Emil Loteanu
Emil Wladimirowitsch Loteanu (* 6. November 1936 in Clocuşna (Großrumänien); † 18. April 2003 in Moskau) war ein moldauisch-russischer Filmregisseur und Theaterschauspieler.
Leben
Emil Wladimirowitsch Loteanu wurde am 6. November 1936 im bessarabischen Dorf Clocuşna geboren, das sich heute im Rajon Ocnița in der Republik Moldau befindet. Zu dieser Zeit gehörte das Dorf zu Großrumänien. Die Familie Loteanu ist ukrainischer Abstammung, ursprünglich lautete der Name Lototskii.
Seine väterlichen Vorfahren stammten aus Buchenland. Nach der Annexion Bessarabiens durch die Sowjetunion zog er mit seiner Familie nach Bukarest. Nach dem Tod seines Vaters hatte er auch den Kontakt zur Mutter verloren, die nach Rumänien gezogen war. So verbrachte Loteanu sein frühes Leben auf der Straße und schlief in Lagerhäusern und Herbergen. Von 1953 bis 1955 studierte er an der Schauspielfakultät des Tschechow-Kunsttheaters Moskau und schauspielerte währenddessen am Puschkin-Theater. Im Jahre 1962 absolvierte er das Gerassimow-Institut für Kinematographie und arbeitete danach bis 1973 als Regisseur im Studio Moldova-Film, wo er 1963 sein Spielfilmdebüt mit dem revolutionären, heldenhaften Diplomfilm Ждите Нас На Рассвете (deutsch Erwartet uns bei Tagesanbruch) gab.
Des Weiteren drehte Loteanu 1966 einen Film über die moldauischen Hirten mit dem Titel Красные Поляны (deutsch Rote Lichtungen). Im Jahre 1968 trat er in die Kommunistische Partei der Sowjetunion ein. Der Regisseur schilderte 1971 in seinem Filmgedicht Лаутары (deutsch Geächtet und geliebt) das Leben der Volksmusiker. Die Filmmusik wurde von Eugen Doga (* 1937) eingespielt und war der Beginn einer langen Zusammenarbeit. Der Film gewann die Silberne Muschel beim Festival Internacional de Cine de San Sebastián (SSIFF).[1]
Ab 1973 arbeitete Loteanu im Studio der Mosfilm. Mit den dort entstandenen Filmadaptionen von Maxim Gorkis Макар Чудра und Anton Pawlowitsch Tschechows Драма на охоте (deutsch Ein Drama auf der Jagd) sowie einer Filmbiographie über Anna Pawlowa, der großen russischen Ballerina, wurde er bekannt. Mit dem Film Табор Уходит В Небо (deutsch Das Zigeunerlager zieht in den Himmel / Wenn die Zigeuner ziehen) gewann er beim SSIFF 1976 die Goldene Muschel.[2] Dogas Walzer aus dem 1978 veröffentlichten Film Мой Ласковый И Нежный Зверь (deutsch Drama auf der Jagd), bei dem Loteanu Regie führte, wurde weltberühmt. Mit Michael Powell brachte Loteanu 1983 die internationale Koproduktion Anna Pavlova – A Woman For All Time (deutsch Anna Pawlowa – Ein Leben für den Tanz) heraus, die den US-amerikanischen Regisseur Martin Scorsese in einer Cameo-Rolle zeigte.[3]
Loteanu heiratete 1979 die Schauspielerin Galina Wiktorowna Beljajewa, die in seinen Filmen Мой Ласковый И Нежный Зверь und Anna Pavlova – A Woman For All Time die Hauptrolle spielte. Ihre stürmische Ehe hielt fünf Jahre, zusammen hatten sie ein Kind.
In den späten 1980er-Jahren kehrte Loteanu zur Moldova-Film zurück und arbeitete im moldauischen Fernsehen, wo er 1987 Mihai Eminescus Gedicht Luceafărul (deutsch Der Abendstern) verfilmte. Von 1987 bis 1992 war er Präsident der Union der Kameraleute der Moldauischen Republik (moldauisch Unionea Cineaștilor din Republica Moldova). Am Chișinău Institute of Arts gab er Theaterschauspielunterricht. Basierend auf Tschechows Медведь (deutsch Der Bär) und Свадьба (deutsch Die Hochzeit) inszenierte er 1998 am Moskauer Kunsttheater Maxim Gorki das Stück Unconditionally Yours, Antosha Chekhonte. Außerdem ist er Autor mehrerer Sammlungen von Gedichten und Kurzgeschichten sowie der Drehbücher seiner Filme und nicht zuletzt der Gedichte für den 1981 erschienenen Film Das achte Weltwunder.
Zwölf Jahre lang war Loteanu stets um die finanzielle Förderung seiner Filme bemüht. Als Loteanu schließlich die Finanzierung seines eigenen Filmprojekts Yar erhielt, war es ihm nicht mehr möglich, dieses zu vollenden. Im Alter von 66 Jahren starb er am 18. April 2003 in Moskau an einem Krebsleiden, das seine Ehefrau und seine Ärzte vor ihm geheim hielten. Beigesetzt wurde er auf dem Wagankowoer Friedhof in Moskau.[4]
Filmographie
- Skorlupa (1993)
- Luceafărul (deutsch Der Abendstern; 1987)
- Anna Pavlova – A Woman For All Time (deutsch Anna Pawlowa – Ein Leben für den Tanz, auch Mein liebes zärtliches Tier; 1983)
- Мой Ласковый И Нежный Зверь (deutsch Drama auf der Jagd; 1978)
- Табор Уходит В Небо (deutsch Das Zigeunerlager zieht in den Himmel / Wenn die Zigeuner ziehen; 1976)
- Ekho goryachey doliny (1974)
- Лаутары (deutsch Geächtet und geliebt; 1971)
- Akademik Tarasevich (1970)
- Śis Mirklis / Это Мгновение (1968)
- Freska na belom (1967)
- Красные Поляны (rumänisch: Poienile roșii; deutsch Rote Lichtungen; 1966)
- Ждите Нас На Рассвете (deutsch Erwartet uns bei Tagesanbruch; 1963)
- Zhil-byl malchik (1960)
- Bolshaya gora (1959)
Weblinks
- Emil Loteanu in der Internet Movie Database (englisch)
- Emil Loteanu bei Turner Classic Movies (englisch, derzeit von Deutschland aus nicht zugänglich)
- Emil Loteanu in der Datenbank von Find a Grave (englisch)
- Jason Buchanan: Emil Lotyanu. AllMovie, abgerufen am 30. November 2020.
Einzelnachweise
- 20 edition. 1972 Awards. 10–19 july. San Sebastian International Film Festival, abgerufen am 30. November 2020.
- 24 edition. 1976 Awards. 11–22 September. San Sebastian International Film Festival, abgerufen am 30. November 2020.
- Anna Pawlowa – Ein Leben für den Tanz (1983– ). Full Cast & Crew. IMDb.com, abgerufen am 30. November 2020.
- Проводить Лотяну пришли его любимые женщины Романтика советского кинематографа похоронили на Ваганьковском кладбище. Комсомольская Правда, 22. April 2003, abgerufen am 30. November 2020.