Energie Wasser Bern
Energie Wasser Bern (EWB, Eigenschreibweise „ewb“) ist das Strom-, Wasser-, Erdgas-, Abfallverwertungs- und Wärme-Versorgungsunternehmen der Stadt Bern in der Schweiz. Als selbständige öffentlich rechtliche Anstalt befindet sich das Unternehmen im Besitz der Stadt Bern, welche auch die Aufsicht über das Unternehmen ausübt. Energie Wasser Bern ging 2002 durch den Zusammenschluss des Elektrizitätswerks der Stadt Bern und der städtischen Gas-, Wasser- und Fernwärmeversorgung hervor. Das Unternehmen beschäftigt etwas mehr als 600 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von 443 Millionen Schweizer Franken und hat eine Bilanzsumme von 1,78 Mrd. Franken.
Energie Wasser Bern | |
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Rechtsform | Öffentlichrechtliche Anstalt |
Gründung | 2002 |
Sitz | Bern, Schweiz |
Leitung | Daniel Schafer (CEO) Franz Stampfli (VR-Präsident) |
Mitarbeiterzahl | 628 (589 FTE) (2019) |
Umsatz | 443 Mio. CHF (2019) |
Branche | Versorgung |
Website | https://www.ewb.ch |
Tätigkeitsgebiet
Die Aktivitäten von Energie Wasser Bern umfassen im Wesentlichen die Bereiche Stromversorgung, Wasserversorgung, Erdgasversorgung, Fernwärmeversorgung, Angebote im Bereich Mobilität (Erdgas fahren und Elektromobilität), den Bau des Berner Glasfasernetzes und die Abfallverwertung. 2005 wurde ein Wettbewerb für den Neubau des Energiezentrale Forsthaus West ausgeschrieben, das das Zürcher Architekturbüro Graber Pulver gewann. 2013 wurde die neue Zentrale fertiggestellt und eröffnet. Die neue Zentrale Forsthaus West beinhaltet erstmals drei Anlagen unter einem Dach: Die Kehrrichtverwertungsanlage (KVA) ist mit einem Holzheizkraftwerk (HKW) und einem Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) zusammengeschaltet.[1][2][3]
Stromversorgung
Als Stromversorger beliefert Energie Wasser Bern 70'000 private Haushalte, 8'000 kleine und mittlere Unternehmen sowie 100 Grosskunden in der Stadt Bern mit insgesamt 1'067 GWh Strom pro Jahr; zudem wurden 120 GWh Strom erneuerbare Energie an Dritte/ins Ausland verkauft. Dieser wird grösstenteils von Kraftwerken, an denen EWB beteiligt ist, bezogen. Ein kleinerer Teil wird von Drittanbietern gekauft oder in den eigenen Anlagen produziert.
2010 wurde der Atomausstieg in einer städtischen Volksabstimmung auf 2039 festgelegt.[4]
Der Strommix von EWB setzte sich im Jahr 2020 aus 15,5 % Kernkraft, 72,4 % Wasserkraft, 2,6 % Sonnenenergie, 1,4 % Biomasse, 7 % gefördertem Strom und 1,1 % Kehricht zusammen.[5] Ab 2020 werde das Produkt «ewb.Basis.Strom» zu 100 % aus Schweizer Wasserkraft bestehen.[6] Im Bezug auf die Kernenergie ist EWB mit 7,5 % am Kernkraftwerk Gösgen beteiligt. Im Bereich Wasserkraft hält EWB unter anderem eine 16,66-%-Beteiligung an den Kraftwerken Oberhasli.
