasanenstraße 4 nahe dem Berliner Zoo mittels seiner dafür gegründeten „Objekt Fasanenstraße GmbH“ für 3,6 Millionen Euro. Dort wurde der neurechte Thinktank Bibliothek des Konservatismus eingerichtet. Edler ließ seine Anteile an der Objekt Fasanenstraße GmbH auf die „Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung“ übertragen. Sie verfügt heute über die Immobilie[2] und braucht keine Mietkosten mehr dafür zu tragen.
Nachdem später im Jahr 2013 durch Indiskretion eines AfD-Mitglieds Edler als Millionenkreditgeber bekannt wird, erklärt er Lucke verärgert, dass er die Partei nicht mehr unterstützen werde.[9]
Er fördert den Denkmalschutz und hat insbesondere durch Gründung einer Stiftung die Totalrenovierung des von Carl Gotthard Langhans erbauten Gebäudes für die Tieranatomie (Anatomische Theater) in Berlin gefördert.[10]
Politische Einordnung
Auch wenn Folkard Edler nicht in der Öffentlichkeit auftritt, sind Elemente seiner politischen Haltung bekannt. Er vertritt eurokritische und klimaskeptische Positionen. 2003 schrieb er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen Leserbrief, in dem er sich gegen die Gewerkschaften wandte. Diese hätten sich für den Euro eingesetzt und wehrten sich nun gegen die dadurch nötig gewordenen Arbeitsmarktreformen. 2007 warf er dem Handelsblatt vor, all jene zu „diffamieren“, die an der menschengemachten Klimaerwärmung zweifeln.[2] 2006 setzte er sich in einem Leserbrief für die Junge Freiheit ein, nachdem das neurechte Blatt von der Leipziger Buchmesse ausgeladen worden war.
In der Nacht des 11. August 2016 zündete eine Antifa-Gruppe 309, die der Verfassungsschutz als linksextrem einschätzt, vor Edlers Geschäftssitz an der Elbchaussee einen Porsche Carrera an. In einem Schreiben bekannte sie, der Angriff habe Folkard Edler als Unterstützer der „völkische[n] rassistische[n] Partei AfD“[2] gegolten.[11][12]
Einzelnachweise
- Icl Atlantica Gmbh - Elbchaussee 133, 22763 Hamburg. In: kompany.de. Abgerufen am 25. März 2021.
- Boris Kartheuser, Paul Middelhoff: AfD: Im Bett mit der Alternative. In: Die Zeit. 24. Mai 2017, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 1. Mai 2019]).
- Christian Fuchs und Paul Middelhoff: Das Netzwerk der Neuen Rechten. Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2019, S. 209 f.
- Iris Sönnichsen, Hamburg. In: northdata.de. Abgerufen am 25. März 2021.
- Erika Edler, Hamburg. In: northdata.de. Abgerufen am 25. März 2021.
- Heikler Deal: AfD bekam günstigen Millionenkredit von Hamburger Reeder. In: Spiegel Online. 15. Dezember 2013 (spiegel.de [abgerufen am 1. Mai 2019]).
- Gernot Knödler: Zweifelhaftes Kreditgeschäft: Reeder hilft AFD auf die Sprünge. In: Die Tageszeitung: taz. 16. Dezember 2013, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 1. Mai 2019]).
- Marcel Pauly: Die Geldgeber der Parteien. In: Die Welt. 23. Juli 2015 (welt.de [abgerufen am 1. Mai 2019]).
- Christian Fuchs und Paul Middelhoff: Das Netzwerk der Neuen Rechten. Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2019, Die Millionen des Schattenmanns S. 206–212.
- Monumente, Magazin der Denkmalkultur in Deutschland Nr. 2, Februar 2004
- Farbe gegen Reeder Folkard Edler und Porsche angezündet. In: chronik.blackblogs.org. 12. August 2016, abgerufen am 25. März 2021.
- Christian Fuchs und Paul Middelhoff: Das Netzwerk der Neuen Rechten. Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2019, S. 212 f.