Ernsbach (Erbach)

Ernsbach ist ein Stadtteil von Erbach im südhessischen Odenwaldkreis, der mit dem Nachbarort Erbuch zusammen den Erbacher Ortsbezirk Ernsbach-Erbuch bildet.

Ernsbach
Stadt Erbach
Höhe: 362 m ü. NHN
Fläche: 5,04 km²[1]
Einwohner: 88 (31. Dez. 2014)[2]
Bevölkerungsdichte: 17 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1968
Eingemeindet nach: Ernsbach-Erbuch
Postleitzahl: 64711
Vorwahl: 06061 (Michelstadt)

Geographische Lage

Der Ort liegt in einem Tal östlich von Erbach in der Verlängerung des Dreiseentals am Ernsbach, dem eigentlichen Ursprung des Erdbachs und ist komplett von Wald umgeben. Zur Gemarkung gehören 101 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und 403 Hektar forstwirtschaftliche Nutzfläche.

Geschichte

Die älteste erhaltene Erwähnung stammt vom 27. Oktober 1095 und ist im Lorscher Codex überliefert.[3] Zu diesem Datum erneuerte Abt Anshelm von Lorsch die Rechte seines Klosters Michlinstat (Steinbach) mit Besitztümern, zu denen unter anderem Erichesbüch gehörte. Der Name änderte sich mehrmals im Wortlaut, 1653 heißt es Ernstbach, ab 1720 Ernsbach.

Ernsbach gehörte zum Amt Erbach der Grafschaft Erbach, die mit der Mediatisierung 1806 zum Großherzogtum Hessen kam. Ab 1822 gehörte Ernsbach zum Landratsbezirk Erbach, ab 1852 zum Kreis Erbach (ab 1939: „Landkreis Erbach“), der – mit leichten Grenzberichtigungen – seit 1972 Odenwaldkreis heißt. Nach Auflösung des Amtes Erbach 1822 nahm die erstinstanzliche Rechtsprechung für Ernsbach das Landgericht Michelstadt wahr, ab 1879 das Amtsgericht Michelstadt.

Das alte Schulhaus wurde 1954 eingeweiht, aber nicht lange benutzt. Der Löschwasserteich wurde 1964 in der Art eines Schwimmbeckens angelegt. Am 1. Januar 1968 vereinigten sich Gemeinden Ernsbach und Erbuch zur Gemeinde Ernsbach-Erbuch. Anlässlich der Gebietsreform in Hessen schloss sich diese Neubildung am 31. Dezember 1971 freiwillig der Stadt Erbach an.[4] Ernsbach bildet gemeinsam mit dem Nachbarort Erbuch einen Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher. Auch die Freiwillige Feuerwehr haben sie gemeinsam.

Einwohnerentwicklung

  • 1650: wüst und verbrannt[1]
  • 18. Jahrhundert: 4 wehrfähige Männer[1]
Ernsbach: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2014
Jahr  Einwohner
1829
 
95
1834
 
101
1840
 
103
1846
 
131
1852
 
125
1858
 
120
1864
 
117
1871
 
116
1875
 
125
1885
 
131
1895
 
118
1905
 
108
1910
 
112
1925
 
112
1939
 
65
1946
 
121
1950
 
119
1956
 
103
1961
 
101
1967
 
103
1970
 
170
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
105
2014
 
92
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: bis 1970:[1]; Zensus 2011[5]; Stadt Erbach[6]

Kultur

In Ernsbach gibt es zwei Vereine: Die 1964 gegründete Freiwillige Feuerwehr "Ernsbach-Erbuch" und den 2006 gegründeten Kerbeverein. Jährlich wiederkehrende Festveranstaltungen sind das Feuerwehrfest und das Straßenfest "Am Stutz". In den Jahren 2005 bis 2010 wurde auf dem Anwesen Bär die beinahe in Vergessenheit geratene "Ernsbacher Kerb" ausgetragen. Seitdem sich die Familie Bär aus dem Sponsoring zurückzog, fand keine Kerb statt.

Wirtschaft

In Ernsbach sind ein Landwirt mit Milchwirtschaft, eine Gastwirtschaft, ein Gartengestaltungsbetrieb und eine auf Motorrad-Ersatzteile spezialisierte Firma ansässig. In Ernsbach wurde das erste Melkkarussell im Odenwald in Betrieb genommen.

Verkehr

Von der Bundesstraße 47 aus führt die Kreisstraße K 44 in östlicher Richtung nach Ernsbach hinab und endet hier. Zu den geografisch nächstgelegenen Nachbarorten Erbuch und Würzberg gibt es keine direkte Straßenverbindungen.

Persönlichkeiten

Der Bauer Heinrich List (1882–1942) versteckte während der nationalsozialistischen Diktatur einen Michelstädter Juden namens Ferdinand Strauß aus Freundschaft, wurde denunziert, verhaftet und 1942 im Konzentrationslager Dachau umgebracht. Für sein aufrechtes Wirken wurde er gemeinsam mit seiner Frau Marie List als Gerechter unter den Völkern geehrt.

Einzelnachweise

  1. Ernsbach, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juli 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerstatistik. In: Webauftritt. Stadt Erbach, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen im Mai 2016.
  3. Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 1), Urkunde 141, 27. Oktober 1095 – Reg. 3628. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 194 ff., abgerufen am 25. Januar 2018.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 358.
  5. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,9 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  6. Einwohnerstatistik. In: Webauftritt. Stadt Erbach, archiviert vom Original am Oktober 2016;.
  7.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
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