Einsatzgruppenversorger Klasse 702
Die Einsatzgruppenversorger der Klasse 702 (EGV), auch Berlin-Klasse, sind Versorgungsschiffe der Deutschen Marine, die der logistischen und sanitätsdienstlichen Unterstützung gemischter Einsatzgruppen dienen. Sie sind die größten Schiffe der deutschen Marine und nach Städten benannt, in denen deutsche Parlamente ihren Sitz hatten oder haben. In Kanada wurde in einem Wettbewerb das Design der Berlin-Klasse am 2. Juni 2013 für die zwei neuen „Joint Support Ships“ (Protecteur-(II)-Klasse) der Royal Canadian Navy ausgewählt.[6]
EGV Berlin (A 1411) (Aufnahmejahr 2003) | ||||||||||||||
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Allgemeines
EGV versorgen Schiffe mit Betriebsstoffen, Verbrauchsgütern, Proviant und Munition und sind so ausgerüstet, dass sie diese Güter während der Fahrt von Schiff zu Schiff übergeben können.[7] Zwei Hubschrauber dienen dem Transport von Personen und Material.
Die Deutsche Marine besitzt drei Einsatzgruppenversorger, Typschiff ist der Versorger Berlin (A 1411). Die Berlin wurde am 30. April 1999 getauft, am 11. April 2001 erfolgte die Indienststellung. Die Frankfurt am Main wurde am 5. Januar 2001 durch die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth getauft und am 27. Mai 2002 in Dienst gestellt. Daraufhin wurden die letzten drei verbliebenen älteren Versorger der Lüneburg-Klasse außer Dienst gestellt.
Die Beschaffung des dritten Schiffs wurde am 17. Dezember 2008 bewilligt. Es wurde am 17. April 2012 in Emden auf den Namen Bonn getauft[8] und am 13. September 2013 in Dienst gestellt.[1]
Der Kaufpreis des dritten Schiffes umfasst ein größeres Leistungspaket, das neben der Herstellung der Versorgungsreife technische Verbesserungen und eine zusätzliche Radaranlage für die Hubschrauberleitung für alle drei Schiffe enthält.[9] Er ist mit ca. 350 Millionen Euro etwa dreimal so hoch wie bei den beiden ersten Schiffen.[10] Weitere Modifikationen der Bonn betreffen die Antriebsanlage, die elektrische Energieerzeugung, die Sanitätseinrichtungen, das Rettungssystem und die Beiboote.[4]
In den kommenden Jahren werden alle drei Einsatzgruppenversorger umfassend modernisiert.[11]
Ausrüstung und Bewaffnung
Zur Selbstverteidigung sind die EGV der Marine mit vier Marineleichtgeschützen MLG 27 und vier schweren Maschinengewehren bewaffnet.[12] Außerdem werden Fliegerfäuste und bei Bedarf auch zwei Sea King MK41[A 1] mitgeführt. Die Bordhubschrauber dienen vorrangig Rettungseinsätzen, können aber auch Versorgungsgüter vom Schiff transportieren und sind zu ihrem eigenen Schutz mit einem Maschinengewehr M3M und Täuschsystemen ausgestattet. Das Flugdeck erlaubt auch den Einsatz größerer Hubschrauber.
Versorgungseinrichtungen
Mit dem Ladegeschirr der EGV können Versorgungsgüter während der Fahrt und im Hafen unabhängig umgeschlagen werden.[5]
Die Beladungskapazität der EGV beträgt:
- 84 Containerstellplätze
- Transportkapazität:
- 7600 t Schiffsdiesel,
- 490 t Flugkraftstoff,
- 126 t Schmieröl,
- 71 t Frischwasser,
- 100 t Verbrauchsgüter,
- 1075 t Festgüter
- 230 t Proviant
Die EGV können außerdem die Entsorgung von Abwasser und Müll der versorgten Einheiten übernehmen.
Sanitätsdienstliche Ausstattung
Zur sanitätsdienstlichen Unterstützung als Lazarettschiff können die EGV mit einem sogenannten Marineeinsatzrettungszentrum (MERZ) ausgerüstet werden. Nach dem Brand eines Containersatzes MERZ steht nur noch eine Einrichtung für die Berlin zur Verfügung.[13] Das MERZ-System besteht aus einem Verbund von 26 ISO-Spezialcontainern, die ein zwei-geschossiges Deckshaus bilden und an das Bordversorgungsnetz angeschlossen sind. In den Containern befinden sich Untersuchungszimmer, Operationsräume, Diagnose- und Therapieeinrichtungen sowie Labore. Eine Bettenstation unterdeck anstelle eines Laderaumes ist für die Versorgung von 45 Patienten ausgelegt.[2][5]
Auf allen drei Schiffen wird ein neues MERZ fest installiert und als integriertes MERZ (iMERZ) bezeichnet. Es verfügt über eine Krankenstation, zwei OP-Säle, einen Röntgenraum, eine zahntechnische Abteilung und diverse Labore.[13][11]
Für ihren Einsatz im Rahmen der NATO-Aktivität in der Ägäis ab April 2020 während der COVID-19-Pandemie wurde die Berlin zeitweise mit einer Einrichtung zur Corona-Testung ausgestattet, die von Spezialisten des Schifffahrtmedizinischen Instituts der Marine betrieben wurde.[13]
- Bug der Berlin (A1411)
- Seeversorgungsstationen und Krane der Berlin
- „MERZ“ an Deck der Berlin
- Flugdeck und Hangar der Frankfurt am Main
Einheiten
Die Deutsche Marine betreibt drei Versorger, die alle dem Trossgeschwader in Wilhelmshaven unterstellt sind.
