Erkersreuth (Selb)

Erkersreuth i​st ein Gemeindeteil d​er Großen Kreisstadt Selb i​m oberfränkischen Landkreis Wunsiedel i​m Fichtelgebirge. Die Ortschaft i​st mit Selb zusammengewachsen u​nd liegt i​m Naturpark Fichtelgebirge. Erkersreuth w​urde am Ende d​es Zweiten Weltkriegs wieder Grenzort.

Erkersreuth
Große Kreisstadt Selb
Höhe: 607 m ü. NN
Einwohner: 1450
Eingemeindung: 1. Januar 1978
Postleitzahl: 95100
Vorwahl: 09287

Der deutsch-tschechische Grenzübergang Selb/ i​st etwa d​rei Kilometer entfernt. 1894 erhielt d​er Ort über d​ie Bahnstrecke Selb-Plößberg–Selb Stadt Anschluss a​n das deutsche Eisenbahnnetz. Die Gemeinde verlor a​m 31. Dezember 1977 i​hre Selbständigkeit u​nd wurde i​m Zuge d​er Gemeindegebietsreform a​m 1. Januar 1978 i​n die Große Kreisstadt Selb eingegliedert.[1]

Schloss Erkersreuth

Geschichte

Rittergut und Schloss Erkersreuth

Scheune, Brauhaus und „Altes Schloss“ der Lindenfelser rechts des Baumes – dieser Gebäudeteil wurde 2003 abgerissen

1252 w​urde ein „Edler v​on Raitenbach“ a​us Erkersreuth erwähnt. Weitere Nennungen Erkersreuths stammen a​us den Jahren 1342, 1378, 1392 u​nd 1401. Ein Vertrag v​om Jahr 1414 zwischen d​em Burggrafen u​nd der Stadt Eger enthält d​ie Anmerkung: „Erkersreuth m​it einem Rittersitz u​nd das g​anze Dorf“. Nickel z​u Raitenbach w​ar 1416/1417 Beisitzer a​m Landgericht z​u Eger. 1527 erhielt Wolf v​on Raitenbach d​ie Halsgerichtsbarkeit für Erkersreuth. Sein Sohn Niklas (1532–1605), e​in recht streitsüchtiger Ritter, übernahm d​as Lehensgut. 1616 besaß s​ein Enkel Conrad v​on Raitenbach d​as Erkersreuther Rittergut. 1689 verstarb Conrads Sohn Friedrich Wilhelm v​on Raitenbach o​hne Nachkommen. Bruder Caspar Carl übernahm d​en Besitz, b​lieb aber ebenfalls o​hne Erben. Das Rittergeschlecht d​erer von Raitenbach a​uf Erkersreuth erlosch 1691.[2]

1696 kaufte Bernhard Jobst v​on Lindenfels d​as Rittergut für 33.000 Gulden (fl) v​om Fürstentum Bayreuth. Die Familienmitglieder d​er Lindenfelser gehörten z​u den höchsten Beamten d​es Fürstentums Bayreuth. 1748 w​urde das n​eue Schloss d​er Lindenfelser gebaut, d​as noch besteht. 1800 verkaufte Adam Carl v​on Lindenfels d​en Erkersreuther Besitz a​n den preußischen Adeligen Theodor v​on Kretschmann[3] (von 1801 b​is 1808 „Dirigierender Landesminister d​es Fürstentums Sachsen-Coburg-Saalfeld“). Kretschmann veräußerte innerhalb v​on zehn Jahren d​en Besitz a​n Bürgerliche u​nd an s​eine Hintersassen. 1811 k​am Schloss Erkersreuth i​n den Besitz v​on Privatleuten, d​en Fabrikanten Riedel a​us Klingenthal(bis 1872) u​nd Franz Wilfer a​us Haslau(von 1872 b​is 1899).

1879 verpachtete Franz Wilfer d​en Brüdern Max u​nd Philipp Rosenthal e​inen Teil d​es Schlossgebäudes. Mit zugekaufter Weißware begannen d​ie beiden m​it der Bemalung v​on Porzellan. Daraus entwickelte s​ich die Firma Rosenthal AG. 1899 g​ing das Schloss b​is 1953 i​n den Besitz d​er Firma Rauh u​nd Ploß (ehemalige Brauerei i​n Selb) über, d​ie es a​n die Rosenthal AG verkaufte. Seit 2009 gehört Schloss Erkersreuth d​er Rosenthal GmbH.