Um für Elektroautos ein einheitliches Netz an Ladestationen aufzubauen, hat EWB im Juni 2017, zusammen mit den Energiedienstleistern Alpiq, EBM und Groupe E, die MOVE Mobility AG gegründet. In der Schweiz bietet MOVE über 800 eigene Ladestationen, weitere Tausende können in ganz Europa mitbenutzt werden.[7]
Wasserversorgung
EWB versorgt die Stadt Bern über sein 369 Kilometer langes Versorgungsnetz mit rund 14 Millionen m³ Trinkwasser. Darüber hinaus werden weitere acht angrenzende Gemeinden beliefert. Insgesamt gewann EWB (bzw. die Wasserverbund Region Bern AG) 2011 19.3 Millionen m³ Wasser, welches zum überwiegenden Teil aus Grundwasser stammt und versorgte damit über 200'000 Personen. Aufgrund erhöhter Pestizidrückstände, wurden in den letzten Jahren verschiedene Quellen und Fassungen stillgelegt, die über ungenügend grosse Schutzzonen verfügten oder anderen Gefährdungen ausgesetzt waren. Gleichzeitig wurde im Einzugsgebiet der verbleibenden Fassungen in Aeschau, Kiesen und in der Belpau die landwirtschaftliche Nutzung stark eingeschränkt oder ganz verboten.[8] Die Fassung Wehrliau in Muri bei Bern ist ebenfalls an das Versorgungsnetz angeschlossen.
Das Trinkwassernetz von Energie Wasser Bern versorgt auch die überwiegende Mehrheit der öffentlichen Brunnen in Bern mit Trinkwasser, dessen Qualität regelmässig überprüft wird.[9]
Erdgas
Über sein 347 Kilometer langes Netz beliefert Energie Wasser Bern Kunden in Bern sowie in rund ein Dutzend Gemeinden in der Umgebung mit insgesamt 1'727 GWh Erdgas, welches vom Gasverbund Mittelland und zu einem kleinen Teil von der ARA Region Bern bezogen wird. Seit Ende 2010 kann lokal produziertes und CO2-neutrales Biogas bezogen werden.
Abfallwesen
In der städtischen Kehrichtverwertungsanlage werden Abfälle aus der Stadt und Agglomeration Bern verbrannt. Die daraus entstehende Energie wird als Strom sowie als Fernwärme genutzt. 2019 wurden insgesamt 138'194 Tonnen Abfall verwertet und dabei 75,4 GWh Strom sowie 283,2 GWh Fernwärme produziert. Der Brennstoffmix für die Fernwärme bestand 2019 aus 50 % Kehricht, 38 % Holz und 12 % Erdgas. 2018 hat die Energiezentrale Forsthaus (KVA) über 156 Tausend Tonnen Kohlendioxid (CO2) emittiert[10].
Weblinks
Einzelnachweise
- Energiezentrale Forsthaus West in Bern (Schweiz) - Kraftanlagen. Abgerufen am 22. Oktober 2020.
- German Architects: Energiezentrale Forsthaus Graber Pulver Architekten AG. Abgerufen am 22. Oktober 2020.
- BauNetz Media GmbH: Energiezentrale Forsthaus, Bern | Graber Pulver Architekten, Zürich. Abgerufen am 22. Oktober 2020.
- Stadt Bern verzichtet ab 2039 auf Nutzung von Atomstrom. In: bern.ch. 28. November 2010, abgerufen am 17. Dezember 2020.
- www.stromkennzeichnung.ch, abgerufen am 4. September 2021
- Kein Atomstrom mehr in Berner ewb-Produkten. In: bernerzeitung.ch. 15. August 2019, abgerufen am 16. August 2019.
- https://www.move.ch/
- EWB und Wasserverbund Region Bern: Gemeinsame Medienmitteilung In: wvrb.ch, 3. Juli 2017; abgerufen am 14. Dezember 2017.
- Trinkwasserqualität. Die Trinkwasserqualität in der Stadt Bern wird regelmässig überprüft. In: bern.ch. Informationsdienst der Stadt Bern, 17. November 2015, abgerufen am 13. Februar 2018.
- Eintrag der Energiezentrale Forsthaus (KVA) im Schadstoffregister SwissPRTR. In: admin.ch. Abgerufen am 17. November 2020.