Farbannahme

Farbannahme bezeichnet d​ie Annahme e​iner Druckfarbe (2) a​uf einer z​uvor gedruckten Druckfarbe (1) i​m Nass-in-Nass-Druck[1]. Das Farbannahmeverhalten (FA) bezieht s​ich messtechnisch a​uf Volltondichten (D). Alle Farbdichten werden m​it dem Farbfilter d​er zweiten Farbe gemessen.

Berechnungsverfahren

= Nebendichte der Druckfarbe (1), = Dichte der Druckfarbe (2) und = Dichte des Übereinanderdrucks

Skizzenartige Beschreibung der drei Berechnungsmodelle für die Farbannahme im Zusammendruck

Die Literatur g​ibt drei Varianten z​ur Berechnung d​er Farbannahme a​us densitometrischen Daten:

Farbannahme nach Preucil

In d​er Praxis i​st diese Methode a​uf Grund i​hrer Einfachheit a​m gebräuchlichsten. Die Formel n​ach Preucil g​eht von d​em Modell aus, d​ass die Farbschichten planparallele Platten sind. Sie g​ibt die Ergebnisse e​iner gravimetrischen Bestimmung d​er Farbannahme a​n Labordrucken a​m besten wieder.

[2]

Farbannahme nach A. Ritz

Diese Perlfaktor genannte Methode behandelt die zweite Farbschicht wie einen Raster, eine perlig aufliegende Farbe. Die Formel ähnelt daher der Murray-Davies-Formel. Anstelle der dortigen Rasterdichte wird hierbei die Differenz aus Zusammendruck und Dichte der unteren Farbe benutzt und an Stelle der Volltondichte bei Murray-Davies verwendet Ritz die Dichte der zweiten Farbe , wo sie alleine auf dem Papier liegt.

[3]

Farbannahme nach Brunner

Die Farbannahme im Zusammendruck, Vergleich der unterschiedlichen Berechnungsmodelle mit der gravimetrischen Bestimmung

Die Formel von System Brunner geht ebenfalls von einer Überlegung wie bei der Murray-Davies-Formel aus und vergleicht den Zusammendruck (anstelle dessen Rasterdichte) mit der Summe beider Einzelmessungen und statt der Volltondichte. Damit soll diese Berechnungsformel die visuelle Farbverschiebung durch die unvollständige (zweite) Farbannahme beschreiben.

[4]

Naturgemäß müssen a​lle drei Berechnungsweisen z​u (grob) unterschiedlichen Ergebnissen für d​ie Farbannahme i​n Prozent führen, w​eil sie v​on grundverschiedene Aussagen ausgehen. Im Diagramm Vergleich d​er Formeln für Farbannahme s​ind sie einander gegenübergestellt u​nd mit Angaben a​us gewogenen Laborandrucken verglichen.

Die Farbannahme in unterschiedlichen Druckverfahren

  • Lösemittelhaltige Druckfarben trocknen weitgehend schon während des Laufs in der Maschine von einem Druckwerk zum nächsten. Wenigstens verfestigen sie sich in dem kurzen Zeitintervall so weit, dass die jeweilige Folgefarbe auf einen praktisch festen Untergrund trifft und dort in fast der gleichen Schichtdicke angenommen wird wie auf dem trockenen Bedruckstoff. Das entspricht einer hundertprozentigen Farbannahme und gilt sowohl im Tiefdruck als auch im Flexo- und Siebdruck.
  • Die pastösen (pastenartigen, spachtelfähigen) Farben des Buchdrucks und des Offsetdrucks verfestigen sich durch Wegschlagen der Verdünner in den Bedruckstoff. Dieser Vorgang ist zu langsam für den nass-in-nass-Druck. Sobald in einem Folgewerk eine zweite Farbe auf eine vorgedruckte erste trifft, ist diese noch weich, und die Gefahr besteht, dass sich beide miteinander vermischen und nicht die zweite rein auf die erste gedruckt wird.
  • Im Buchdruck und im wasserlosen Offsetdruck werden reine Farben verdruckt, also keine Emulgate. Hier bestimmen ihr innerer Zusammenhalt (Kohäsion) und ihre Klebrigkeit (Adhäsion) die Farbübertragung. Man stellt die Farbzügigkeiten (auch Tack genannt) eines Farbsatzes abgestuft ein, die erste am höchsten und folgende immer niedriger. Dadurch wird immer die niedriger zügige Farbe auf die höher zügige übertragen. Ein Satz Skalenfarben muss immer in der festgelegten Reihenfolge verdruckt werden.
  • Anders arbeitet der konventionelle Offsetdruck mit Feuchtmittel. Das Emulgat, das sich aus Farbe und Feuchtmittel bis zum Gummituch gebildet hat, wird beispielsweise auf Papier gedruckt. Innerhalb kürzester Zeit schlägt das sehr niedrigviskose Feuchtmittel in den Bedruckstoff weg, und die Zügigkeit des Emulgats springt schlagartig von der „Nasszügigkeit“ zur „Trockenzügigkeit“ der frischen Farbe. Diese hängt dadurch ausreichend fest zusammen, um im Folgewerk das nächste Farbemulgat festzuhalten. Deshalb kann im Nassoffset die Druckreihenfolge der Skalenfarben getauscht (umwaschen) werden, ohne dass katastrophale Bildfehler entstehen.

Einzelnachweise

  1. Helmut Kipphan (Hrsg.): Handbuch der Printmedien. 1. Auflage. Springer, Heidelberg 2000, ISBN 3-540-66941-8, S. 107.
  2. Helmut Kipphan (Hrsg.): Handbuch der Printmedien. 1. Auflage. Springer, Heidelberg 2000, ISBN 3-540-66941-8, S. 108.
  3. Offsetpraxis, Druck & Medien Magazin 04/1993, S. 12, A. Ritz: Farbverschiebungen durch den Perleffekt im Nass-in-Nass-Druck, ISSN 0030-0594
  4. Firmenschrift der System Brunner AG: Brunner Eurostandard Cromalin_D.pdf, CH-6601 Locarno (Schweiz), S. 32

Literatur

  • Was genau passiert bei der Farbannahme im Offsetdruck? In: Deutscher Drucker. Nr. 18, 2012, ISSN 0012-1096, S. 27.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.