Ein Abschied
Ein Abschied ist eine Novellette von Arthur Schnitzler, die am 2. Februar 1896 in der Literaturzeitschrift Neue Deutsche Rundschau in Berlin erschien.[1] Sie wurde in Schnitzlers Novelletten-Sammlung Die Frau des Weisen, S. Fischer Verlag 1898 aufgenommen.
Inhalt
Besorgt wartet der Junggeselle Albert, ein vermögender Nichtstuer, auf den heimlichen Besuch seiner jungen, schönen Geliebten Anna. Denn der letzte Besuch Annas, einer verheirateten Frau, liegt bereits fünf Tage zurück. Albert patrouilliert dann vor dem Wohnhaus der Geliebten. Schließlich hält er die Ungewissheit nicht länger aus und schickt einen Dienstmann vor. Die Hausherrin sei erkrankt. Von Kopftyphus ist die Rede. Albert will die Sterbende noch einmal sehen, wagt sich aber nicht ins Haus. Er fürchtet die Duellforderung des Ehemannes. Endlich ringt Albert sich durch. Er verlässt – zur Verwunderung seines Dieners – in aller Herrgottsfrühe die Wohnung und dringt ungehindert zu Anna vor. Die Geliebte ist „vor einer halben Stunde“ gestorben. Am Sterbebett kniet der Witwer und dankt Albert mit tränenerstickter Stimme flüsternd für die Kondolenz. Albert ist es so, als ob Anna verächtlich lächelte. Und er liest von dem Gesicht der Toten eine Forderung ab: Albert soll dem Ehemann alles sagen. Doch der Eindringling stiehlt sich wortlos davon. Er darf ja nicht mit den anwesenden Angehörigen nebenan trauern. Im Gehen ist es Albert so, als hätte ihn Anna davongejagt, weil er sie verleugnet hat.
Rezeption
Schnitzler selbst verfasste 1897 eine Variation auf das Thema in seiner Novelle Die Toten schweigen.
Jenes spöttische Lächeln, das der Liebhaber auf den Lippen der Toten sehen will, sei Ausdruck seines lange verborgen gebliebenen, nun hervorbrechenden Schuldgefühls. In Verbindung mit seiner Theorie vom „Unbewussten“, dem „Ich“ und dem „Es“ hatte Freud postuliert, das Ich sei „nicht Herr im eigenen Haus“. Schnitzler male das aus, wenn er Albert schildert.[2]
Verfilmung
- „Abschiede“. 1. Teil nach „Ein Abschied“ von Arthur Schnitzler; 2. Teil nach der Erzählung „Abschied“ von Barbara Frischmuth. Regie: Gedeon Kovacz. ZDF, ORF 1986 mit Karlheinz Hackl und Mijou Kovacs
Weblinks
- Der Text bei Zeno.org
Literatur
- Quelle
- Arthur Schnitzler: Ein Abschied. S. 108–125 in Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl. Erzählungen 1892 - 1907. Mit einem Nachwort von Michael Scheffel. S. Fischer, Frankfurt am Main 1961 (Ausgabe 2004). 525 Seiten, ISBN 3-10-073552-8
- Erstausgabe in Buchform
- Ein Abschied. Neben Die Toten schweigen, Blumen, Die Frau des Weisen und Der Ehrentag, enthalten in: Arthur Schnitzler: Die Frau des Weisen. Novelletten. S. Fischer Verlag, Berlin 1898.[3]
- Sekundärliteratur
- Michaela L. Perlmann: Arthur Schnitzler. Sammlung Metzler, Bd. 239. Stuttgart 1987. 195 Seiten, ISBN 3-476-10239-4
- Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A – Z. S. 555, 2. Spalte, 24. Z.v.u. Stuttgart 2004. 698 Seiten, ISBN 3-520-83704-8
Einzelnachweise
- Quelle, S. 521, dritter Eintrag
- Perlmann, S. 139, 18. Z.v.u. bis S. 140, 8. Z.v.o.
- Quelle, S. 521, zweiter Eintrag