Kennung | Name | Rufzeichen | Werft | Stapellauf | Indienststellung |
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A 1411 | Berlin | DRKA | Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) | 30. April 1999 | 11. April 2001 |
A 1412 | Frankfurt am Main | DRKB | Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) | 5. Januar 2001 | 27. Mai 2002 |
A 1413 | Bonn | DRKC | Peene-Werft, FSG, TKMS (Nordseewerke), FLW | 27. April 2011 | 13. September 2013[1] |
Zwei Versorgereinheiten werden durch die Seaspan Marine Corporation in Vancouver gebaut. Sie sollen die beiden Schiffe der Protecteur-(I)-Klasse ersetzen. Die Einheiten sollten ursprünglich nach der Schlacht von Queenston Heights sowie der Schlacht am Châteauguay benannt werden und 2017 einsatzfähig sein.[14] Aufgrund massiver Verzögerungen erhalten sie letztendlich die Namen der 2015/2016 außer Dienst gestellten Vorgängerschiffe.[15] Die kanadische Regierung geht davon aus, dass die Schiffe ab 2023 ausgeliefert werden.[16]
Kennung | Name | Rufzeichen | Werft | Stapellauf | Indienststellung |
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HMCS Protecteur (ursprünglich Queenston) | Seaspan Marine Corporation, North Vancouver | in Bau | |||
HMCS Preserver (ursprünglich Châteauguay) | Seaspan Marine Corporation, North Vancouver | bestellt |
Weblinks
- Einsatzgruppenversorger „Berlin“-Klasse (702) auf der Website der Marine
Anmerkungen
- Die Hubschrauber gehören zum Marinefliegergeschwader 5 und werden nur bei Bedarf im Rahmen der Verfügbarkeit an Bord stationiert.
Einzelnachweise
- Indienststellung Einsatzgruppenversorger „Bonn“. In: presseportal.de. 10. September 2013, abgerufen am 12. September 2013.
- Marineeinsatzrettungszentrum (MERZ). In: marine.de. Abgerufen am 24. Juni 2016.
- Einsatzgruppenversorger „Berlin“-Klasse (702). In: marine.de. Abgerufen am 24. Juni 2016.
- Dirk Weber, Gunther Brückner: Taufe des dritten EGV auf den Namen Bonn. In: Marineforum. Nr. 6, 2012, S. 20 ff. (marine-offizier-vereinigung.de (Memento vom 11. Dezember 2013 im Internet Archive) [PDF; abgerufen am 29. August 2019]).
- Der Einsatzgruppenversorger (EGV). In: marine.de. Abgerufen am 24. Juni 2016.
- Joint Support Ship Design Selected. In: forces.gc.ca. Kanadisches Verteidigungsministerium, 2. Juli 2013, abgerufen am 14. August 2013 (englisch).
- Ralph Emmerich: Einsatzgruppenversorger. In: Soldat und Technik. Nr. 7, 1992, S. 481–485.
- Neuer Einsatzgruppenversorger auf den Namen „Bonn“ getauft. In: marine.de. 17. April 2012, abgerufen am 6. Dezember 2013.
- Bericht. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) In: dmkn.de. MarineForum, 4-2009, ehemals im Original; abgerufen am 29. August 2019. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Deutsche Werften bauen Transportschiff zu hohem Preis (Memento vom 13. März 2010 im Internet Archive) In: tagesschau.de. Abgerufen am 10. März 2010.
- marineforum online: Die Container haben ausgedient abgerufen am 6. Dezember 2021
- Einsatzgruppenversorger der Berlin-Klasse. Abgerufen am 1. Februar 2022.
- Matthias Faermann: Auf dem Weg zum iMERZ - Notfall-Krankenhäuser an Bord. In: Leinen los! Heft 6/2020, S. 15
- Jubilation greets billion shipbuilding contract. In: vancouversun.com. The Vancouver Sun, 20. Oktober 2011, abgerufen am 26. November 2013 (englisch).
- Canada renames upcoming support ships as Protecteur-class vessels. In: janes.com. Jane’s Information Group, 14. September 2017 (englisch).
- Joint support ship. Government of Canada, abgerufen am 8. August 2020 (englisch).