Farberhaltende Konservierungsmethode
Unter einer farberhaltenden Konservierung versteht man in der Präparationstechnik eine Fixierung, welche entweder die Farben annähernd naturgetreu erhält oder die Farben nach der Fixierung annähernd naturgetreu wiederherstellt.
Methoden für Feuchtpräparate
Um Feuchtpräparate farberhaltend zu fixieren, sind die Lösungen nach Jores, Kaiserling und Romhányi üblich. Diese Fixierlösungen verwenden eine Fixierlösung (I-Lösung), eine Restitutionslösung zur Farbwiederherstellung und eine Aufbewahrungslösung (II-Lösung). Darüber hinaus wurden unzählige Modifikationen dieser Lösungen entwickelt, als Beispiel die Romhányi-Lösung nach SCHMIDT, welche – im Gegensatz zu der ursprünglichen Lösung – kein hochgiftiges Nikotin mehr enthält.[1]
Jores-Lösung
Die Jores-Lösung wurde von Leonhard Jores 1896 beschrieben und gehört heute zu den gebräuchlichsten Fixierlösungen für Feuchtpräparate.[2][3]
Jores-I-Lösung
1000 ml destilliertes Wasser 50–115 g Karlsbader Salz |
Es ist darauf zu achten, dass die Präparate nicht zu lange in der Fixierlösung verbleiben, da sie auch hier ihre Farbe wieder verlieren können. Die Farbwiederherstellung erfolgt durch wässern mit Leitungswasser (ca. 6 bis 10 Stunden).
Jores-II-Lösung
1000 ml destilliertes Wasser 200 ml Glycerin |
Kaiserling-Lösung
Die Kaiserling-Lösung ist in der Anatomie ebenso üblich, wie die Jores-Lösung. Sie wurde von Johann Carl Kaiserling erstmals 1896 beschrieben.[4][5]
Kaiserling-I-Lösung
Fettreiche und blutreiche Organe |
Alle übrigen Organe |
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4000 ml destilliertes Wasser |
4000 ml destilliertes Wasser |
Mindestzeiten für Fixierung:
Organ | Zeit |
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Magen und Darm | 6 bis 24 Stunden |
Knochen | 24 bis 36 Stunden |
Nieren und Herz | 2 bis 4 Tage |
Lunge und Milz | 4 bis 6 Tage |
Leber und Gehirn | 12 Tage |
Die Farbwiederherstellung findet in 80 % Ethanol statt und soll so lange erfolgen, bis die Farben am stärksten hervortreten, nachdem sie kurz mit Leitungswasser abgespült wurden. Länger als 6 Stunden sollten die Organe jedoch auf keinen Fall in Ethanol verbleiben. Nach der Entnahme aus dem Ethanol werden die Organe wieder kurz gespült.
Kasierling-II-Lösung
Lösung A für blutreiche Organe: |
Lösung B für harte Organe:* |
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9000 ml destilliertes Wasser 200 g Kaliumacetat |
9000 ml destilliertes Wasser 600 g Kaliumacetat |
Romhányi-Lösung
Die Romhányi-Lösung ist eigentlich eine Konservierungslösung beziehungsweise Aufbewahrungslösung, was bedeutet, dass das Organ lediglich in seiner ursprünglichen Form erhalten wird. Eine Fixierung kann mit dieser Lösung durchgeführt werden, indem man dem Rezept Formalin zusetzt. Die Farbwiederherstellung (Hämochromogenreaktion) kann mit dieser Lösung sogar mit bereits jahrelang Formalin-fixiertem Material durchgeführt werden. Die ursprüngliche Lösung enthält hochgiftiges Nikotin, welches durch Modifikation ersetzt werden konnte. Diese modifizierte Lösung setzt sich wie folgt zusammen:[1][6]
1000 ml destilliertes Wasser 30 ml Formalin (konzentriert) |
Prinzipiell (bei allen vorher genannten Lösungen) erfordert der Verbleib der fertigen Präparate eine Überwachung, da sie nicht trocken fallen dürfen. Darüber hinaus ist die Lösung zu wechseln, wenn sich diese verfärbt. Die Präparate werden zur Darstellung in einem Präparateglas oder Präparatekasten montiert.
