Ferronickelplatin
Ferronickelplatin ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Elemente (einschließlich natürliche Legierungen, intermetallische Verbindungen, Carbide, Nitride, Phosphide und Silicide)“ mit der chemischen Zusammensetzung Pt2FeNi[1] und ist damit chemisch gesehen eine natürliche Legierung, genauer eine Intermetallische Verbindung aus Platin, Nickel und Eisen im Verhältnis von 2 : 1 : 1.
Ferronickelplatin | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
IMA 1982-071 |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Elemente |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
1.AG.40 (8. Auflage: I/A.15) 01.02.04.03 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | tetragonal |
Kristallklasse; Symbol | ditetragonal-dipyramidal; 4/m 2/m 2/m[3] |
Raumgruppe | P4/mmm (Nr. 123) |
Gitterparameter | a = 2,73 Å; c = 3,64 Å[2] |
Formeleinheiten | Z = 1[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4,5 bis 5[4] (VHN50 = 381–592, durchschnittlich 481[5]) |
Dichte (g/cm3) | nicht definiert |
Spaltbarkeit | fehlt[4] |
Bruch; Tenazität | duktil |
Farbe | silberweiß[4] |
Strichfarbe | nicht definiert |
Transparenz | undurchsichtig (opak) |
Glanz | Metallglanz |
Ferronickelplatin kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem, fand sich jedoch bisher nur in mikrokristalliner Form. Ferronickelplatin tritt verwachsen mit anderen Platingruppenmineralen als unregelmäßige, leicht gerundete oder traubige Körner von bis zu 4,5 mm Größe auf, wobei die monomineralischen Bereiche nur bis etwa 0,15 mm groß sind.
Ferronickelplatin ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und zeigt auf den silberweißen Kornoberflächen einen metallischen Glanz.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Ferronickelplatin in einer Seifenlagerstätte am Fluss Pekulnei im gleichnamigen Pekulnei-Gebirge in dem zu Russland gehörenden Autonomen Kreis der Tschuktschen. Beschrieben wurde das Mineral durch N. S. Rudashevsky, A. G. Mochalov, Yu. P. Men'shikov und N. I. Shumskaya, die es in Anlehnung an seine chemische Zusammensetzung benannten.
Die Mineralbeschreibung und der gewählte Name wurden 1982 zur Prüfung bei der International Mineralogical Association (IMA) eingereicht (interne Register-Nr. 1982-071). Diese erkannte das Mineral noch im selben Jahr als eigenständig an. Die Publikation der Neuentdeckung folgte im Jahr darauf im russischen Wissenschaftsmagazin „Zapiski Vserossiyskogo Mineralogicheskogo Obshchestva“ (Proceedings of the Russian Mineralogical Society)[6] und wurde 1984 durch Pete J. Dunn et al. bei der Bekanntgabe der durch die IMA anerkannten Neuen Mineralnamen bestätigt.[7]
Das Typmaterial des Minerals wird im Staatlichen Montaninstitut in Sankt Petersburg unter der Katalog-Nr. 1306/1 aufbewahrt.[5][8]
Klassifikation
Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Ferronickelplatin zur Mineralklasse der „Elemente“ und dort zur Abteilung der „Metalle und intermetallischen Legierungen (ohne Halbmetalle)“, wo er zusammen mit Chengdeit, Isoferroplatin, Nielsenit, Tetraferroplatin und Tulameenit die unbenannte Gruppe I/A.15 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Isoferroplatin ebenfalls in die Abteilung der „Metalle und intermetallischen Verbindungen“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, die entsprechend ihrer verwandten Eigenschaften in Metallfamilien eingeteilt wurden. Ferronickelplatin ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „PGE-Metall-Legierungen“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Tetraferroplatin und Tulameenit die „Tetraferroplatin-Gruppe“ mit der System-Nr. 1.AG.40 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ferronickelplatin in die Klasse und dort in die gleichnamige Abteilung der „Elemente“ ein. Hier ist er ebenfalls zusammen mit Tetraferroplatin, Tulameenit und Potarit in der „Tetraferroplatingruppe (Raumgruppe P4/mmm)“ mit der System-Nr. 01.02.04 innerhalb der Unterabteilung „Elemente: Platingruppenmetalle und -legierungen“ zu finden.