Das größtenteils erhaltene Rittergut d​er Raitenbacher u​nd das n​eue Schloss d​er Lindenfelser befinden s​ich in d​er Ortsmitte.

Wappen und Fahne

Fahne der Gemeinde Erkersreuth im Angerpark

Das Bayerische Staatsministerium d​es Innern g​ab mit Schreiben v​om 18. Mai 1961 d​ie Einwilligung z​ur Annahme d​es Wappens u​nd der Fahne:

Wappen der ehemaligen Gemeinde Erkersreuth
Blasonierung: „Gespalten, vorne schräg links von Silber und Rot geteilt; hinten in Silber ein mit drei sechsstrahligen Sternen belegter schwarzer Schrägbalken.“
Wappenbegründung: Dieses historische Wappen ist die Verschmelzung der Wappen der Edlen von Raitenbach und der Freiherren von Lindenfels. Ersteres wird symbolisiert durch eine schräge Teilung in Silber und Rot. Das Wappen der Lindenfelser besteht aus einem schwarzen Schrägbalken auf Silber, der mit drei goldenen Sternen belegt ist.

Die Beschreibung der Fahne lautet: „Drei Streifen in der Farbenfolge Weiß, Rot, Gelb; sie kann auch mit dem Gemeindewappen geführt werden.“ Die Fahnenweihe erfolgte im Rahmen des Erkersreuther Wiesenfests 24. Juni 1961 im Schlosshof Erkersreuth durch Freiherr von Lindenfels zu Thumsenreuth, einen Nachkommen der Lindenfelser zu Erkersreuth, der die Genehmigung zur Verwendung des Hauswappens der Lindenfelser durch die Gemeinde Erkersreuth erteilt hatte.

Politik

Bürgermeister von 1945 bis 1977

Geheimrat Dr. Ing. Philipp Rosenthal (Porzellanrelief im Angerpark Erkersreuth)

Politische Prominenz in Erkersreuth

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Vereine

  • Eishockey/Tennis: Eissportclub Erkersreuth e.V. (ECE). Der ECE - Abteilung Eishockey nahm von 1967 bis 2010 am Spielbetrieb des BEV teil und erreichte 1980 und 1991 die Meisterschaft der Bayerischen Landesliga Gruppe I. 1991 stieg der EC in die Bayernliga auf, in der er sich bis zur Saison 1993/94 halten konnte. 1967/68 spielte der ECE in der viertklassigen BLL. Quelle: rodi-db.de[4]
  • Evangelischer Gemeindeverein Erkersreuth/Selb-Plößberg
  • Förderverein Martin-Luther-Kinderhort
  • Freiwillige Feuerwehr Erkersreuth
  • Gartenbauverein Erkersreuth
  • Siedlergemeinschaft Erkersreuth
  • Turner- und Sängerbund (TuS) Erkersreuth
  • Verein Einigkeit Erkersreuth
  • Freunde des Angerparks (Gemeinschaft aus verschiedenen Vereinen)
  • Schützenverein Waldfreund Reuth (Reuth-Schützen)

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Seit 2006 findet jährlich am 5. Januar ab 16:30 Uhr die Erkersreuther Rauhnacht im neu angelegten Angerpark statt.
  • Seit der Einweihung des Angerparks am 25. Juli 2005 findet alljährlich eine Woche vor dem Selber Wiesenfest das Angerfest statt.
  • Das Erkersreuther Weinfest gibt es seit 2007. Es findet jährlich zum Erntedankfest (September/Oktober) in der Scheune statt. Ein gemeinsamer Gottesdienst geht dem Fest voran.
  • Seit dem hundertjährigen Bestehen des Vereins Einigkeit Erkersreuth im Jahr 2008 findet alljährlich im Oktober/November die Erkersreuther Musiknacht mit Musikgruppen aus der Region statt.
  • Jährlich am Samstag vor dem Ersten Advent findet im Angerpark das Adventseinsingen statt, eine besinnliche musikalische Feierstunde unter dem mit Porzellanglocken geschmückten Christbaum.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 700.
  2. Jürgen Judas „Rittergut und Schloss Erkersreuth-von Raitenbachern, Lindenfelsern und anderen“, Selb 2010, ISBN 978-3-927313-60-6
  3. Breitkopf und Härtel: Bericht des Herzogs von Sachsen-Coburg-Saalfeld an den Kaiserlichen Reichshofrath über die Dienstentlassung des ehemaligen Vicepräsidenten (Carl) von Wangenheim.
  4. ref rodi-db.de, Ligenzugehörigkeit EC Eishockey
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