Erlebnis Burgbau Friesach
Erlebnis Burgbau Friesach ist ein Burgbauprojekt auf dem Gebiet der österreichischen Stadtgemeinde Friesach. Das Projekt versteht sich als Labor für „Experimentalgeschichte“. Dabei wird nach den Ansätzen der Experimentellen Archäologie gearbeitet, wobei ausschließlich mittelalterliche Bautechniken zum Einsatz kommen. Der Baubetrieb läuft seit 2009.[1]
Die Baustelle
Das Areal des Burgbauprojektes liegt innerhalb der Stadtgrenzen von Friesach und umfasst insgesamt ca. 4000 m².[1] Die Baustelle besteht aus mehreren Werkhütten, Unterständen, befestigten Wegen sowie einer hölzernen Wasserleitung und Baugerüsten. Unter den Gewerken befinden sich eine Schmiede, eine Zimmerei, ein Sägeplatz, ein Steinbruch mit Kran, eine Steinmetzhütte, eine Behaustelle, ein Mörtelmischplatz, ein Kalkofen, eine Korbflechterei und ein Brotbackofen. Das Baumaterial wird dabei mit Hilfe von Zugpferden (Noriker) und Pferdewägen transportiert. Für den Arbeitsprozess wird keinerlei maschinelle Hilfe verwendet; er wird alleinig mit mittelalterlichen Methoden und Werkzeugen durchgeführt.[1]
Als Bauzeit werden mindestens 30 Jahre veranschlagt.[2]
Die Burganlage
Die Burganlage ist als für den österreichischen Raum typische Höhenburg konzipiert, deren Errichtung in unterschiedliche Bauphasen unterteilt ist. Die Bauten lehnen sich dabei an historische Vorbilder aus Kärnten und dem umliegenden Alpen-Adria-Raum an. Im Zuge des Projektes entsteht eine mittelalterliche Burg in ihren unterschiedlichen Entstehungsphasen, die aus einem Wohnturm (im romanischen Stil), einem Wohngebäude mit Burgkapelle (im gotischen Stil), einem Eckturm, Wirtschaftsgebäuden, einem Garten sowie Ringmauern und einer Toranlage bestehen wird.[3] Der Baubetrieb konzentriert sich gegenwärtig auf die Errichtung des auf um 1200 datierten romanischen Wohnturms, dessen Fundament bereits fertiggestellt wurde und an dessen erstem Geschoss (dem Kellergeschoss) gerade gemauert wird.[4] Zur Burg, die den Namen Burg Siegfriedstein trägt, wurde eine mögliche Vorgeschichte anhand realer historischer Quellen konstruiert.[5]
Ziele
Im Zentrum des Projektes steht das Bauen an sich. Dabei soll herausgefunden werden, wie mit den Mitteln und dem Wissen des Mittelalters architektonische Leistungen wie etwa der Bau einer Burg möglich waren. Dabei wird vor allem Wert auf die Handwerkstradition gelegt, indem alte Techniken wiederbelebt und an Interessierte weitergegeben werden. Außerdem soll den Besuchern die Härte des mittelalterlichen Alltags veranschaulicht werden. Im Rahmen des Projektes werden Tourismus, Kultur, Arbeitsmarkt und Wissenschaft zu einem Gesamtvorhaben vereint.[3]
Struktur und Förderer
Das Projekt wird von der gemeinnützigen Burg Friesach Errichtungs-GmbH geführt, deren alleiniger Bauherr der Stadtrat Friesach ist. Dabei wird der Burgbau finanziell mit Förderungen durch die Europäische Union, den Staat Österreich, das Land Kärnten sowie das Arbeitsmarktservice (AMS) gestützt. Die wissenschaftliche Begleitung wird vom Institut für Geschichte der Universität Klagenfurt durchgeführt.[6]
Tourismus
Die Burgbaustelle ist in der Saison von April bis Oktober täglich für Besucher geöffnet, die an regelmäßigen Führungen durch die Baustelle mehrmals täglich teilnehmen können. Zusätzlich werden auch zahlreiche Workshops und Sonderprogramme für alle Alters- und Zielgruppen angeboten.[7] Jährlich strömen tausende Besucher zur Baustelle, um das dortige mittelalterliche Handwerk zu erleben.
Siehe auch
- Campus Galli, Projekt Karolingische Klosterstadt Meßkirch in Baden-Württemberg
- Duncarron, Nachbau eines befestigten mittelalterlichen Dorfes in Schottland bei Stirling
- Geschichtspark Bärnau-Tachov, archäologisches Freilichtmuseum in der Bavaria Slavica vom 8. / 9. bis 14. Jahrhundert
- Guédelon, Burgbauprojekt in der französischen Gemeinde Treigny
- Ozark Medieval Fortress, ehemaliges Burgbauprojekt in Lead Hill, Arkansas, USA
Weblinks
- Website „Erlebnis Burgbau Friesach“
- FrizzY der Burgbaumeister (Kinderprogramm) – Burg Friesach Errichtungs-GmbH
- Peter Lindner: Unterstützer bleiben auch in Zukunft. meinbezirk.at, Rubrik „Chronik Friesach“, 25. März 2014
- Sabine Weyrer: Stein auf Stein, Kleine Zeitung, Kärnten-Ausgabe, 19. April 2015
Einzelnachweise
- vgl. Projekt-Website (Hauptseite, Weblinks)
- Burgbau Friesach (Memento des Originals vom 18. Mai 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. – Kurzbeschreibung des ORF im Rahmen der Langen Nacht der Museen (2015), abgerufen am 17. Mai 2015
- Erlebnis Burgbau Friesach: Die Idee und der Plan
- Erlebnis Burgbau Friesach: Calendarium – Der Wohnturm 2014
- Erlebnis Burgbau Friesach: Burg Siegfriedstein – eine virtuelle Vorgeschichte
- Erlebnis Burgbau Friesach: Die Förderer
- Erlebnis Burgbau Friesach: Öffnungszeiten & Preise