Ferda Ataman
Ferda Ataman (* 1979 in Stuttgart) ist eine deutsche Journalistin, Kolumnistin und Autorin.
Leben
Ataman wurde 1979 in Stuttgart geboren und wuchs in Nürnberg auf. Ihre Eltern stammen aus der Türkei.[1] Sie studierte Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Moderner vorderer Orient und Migration an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und dem Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin und schloss das Studium 2005 mit dem Diplom ab. Anschließend arbeitete sie als Redenschreiberin für NRW-Integrationsminister Armin Laschet, bevor sie 2007 eine Ausbildung an der Berliner Journalisten-Schule begann und danach als Journalistin für Spiegel Online und den Tagesspiegel tätig war. Von 2010 bis 2012 leitete sie das Referat Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und von 2012 bis 2016 den Mediendienst Integration, einen Informationsdienst für Journalisten des Rats für Migration.[2][3]
Von April 2018 bis Februar 2020 schrieb Ataman für Spiegel Online die zweiwöchentliche Kolumne Heimatkunde.[4] Im Frühjahr 2019 löste sie mit dem Twitter-Hashtag #vonhier und ihrem Buch Ich bin von hier. Hört auf zu fragen! eine Debatte über Zugehörigkeit aus.[5][6] Seit Juni 2021 verfasst sie eine wöchentliche Kolumne für die Kolumnenreihe Wissen – Denken – Meinen von Radio Eins, einem Radiosender des RBB.[7]
Ataman gehörte 2008 zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Neue deutsche Medienmacher*innen. 2016 wurde sie dessen zweite Vorsitzende und 2018 dessen Vorsitzende.[8] Von 2017 bis 2021 war sie Sprecherin des Vereins Neue Deutsche Organisationen[9] und seit 2020 gehört sie der Mitgliederversammlung der Heinrich-Böll-Stiftung an, dem obersten Beschlussfassungsorgan der Stiftung.[10]
Auf Vorschlag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus von Berlin wurde Ataman zum Mitglied der 17. Bundesversammlung gewählt. Sie lebt in Berlin.
Kontroversen
Im Juni 2018 schrieb Ataman für eine Publikation der Amadeu Antonio Stiftung: „Politiker, die derzeit über Heimat reden, suchen in der Regel eine Antwort auf die grassierende ‚Fremdenangst‘. Doch das ist brandgefährlich. Denn in diesem Kontext kann Heimat nur bedeuten, dass es um Blut und Boden geht: Deutschland als Heimat der Menschen, die zuerst hier waren.“[11] Ein Heimatministerium sei vor allem „Symbolpolitik für potenzielle rechte Wähler“.[12] Horst Seehofer sagte daraufhin als erster Bundesinnenminister seine Teilnahme am Integrationsgipfel ab. Er wolle nicht teilnehmen, wenn mit Ataman „eine Teilnehmerin meine Strategie für Heimat in einem Artikel […] mit dem Heimat-Begriff der Nationalsozialisten in Verbindung bringt“.[13] Der ehemalige ARD-Korrespondent Werner Sonne, der gemeinsam mit Ataman den Mediendienst Integration aufgebaut hatte, kritisierte im Spiegel, es sei zwar „Unfug“, ihr die Absage Seehofers „in die Schuhe zu schieben“, doch habe sie „den Streit mit Angela Merkel immer weiter“ eskaliert und verlange die Abschaffung des Begriffs Migrationshintergrund, weil Menschen mit diesem Hintergrund in Deutschland „doch längst in der Mehrheit“ seien. Diese Behauptung Atamans würde „ausdrücklich die vielen Millionen Vertriebenen und Flüchtlinge“ einbeziehen, „die als Folge des Zweiten Weltkriegs ihre alte Heimat verlassen mussten“. Dies sei ein absurder Versuch, „diese Menschen mit Zuwanderern gleichzusetzen, die unbestreitbar aus anderen Kulturkreisen nach Deutschland gekommen sind“ und sei „Wasser auf die Mühlen derjenigen, die dieses Land spalten wollen“.[14]
Publikationen
- Ferda Ataman: Ich bin von hier. Hört auf zu fragen! S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-10-397460-7.
Auszeichnungen
- 2018: 3. Platz Politik-Journalistin des Jahres 2018 des Medium Magazins[15]
- 2019: Julie und August Bebel Preis für innovative und emanzipatorische Beiträge zur Politischen Bildung des August Bebel Instituts[16]
Weblinks
Einzelnachweise
- Dominik Fürst: Ferda Ataman: Warum die Journalistin Innenminister Horst Seehofer ärgert. Süddeutsche Zeitung, 13. Juni 2018, abgerufen am 3. Dezember 2019.
- WIR-Interview: „In meinem ersten Job wurde ich zur Türkin“. Freie Universität Berlin, 15. Juli 2015, abgerufen am 26. März 2020.
- Mittwochsclub im Januar: Ferda Ataman und Rana Göroglu, Mediendienst Integration. taz, abgerufen am 26. März 2020.
- Heimatkunde. Spiegel Online, abgerufen am 26. März 2020.
- Frederik Schindler: Die Frage nach der Herkunft. In: taz. 25. Februar 2019, abgerufen am 25. November 2019.
- Jana Hensel: "Deutsche können auch türkische Namen haben". In: Zeit Online. 15. März 2019, abgerufen am 25. November 2019.
- Ferda Ataman. In: radioeins.de. Abgerufen am 5. Juli 2021.
- Über uns neuemedienmacher.de
- Trägerverein neuedeutsche.org
- Mitgliederversammlung boell.de
- Ferda Ataman: Deutschland, Heimat der Weltoffenheit. Amadeu Antonio Stiftung, 12. Juni 2018, abgerufen am 9. Oktober 2018.
- Seehofer und Merkel treffen sich zum Krisengipfel. In: FAZ. 13. Juni 2018, abgerufen am 10. September 2018.
- Debatte um Heimat-Begriff: Sie soll Grund für Seehofers Gipfel-Absage sein: Jetzt äußert sich Ataman zu Vorwürfen. In: Focus Online. 13. Juni 2018, abgerufen am 10. September 2018.
- Werner Sonne: Ferda Atamans Seehofer-Kritik. Ein missratener Vergleich. In: Der Spiegel. 25. Juni 2018 (spiegel.de [abgerufen am 28. Juni 2020]).
- Preisträger Journalist des Jahres 2018 – Politik. In: medium magazin. Abgerufen am 3. Dezember 2019.
- Medien Machen. Diversität leben. Politisch bilden – Tagung und Preisverleihung. August Bebel Institut, abgerufen am 3. Dezember 2019.