Erika Pohl-Ströher
Erika Pohl-Ströher (* 18. Januar 1919 in Wurzen; † 18. Dezember 2016 in Ferpicloz) war eine deutsch-schweizerische Chemikerin, Biologin und Unternehmerin (Wella). Teile ihrer umfangreichen Sammlungen übergab sie als terra mineralia und Manufaktur der Träume einer öffentlichen Präsentation.
Leben
Pohl-Ströher, gebürtig aus Wurzen,[1][2][3][4] wuchs im vogtländischen Rothenkirchen auf,[3] wo ihre Großeltern Franz und Marie Ströher 1880 die Kosmetikfirma Wella gegründet hatten. Ihr Vater war Karl Ströher.[5] Die Familie Ströher verließ nach dem Zweiten Weltkrieg die Heimat und ließ sich im osthessischen Hünfeld nieder, wohin sie auch das Wellawerk verlegten.
Pohl-Ströher studierte an der Universität Jena die Fächer Biologie und Chemie und promovierte 1944 bei Gerhard Heberer[5] zur Thematik „Beiträge zur Zytodynamik des Wachstums: Quantitativ-statistische Untersuchungen an den Larven von Drosophila melanogaster Meigen“. Bis zum Verkauf der Wella AG im Jahr 2003 an Procter & Gamble hielt sie 23 % der Anteile an dem Familienunternehmen.[6] Ihr Anteil an dem Verkaufspreis betrug etwa 818 Millionen Euro.[7] Erika Pohl-Ströher lebte in Ferpicloz im Kanton Freiburg,[8] wo sie am 18. Dezember 2016 starb.[9][10]
Sammlerin und Mäzenin
Pohl-Ströher war eine der bedeutendsten Mäzeninnen der Gegenwart in Deutschland. Ihre in sechs Jahrzehnten zusammengetragene, aus etwa 80.000 Exemplaren bestehende wertvolle Mineraliensammlung brachte sie 2004 in die Pohl-Ströher Mineralienstiftung ein, um so ihren Bestand, eine wissenschaftliche Betreuung und öffentliche Zugängigkeit dauerhaft zu gewährleisten.[11] Sie wurde als Dauerleihgabe der TU Bergakademie Freiberg zur Verfügung gestellt. Nach der erforderlichen Sanierung von Schloss Freudenstein werden seit dem 20. Oktober 2008 rund 3500 Exponate in der Ausstellung Terra mineralia präsentiert.[3][12] Eine weitere Sammlung, die etwa 1500 Exponate vorwiegend an Volkskunst und Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge umfasst, wurde am 29. Oktober 2010 in Annaberg-Buchholz in der Manufaktur der Träume der Öffentlichkeit übergeben.[13] Die Sammlung umfasst eine Zeitspanne zwischen dem 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. In Gelenau zeigt das Depot Pohl-Ströher kunsthandwerkliche Sammlungsobjekte und thematische Sonderausstellungen. Die im November 2016 eröffnete ortsgeschichtliche Ausstellung in Rothenkirchen, in der einer der Schwerpunkte auf der Geschichte des Wella-Unternehmens liegt,[14] verdankt ihre Entstehung der finanziellen Unterstützung von Pohl-Ströher.[15]
Ehrungen
Für „die beabsichtigte öffentliche Präsentation ihrer Mineraliensammlung“ erhielt sie 2004 vom Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler den Preis „Stein im Brett“.[8] Am 17. November 2005 wurde ihr von Ministerpräsident Georg Milbradt der Sächsische Verdienstorden verliehen. Am folgenden Tag wurde sie von der TU Bergakademie Freiberg zu einer Ehrensenatorin ernannt.[2][16] Der Freiberger Oberbürgermeister Bernd-Erwin Schramm und der Prorektor für Bildung der TU Bergakademie Freiberg, Dirk Meyer, überreichten ihr in Anerkennung ihres Engagements zugunsten der Stadt Freiberg und der dortigen Bergakademie im Oktober 2012 die Ehrenmedaille der Stadt Freiberg.[4]
Das Mineral Erikapohlit ist nach ihr benannt.