Methoden für ganze Leichname
Um ganze Leichname farberhaltend zu konservieren, sind derzeit so genannte Salzfixierungen üblich. Diese bestehen größtenteils aus Glyzerin, Ethanol und Salz. Um auch weiterhin härtende und eine bakterizide Eigenschaften zu besitzen, enthalten diese Lösungen darüber hinaus oft relativ geringe Mengen Formaldehyd und z. B. niedermolekulares Polyethylenglycol. Verwendet werden diese fixierten Körper vorwiegend in Weiterbildungskursen im Bereich der Chirurgie und sie können für Präparierkurse verwendet werden. Ihr besonderer Vorteil liegt darin, dass sie durch die Farberhaltung näher an der Realität liegen, also eine realistischere Differenzierung der Gewebe und Organe möglich ist. Ein weiterer Vorteil – welcher besonders hervorgehoben wird – ist, dass ihre Beweglichkeit wesentlich näher an einem realen Körper liegt. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit ohne Gefahr für einen lebenden Patienten extrem naturgetreu chirurgische Eingriffe zu üben bzw. annähernd lebensecht an Körperspendern die makroskopische Anatomie zu erlernen.[7][8][9]
Siehe auch
Literatur
- Rudolf Piechocki: Makroskopische Präparationstechnik. Teil 1: Wirbeltiere. 5., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Fischer, 1998, ISBN 3-437-35190-7.
- Walter F. Steinmann: Makroskopische Präparationsmethoden in der Medizin. Thieme-Verlag, 1982, ISBN 3-13-623901-6.
- Siegfried Schwerin: Anatomische Trocken-, Feucht- und Knochenpräparate. Springer-Verlag, 1952. (Reprint: ISBN 978-3-540-01652-6)
Einzelnachweise
- P. Schmidt: Eine modifizierte Romhányilösung zur Farberhaltung in Flüssigpräparaten. In: Neue Museumskunde. Jg. 26, Nr. 4, 1983, Berlin/DDR, S. 275–276.
- L. Jores: Über eine verbesserte Konservierung anatomischer Präparate. In: Münch. Med. Wschr. 60, 1913, S. 976.
- L. Jores: Die Conservierung anatomischer Präparate in Blutfarbe mittels Formalin. In: Zbl. Path. Jena 7, 1896, S. 134.
- C. Kaiserling: Über die Conservierung von Sammlungspräparaten mit der Erhaltung der natürlichen Farben. In: Klin. Wschr. 33, 1896, S. 725.
- C. Kaiserling: Rückblicke auf Theorie und Praxis der farbigen Konservierung. In: Virch. Arch. 237, 1922, S. 467–474.
- G. Románhyi: Einfaches Verfahren zur Konservierung in natürlichen Farben. In: Virchows Arch. 328, 1956.
- S. Hayashi, H. Honnma, M. Naito u. a.: Saturated salt solution method: A useful cadaver embalming for surgical skills training. In: Medicine (Baltimore). 93(27), Dez 2014, S. e196.
- Shogo Hayashi, Munekazu Naito, Shinichi Kawata, Ning Qu, Naoyuki Hatayama, Shuichi Hirai, Masahiro Itoh u. a.: Cadavers embalmed by the saturated salt solution method are useful for surgical skills training. In: Medicine (Baltimore). 2014 Dec;93(27) (online)
- Janet Weiger: Nitritpökelsalz-Ethanol-Polyethylenglycol-400-Lösung zur Fixierung und Konservierung von Organen und Tierkörpern für Lehre und Forschung. In: Der Präparator. (Fachzeitschrift), Herausgegeben vom Verband Deutscher Präparatoren e.V., ISSN 0032-6542 Nummer 57, 2011, S. 34 ff.