Eisenbahnunfall von Amagasaki
Der Eisenbahnunfall von Amagasaki (japanisch: JR福知山線脱線事故 / jeiāru-fukuchiyama-sen dassen jiko / Entgleisungsunfall an der JR-Fukuchiyama-Linie), ereignete sich wegen überhöhter Geschwindigkeit am 25. April 2005 um 9:18 Uhr in Amagasaki, Präfektur Hyōgo, Japan.
Ausgangslage
Auf der Fukuchiyama-Linie befindet sich zwischen dem Bahnhof Tsukaguchi und dem Bahnhof Amagasaki eine enge Kurve, in der eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 70 km/h bestand.
Ein mit rund 700 Fahrgästen besetzter[1] Schnellzug der Eisenbahngesellschaft JR Nishi-Nihon (JR West) fuhr hier auf den Bahnhof Amagasaki zu. Er hatte am Bahnhof Itami den Haltepunkt überfahren, zurücksetzen müssen und dadurch eine Verspätung von 80 Sekunden eingefahren. Der 23-jährige Triebfahrzeugführer versuchte nun – bei einem sehr knapp gestalteten Fahrplan –, die Verspätung durch höhere Geschwindigkeit wieder aufzuholen.
Hergang
Der Zug durchfuhr die Kurve, wohl um die Verspätung aufzuholen, mit 116 km/h Geschwindigkeit, 46 km/h über der maximal erlaubten Geschwindigkeit. Das führte zunächst dazu, dass dessen Fahrzeuge nur noch mit den Rädern der linken Seite, der äußeren Seite der Kurve, die Schienen berührten.[2] Der Triebfahrzeugführer erkannte wohl die stark überhöhte Geschwindigkeit und führte eine Bremsung mit der Betriebsbremse durch, ohne eine Schnellbremsung einzuleiten. Wahrscheinlich um eine zusätzliche Meldung zu vermeiden, da ihm schon wegen der geringen Verspätung eine strenge sowie unbeliebte Nachschulung drohte. Der Zug entgleiste. Die ersten beiden Wagen des Zuges stürzten ins Erdgeschoss eines angrenzenden Mehrfamilienwohnhauses.
Folgen
107 Menschen im Zug kamen ums Leben, darunter auch der Triebfahrzeugführer, 549 wurden verletzt. In dem Mehrfamilienwohnhaus wurde niemand verletzt.
Der Abschlussbericht der Untersuchungskommission für Luftfahrt- und Zugunglücke[3] wies dem Lokomotivführer des Zuges die Hauptverantwortung zu, bemängelte aber auch zu knapp kalkulierte Fahrpläne und mangelhafte Fahrerausbildung.[4][5] Die Kommission forderte die JR Nishi-Nihon auf, ihre Fahrerausbildung zu verbessern und beim Erstellen von Fahrplänen erhöhte Rücksicht auf die Sicherheit zu nehmen.[6]
Im Juli 2009 klagte die Bezirksstaatsanwaltschaft Kōbe (Kōbe chihō kensatsu-chō) den Präsidenten von JR Nishi-Nihon, Masao Yamazaki, wegen fahrlässiger Tötung an. Yamazaki erklärte daraufhin seinen Rücktritt, bestritt aber eine juristische Verantwortung. Der Prozess gegen Yamazaki begann im Dezember 2010.[7][8] Im Januar 2012 wurde er freigesprochen.[9]
Einzelnachweise
- Japan Railway & Transport Review No. 42 (pp.70–72), Topics, March–July 2005.
- Train balanced on left wheels for last 100 meters, police say. In: The Japan Times. 3. Mai 2005, abgerufen am 25. April 2009 (englisch).
- 航空・鉄道事故調査委員会: 鉄道事故調査報告書・西日本旅客鉄道株式会社 福知山線塚口駅~尼崎駅間 列車脱線事故. 運輸安全委員会, 28. Juni 2007, abgerufen am 14. September 2014 (japanisch).
- Organizational problems behind fatal derailment: JR West. In: The Japan Times. 15. Dezember 2005, abgerufen am 25. April 2009 (englisch).
- Editorial: Driving a train under pressure. In: The Japan Times. 9. Januar 2007, abgerufen am 25. April 2009 (englisch).
- JR, train driver faulted in final report on crash. In: The Japan Times. 29. Juni 2007, abgerufen am 25. April 2009 (englisch).
- JR West president indicted over crash. Negligence charge stems from deadly '05 derailment. In: The Japan Times. 9. Juli 2009, abgerufen am 9. Juli 2009 (englisch).
- Ex-JR West chief denies crash guilt. Charged with negligence, Yamazaki says accident couldn't be foreseen. In: The Japan Times. 22. Dezember 2010, abgerufen am 22. Dezember 2010 (englisch).
- Court clears former JR chief in '05 derailment. Deadly crash could not have been foreseen. In: The Japan Times. 11. Januar 2012, abgerufen am 11. Januar 2012 (englisch).