Chemismus
Anhand von sechs Körnern in einem polierten Bereich ergab die Analyse mithilfe der Elektronenmikrosonde die chemische Zusammensetzung von 75,7–77,6 % Platin, 10,4–11,0 % Eisen, 10,2–11,7 % Nickel, 0,27–0,69 % Iridium und 0,33–0,36 Kupfer (insgesamt 98,41–100,76 %), was einer empirischen Zusammensetzung von (Pt2.016Ir0.012)Fe0.983(Ni0.962Cu0.027) beziehungsweise der idealisierten Zusammensetzung Pt2FeNi entspricht. Analysen von weiteren vier Körnern ergaben variable, aber niedrige Gehalte an Ruthenium, Rhodium, Palladium und Cobalt. Aufgrund des variablen Cu-Ni-Gehaltes wird allerdings angenommen, dass Ferronickelplatin eine lückenlose Mischkristallreihe mit Tulameenit (Pt2FeCu) bildet.[7]
Kristallstruktur
Ferronickelplatin kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P4/mmm (Raumgruppen-Nr. 123) mit den Gitterparametern a = 2,73 Å und c = 3,64 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[2]
Bildung und Fundorte
An seiner Typlokalität am Fluss Pekulnei fand sich das Mineral in den Schwermineralkonzentraten quartärer, alluvialer Ablagerungen zusammen mit Ultramafiten in einem Ophiolithband. Als Begleitminerale traten hier Cherepanovit, Chromit, Cooperit, Hollingworthit, Irarsit, Isoferroplatin, Laurit, Olivin, Rutheniridosmin, Sperrylith und Tetraferroplatin auf.
In Russland fand man Ferronickelplatin außer am Fluss Pekulnei noch in der Koriak-Kamtschatka-Faltzone im Fernen Osten sowie im Kytlym-Komplex und in der nahe gelegenen Platingrube Gosshakhta in der Oblast Swerdlowsk im Ural.[9]
Weitere bisher bekannte Fundorte (Stand 2018) sind der Nickelerz-Tagebau Loma Peguera etwa 11 km nordöstlich von Bonao in der Dominikanischen Republik, der Fluss Bir Bir nehe Yubdo in der äthiopischen Region Oromia, die Ophiolithe auf Île Ouen in der Gemeinde Le Mont-Dore in Neukaledonien, der Bushveld-Komplex in Südafrika und ein nicht näher benannter Fundpunkt nahe dem Nottingham Township im Chester County des US-Bundesstaates Pennsylvania.[9]
Siehe auch
Literatur
- N. S. Rudashevsky, A. G. Mochalov, Yu. P. Men'shikov, N. I. Shumskaya: Ferronickelplatinum Pt2FeNi – a new mineral species. In: Zapiski Vserossiyskogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 112, Nr. 4, 1983, S. 487–494.
- Pete J. Dunn, Louis J. Cabri, James A. Ferraiolo, Joel D. Grice, John Leslie Jambor, Wolfgang Mueller, James E Shigley, Jacek Puziewicz and David A. Vanko: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 69, 11 und 12, 1984, S. 1190–1196 (minsocam.org [PDF; 832 kB; abgerufen am 28. Januar 2018]).
- Peter Bayliss: Revised unit cell dimensions, space group, and chemical formula of some metallic minerals. In: The Canadian Mineralogist. Band 28, 1990, S. 751–755 (rruff.info [PDF; 436 kB; abgerufen am 28. Januar 2018]).
Weblinks
Einzelnachweise
- IMA/CNMNC List of Mineral Names; September 2017 (PDF 1,67 MB; Ferronickelplatinum S. 61)
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 45.
- Webmineral – Ferronickelplatinum (englisch)
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
- Ferronickelplatinum. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 61 kB; abgerufen am 28. Januar 2018]).
- N. S. Rudashevsky, A. G. Mochalov, Yu. P. Men'shikov, N. I. Shumskaya: Ferronickelplatinum Pt2FeNi – a new mineral species. In: Zapiski Vserossiyskogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 112, Nr. 4, 1983, S. 487–494.
- Pete J. Dunn, Louis J. Cabri, James A. Ferraiolo, Joel D. Grice, John Leslie Jambor, Wolfgang Mueller, James E Shigley, Jacek Puziewicz and David A. Vanko: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 69, 11 und 12, 1984, S. 1190–1196 (minsocam.org [PDF; 832 kB; abgerufen am 28. Januar 2018]).
- Catalogue of Type Mineral Specimens – F. (PDF 73 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 29. August 2019.
- Fundortliste für Ferronickelplatin beim Mineralienatlas und bei Mindat