Eugenio A. Beltrami
Eugenio A. Beltrami (* 30. Mai 1930 in Marling bei Meran, Italien; † 10. Mai 1995 in Zürich, Schweiz) war ein italienischer Sportgeräte-Entwickler, Jungpolitiker und Motorradrennfahrer.
Leben
Kindheit und Zweiter Weltkrieg
Eugenio Beltrami kam am 30. Mai 1930 in Marling in der Villa Inderst als jüngstes von drei Geschwistern zur Welt. Sein Vater Eugen Beltrami (1896–1970) stammte aus Winterthur, seine Mutter Giuseppina Goser (1888–1954) war eine gebürtige Österreicherin aus Rovereto.[1] Die Grosseltern väterlicherseits waren der 1883 aus der italienischen Stadt Correggio in die Schweiz eingewanderte Eugenio Eusebio Beltrami (1853–1922) und seine Schweizer Frau Anna Luise Flaigg (1869–1934).[2] 1916 verliess sein Vater die Schweiz und kämpfte im Ersten Weltkrieg in einem italienischen Infanterie-Regiment. Nach dem Krieg blieb er in Italien und liess sich in der bis 1918 zu Österreich-Ungarn gehörenden Stadt Rovereto nieder.[3]
Als der Vater 1928 eine Stelle im Industrieunternehmen Montecatini in Sinich angenommen hatte, zog die Familie nach Marling in Südtirol. Seine Kindheit und Jugend verbrachte Eugenio Beltrami jedoch in der nahegelegenen Stadt Meran, wo er schon früh seine Leidenschaft für verschiedene Sportarten wie Tennis, Schwimmen und Skilaufen entwickelte. Während der Deutschen Besatzung Italiens im Zweiten Weltkrieg wurde er nach einem Zwischenfall in der Meraner Strassenbahn im Alter von vierzehn Jahren als Zivilarbeiter für die nationalsozialistische Organisation Todt zwangsverpflichtet und arbeitete ab Juni 1944 in der von der Wehrmacht besetzten Meraner Rossi-Kaserne. Als das in Meran stationierte Wehrmachtsregiment verlegt wurde, wurde er in das Kriegslazarett der Wehrmacht im ehemaligen Grand Hotel Meranerhof versetzt, wo er bis zum 30. April 1945 zusammen mit einer Gruppe von sowjetischen Kriegsgefangenen als Hilfskraft tätig war.
Jugend und Emigration
Nach dem Krieg war Eugenio Beltrami einige Jahre als Radrennfahrer in der Juniorenklasse und später als Motorradrennfahrer in der Amateurklasse aktiv. Nach einem schweren Motorradunfall 1952 musste er jedoch seine Rennkarriere aufgeben. Durch seine prägenden Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs wurde Eugenio Beltrami bereits in jungen Jahren politisiert. So nahm er 1950 als Parteimitglied der P.C.I. der Provinz Bozen am konstituierenden Gründungskongress der nationalen Jugendorganisation Federazione Giovanile Comunista Italiana (FGCI) in Livorno teil. 1950/51 besuchte er die Parteischule der P.C.I. in Mailand und war bis 1952 Funktionär der Südtiroler FGCI-Sektion. Nach einem Konflikt mit der Parteileitung zog er sich jedoch noch im selben Jahr aus der aktiven Politik zurück. Einige Jahre päter emigrierte er nach Deutschland, wo er sich in Stuttgart bereits mit verschiedenen Erfindungen befasste und einige davon auch zum Patent anmeldete.[4] 1958 zog er schliesslich zusammen mit seiner deutschen Frau Paula Peter (* 1937) nach Zürich.
Expander
Im Jahr 1970 meldete er beim Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum sein von ihm entwickeltes Fitnessgerät Expander an. Dies sollte sein kommerziell erfolgreichstes Patent werden.[5] Sein neuartiges Fitnessgerät ermöglichte ein einfaches und umfassendes Training von verschiedensten Muskelpartien. Mit dem neuen Sportgerät, das vor allem ideal für ein regelmässiges Heimtraining war, traf er den Zeitgeist der anfangs der siebziger Jahre in den USA ausgelösten und schon bald auf ganz Europa überschwappenden Fitnesswelle.[6] Das preiswerte und handliche Fitnessgerät, das ab dem Jahr 1971 unter dem Markennamen EUBEL in der Schweiz produziert wurde, stiess schnell auf eine grosse Nachfrage und wurde in den darauffolgenden Jahren erfolgreich in Europa und den USA vertrieben. Es zählt in seinen verschiedenen Varianten aufgrund seiner Handlichkeit und der einfachen Handhabung bis heute zu den beliebten Heimfitnessgeräten. Mitte der siebziger Jahre verkaufte Eugenio Beltrami seine Patentrechte an dem Fitnessgerät Expander und zog sich aus dem aktiven Geschäft zurück.
Internationale Erfindermesse
Im Jahr 1972 qualifizierte sich Eugenio Beltrami mit seiner zu diesem Zeitpunkt bereits erfolgreichen Erfindung für eine Teilnahme am 21. Salon international des inventions - Bruxelles. Die Brüssler Erfindermesse wurde im Jahr 1952 auf Initiative der Belgischen Handelskammer gegründet und fand seit dem Gründungsjahr jährlich in der Belgischen Hauptstadt Brüssel statt.[7] Sie stand seit ihrer Gründung unter der Schirmherrschaft des Belgischen Königs Baudouin und war das Sprungbrett vieler kommerzieller Erfolge. Die Messe wurde in zwei verschiedenen Kategorien durchgeführt und zwar Erfindung und Forschung sowie industrielle Innovation.[8][9][10] Von der internationalen Jury wurde er mit seiner Erfindung mit der Medaille d'Argent des 21. Salon International des Inventions Bruxelles 1972 für den zweiten Platz in der Kategorie Erfindung und Forschung ausgezeichnet.
Literatur
- Heinrich Gundlach: Fitnessgeräte: Technik, Training, Varianten. Tectum-Verlag, Marburg 2010, ISBN 978-3-8288-2172-9, S. 108.
- Roland Rupp: Nutze deine Kraft: Effektives Körpertraining mit und ohne Hilfsmittel. Books on Demand, Place of publication not identified 2017, ISBN 978-3-7431-5337-0, S. 98.
Einzelnachweise
- Zivilstandesamt Marling
- Winterthurer Stadtanzeiger vom 3. Februar 2009 -Ein Winterthurer im Ersten Weltkrieg - Teil 1
- Winterthurer Stadtanzeiger vom 10. Februar 2009 -Ein Winterthurer im Ersten Weltkrieg - Teil 2
- Europäisches Patentregister ESPANET Erfindungen von Eugenio Beltrami
- Europäisches Patentregister ESPANET-Uebersicht-
- NZZ -fit und attraktiv- 8.12.2001 -Artikel zur ersten Fitnesswelle anfangs der siebziger Jahre
- History of the Belgian Chamber of Inventors and the establishment of the Salon des Inventions Bruxelles 1952
- Le Soir, 31.10.1992 Artikel über den Salon des inventiones de Bruxelles von 1992
- Brussels-Innova -Exhibitions and Companies-
- 61. World Exhibition in Brussels 2012 von Lokasiewicz Wood Technology Institute