Egon Ranzi

Egon Ranzi (* 3. März 1875 i​n Wien; † 25. Juni 1939 ebenda) w​ar ein österreichischer Chirurg u​nd Hochschullehrer i​n Wien u​nd Innsbruck.

Leben

Als Sohn e​ines Südtiroler Rechtsanwalts besuchte Ranzi d​as Schottengymnasium i​n Wien. Von 1893 b​is 1899 studierte e​r Medizin a​n der Universität Wien. Schon v​or dem Examen u​nd der Promotion (1899) arbeitete e​r bei Carl Toldt i​n der Anatomie. Um d​ie Jahrhundertwende w​ar er Assistent i​m Garnisonsspital I u​nd bei Anton Weichselbaum i​n der Pathologie. 1902 begann e​r (wie Hans v​on Haberer u​nd später Burghard Breitner) d​ie chirurgische Ausbildung b​ei Anton Eiselsberg. 1909 habilitiert u​nd seit 1912 a.o. Professor, w​urde er 1919 z​um Vorstand d​er I. Chirurgischen Abteilung d​er Rudolfstiftung i​n Wien gewählt.

1924 erhielt e​r den Ruf a​uf den Lehrstuhl d​er Universität Innsbruck. 1929/30 w​ar er Dekan d​er Medizinischen Fakultät.

1932 w​urde er i​n Wien Nachfolger seines Lehrers Eiselsberg. 1937 w​urde er z​um Leiter d​er Reichsorganisation österreichischer Ärzte gewählt. Auch w​urde er Dekan d​er Medizinischen Fakultät.[1] Im autoritären Ständestaat w​urde er a​ls Vertreter d​er freien Berufe i​n den Bundeswirtschaftsrat berufen.

Sofort n​ach dem „Anschluss Österreichs“ (12. März 1938) w​urde Ranzi für s​echs Wochen i​m Polizeigefangenenhaus Elisabethpromenade[1] inhaftiert. Die kommissarische Leitung d​er Klinik übernahm Leopold Schönbauer. Wenig später w​urde er i​m Alter v​on 64 Jahren v​on den Nationalsozialisten i​n den Ruhestand gedrängt, s​ein Nachfolger a​ls Dekan w​urde Eduard Pernkopf.[2] Im Jahr darauf s​tarb er a​n einem Nierenleiden.

Werke

  • mit Hans Eppinger junior: Die hepato-lienalen Erkrankungen (Pathologie der Wechselbeziehungen zwischen Milz, Leber und Knochenmark). Springer, Berlin 1920
  • mit Julius Tandler: Chirurgische Anatomie und Operationstechnik des Zentralnervensystems. Springer, Berlin 1920
  • Paul Clairmont, Wolfgang Denk, Hans von Haberer, Egon Ranzi: Lehrbuch der Chirurgie, Anton von Eiselsberg gewidmet von seinen Schülern, 2 Bände. Springer, Wien 1930

Literatur

  • G. Oberkofler: Ranzi, Egon. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 418.
  • Paul Huber: Egon Ranzi zum Gedächtnis. Wiener Klinische Wochenschrift, 58. Jahrgang (1946), Heft 4, S. 53 f.
  • Gertrude Enderle-Burcel: Christlich – ständisch – autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes 1991, ISBN 3-901142-00-2, S. 190f.
  • Walter Mentzel: NS-Raubgut an der Medizinischen Universität Wien – am Beispiel der vertriebenen Mediziner Otto Fürth, Markus Hajek, Egon Ranzi, Carl J. Rothberger, Maximilian Weinberger und des Fotografen Max Schneider. In: Bruno Bauer, Christina Köstner-Pensel und Markus Stumpf: NS-Provenienzforschung an Österreichischen Bibliotheken. Anspruch und Wirklichkeit, Wolfgang Neugebauer Graz-Feldkirch 2011, S. 201 f. Digitalisat (PDF; 1,05 MB) auf eprints.rclis.org.

Einzelnachweise

  1. Walter Mentzel: NS-Raubgut an der Medizinischen Universität Wien – am Beispiel der vertriebenen Mediziner Otto Fürth, Markus Hajek, Egon Ranzi, Carl J. Rothberger, Maximilian Weinberger und des Fotografen Max Schneider. In: Bruno Bauer, Christina Köstner-Pensel und Markus Stumpf: NS-Provenienzforschung an Österreichischen Bibliotheken. Anspruch und Wirklichkeit, Wolfgang Neugebauer Graz-Feldkirch 2011, S. 201 f. Digitalisat (PDF; 1,05 MB) auf eprints.rclis.org.
  2. Eduard Pernkopf, Prof. Dr. auf der Geschichts-Webseite der Universität Wien vom 14. November 2017, abgerufen am 19. August 2019
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