Werke
- Beiträge zur Zytodynamik des Wachstums: Quantitativ-statistische Untersuchungen an den Larven von Drosophila melanogaster Meigen. 1944
- Karl Ströher, Sammler und Sammlung. 1982
Weblinks
Einzelnachweise
- Dr. Erika Pohl mit Ehrensenatorwürde der TU Bergakademie Freiberg geehrt. Zeitschrift Bergbau des Rings Deutscher Bergingenieure, Recklinghausen, 2006, Heft 2, gesichtet 24. Dezember 2016.
- Ministerpräsident Milbradt verleiht Sächsischen Verdienstorden an Dr. Erika Pohl. Medienservice Sachsen, 17. November 2005, archiviert vom Original am 6. Januar 2013; abgerufen am 24. Dezember 2016.
- Lutz Geißler: terra mineralia – Fakten und Richtigstellungen. Netzwerk für geowissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit, 22. Januar 2008, archiviert vom Original am 26. März 2013; abgerufen am 24. Dezember 2016.
- Ehrenmedaille an Freiberger Mäzenin verliehen: Dr. Erika Pohl-Ströher erhält Ehrung durch Oberbürgermeister und Prorektor in ihrem Schweizer Wohnort. Mitteilung der Stadt Freiberg, 17. Oktober 2012, abgerufen am 24. Dezember 2016.
- Ulrike Knöfel: Verlage: Weißwaschen. In: Der Spiegel 36/2013, S. 130.
- Was machen eigentlich die Wella-Erben heute? HairWeb.de, abgerufen am 24. Dezember 2016.
- Procter & Gamble Co – ‘10-Q’ for 3/31/03 – EX-2 — Purchase Offer. Securities Information from the US SEC EDGAR, Fran Finnegan & Company, Section A, SS. 1, abgerufen am 24. Dezember 2016 (Verkauf von Wella 2003).
- Preisträger „Stein im Brett“: Stein im Brett an Erika Pohl-Ströher. Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (BDG) e.V., abgerufen am 24. Dezember 2016.
- Trauerfall Pohl-Ströher Erika. todesanzeigenportal.ch: Todesanzeigen Schweiz, abgerufen am 24. Dezember 2016.
Gabi Thieme: Die Mäzenin des Erzgebirges ist tot. Freie Presse, 22. Dezember 2016, abgerufen am 24. Dezember 2016. - Nachruf auf Dr. Erika Pohl-Ströher – Stifterin und Ehrensenatorin der TU Bergakademie Freiberg, abgerufen am 27. Dezember 2016.
- Eintrag der «Pohl-Ströher Mineralienstiftung» (Memento vom 9. August 2014 im Internet Archive) im Handelsregister des Kantons Freiburg, Stand 23. Dezember 2016, abgerufen am 24. Dezember 2016.
- Die Metropole der Minerale (Memento vom 19. September 2011 im Internet Archive).
- Manufaktur der Träume in Annaberg-Buchholz. Website der Stadt Annaberg-Buchholz, abgerufen am 24. Dezember 2016.
- Wella-Erbin Erika Pohl-Ströher spendet. Freie Presse, 21. November 2016, abgerufen am 24. Dezember 2016.
Rothenkirchen erinnert an die Anfänge der Firma Wella. Freie Presse, 29. November 2016, abgerufen am 24. Dezember 2016. - Bekannte Kunstmäzenin unterstützt kleines vogtländisches Museum. Freie Presse, 25. November 2016, abgerufen am 24. Dezember 2016.
- Ordensträger von O–S: Dr. rer. nat. Erika Pohl-Ströher. Freistaat Sachsen, archiviert vom Original am 15. April 2009; abgerufen am 24. Dezember 2016.