Elli Schmidt
Elli Paula Schmidt (* 9. August 1908 in Schöneberg[1]; † 30. Juli 1980 in Berlin) war Kandidatin des Politbüros des ZK der SED und Vorsitzende des DFD in der DDR.
Leben
Schmidt wurde als Tochter des Schutzmannes Otto Schmidt und dessen Ehefrau Johanna geb. Braungardt in der elterlichen Wohnung in der Belziger Straße 58 (heute Nr. 31) in Schöneberg geboren. Nach dem Besuch der Volksschule lernte sie 1922 bis 1926 den Beruf der Schneiderin und arbeitete bis 1932 in dieser Tätigkeit. Sie trat 1926 dem Arbeitersportverein Fichte und 1927 dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands sowie der KPD bei und war Mitglied der erweiterten Leitung der KPD-Bezirksleitung von Berlin-Brandenburg. 1932 bis 1934 besuchte sie die Internationale Lenin-Schule der Kommunistischen Internationale in Moskau. Bis 1937 arbeitete sie illegal für die KPD in Deutschland, u. a. als Gewerkschaftsinstrukteurin für den Bezirk Niederrhein.[2] Von 1935 bis 1946 war sie als einzige Frau Mitglied des Zentralkomitees der KPD. 1937 bis 1940 war sie Mitarbeiterin der KPD-Leitungen in Prag und Paris; danach lebte sie in der UdSSR, wo sie unter dem Pseudonym Irene Gärtner u. a. als Mitarbeiterin der Frauensendungen des Deutschen Volkssenders sowie im Nationalkomitee Freies Deutschland tätig war.
Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland 1945 war Schmidt Mitglied des ZK der KPD und Mitunterzeichnerin des KPD-Aufrufes vom Juni 1945. Sie leitete als Vorsitzende den Frauenausschuss des Magistrats von Groß-Berlin. 1945/1946 war sie Mitglied der KPD-Landesleitung von Groß-Berlin. Mit der Zwangsvereinigung von SPD und KPD wurde sie Mitglied der SED. Sie war von 1946 bis 1953 Mitglied des Parteivorstandes und Zentralkomitees und des Zentralsekretariats der SED sowie bis 1948 Stadtverordnete von Berlin. Von April 1946 bis Mai 1949 leitete sie gemeinsam mit Käthe Kern das SED-Frauensekretariat.
Sie wurde 1947 Mitglied des DFD-Vorstandes und 1948 erste Vorsitzende des Demokratischen Frauenbundes Berlin (DFB) und 1949 erste Vorsitzende des DFD, Mitglied der Exekutive bzw. des Rates der Internationalen Demokratischen Frauenföderation sowie 1950 bis 1954 Abgeordnete der Volkskammer. 1950 wurde sie Kandidatin des Politbüros des ZK der SED.
1953 wurde sie wegen ihrer scharfen Kritik an Walter Ulbricht und Unterstützung von Wilhelm Zaisser und Rudolf Herrnstadt ihrer leitenden Funktionen in der SED und im DFD enthoben und 1954 nach einer Parteirüge aus dem ZK der SED ausgeschlossen. Sie arbeitete bis 1967 als Direktorin des Instituts für Bekleidungskultur (später Deutsches Modeinstitut). Am 29. Juli 1956 wurde Schmidt vom ZK der SED rehabilitiert.
Sie erhielt 1965 den Vaterländischen Verdienstorden, 1968 die Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden in Gold[3] und 1978 den Karl-Marx-Orden.
Elli Schmidt lebte bis 1949 mit Anton Ackermann zusammen und hatte mit ihm zwei Kinder.
Ihre Urne wurde in der Grabanlage Pergolenweg der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt.
Literatur und Quellen
- Horst Laude, Helmut Müller-Enbergs: Elli Schmidt. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Dietz, Berlin 2004, ISBN 3-320-02044-7, S. 673–674.
- Elli Schmidt: Den Tag des Sieges erlebte ich in Moskau. In: Im Zeichen des roten Sterns. Erinnerungen. Dietz Verlag Berlin 1974, S. 205–220.
- Elli Schmidt: Wir schufen die einheitliche demokratische Frauenorganisation. In: Die ersten Jahre. Erinnerungen. Dietz Verlag Berlin 1985, S. 284–292.
- Bundesarchiv SAPMO SgY30/1305 (Lebenslauf und Erinnerungen)
- Landesarchiv Berlin CRep 102 Nr. 164 Bd. 1 (Elli Ackermann geb. Schmidt, amerikanischer Fragebogen für die Berliner Stadtverordneten 1946)
Einzelnachweise
- Geburtsurkunde Nr. 2086/1908, StA Schöneberg I
- Der Wiederaufbau der KPD auf www.gewerkschaftsprozesse.de
- Neues Deutschland, 30. August 1968, S. 4.
Weblinks
- Elli Schmidt über die Rolle der Frau im Nachkriegsdeutschland, 27. Januar 1946 RealAudio, 2:51 min
- Nachlass Bundesarchiv NY 4106