Edzard I. (Ostfriesland)
Edzard I. (genannt „der Große“), (* Januar 1462 in Greetsiel; † 14. Februar 1528 in Emden) war Graf von Ostfriesland aus der ostfriesischen Adelsfamilie Cirksena.
Edzard war der zweite Sohn des Grafen Ulrich und der Theda Ukena. Nach dem frühen Tod des Vaters führte Theda allein die Regierung, ehe diese ab etwa 1480 schrittweise an ihren ältesten Sohn Enno überging. 1481 nahm Edzard zusammen mit seinem Bruder Otto (Uko) ein Studium des römischen Rechts an der alten Universität Köln (Universitas Studii Coloniensis) auf. Enno verunglückte 1491 tödlich, so dass Edzard, der 1492 von einer Pilgerfahrt nach Jerusalem zurückgekehrt war, wo er sich zum Ritter vom heiligen Grab hatte schlagen lassen, die Regierung über Ostfriesland zuerst noch gemeinsam mit seiner Mutter, und, als diese 1494 starb, zusammen mit seinem Bruder Uko übernahm.
Edzard I. ist vor allem durch die Unterwerfung der Häuptlinge Hero Omken aus dem Harlingerland und Edo Wiemken der Jüngere von Jever, die Begünstigung der Reformation in seinem Lande, die Schöpfung eines neuen Landrechts, die Reform des Münzwesens und die Einführung der Primogenitur im Hause der Cirksena hervorgetreten.
In der Außenpolitik führte ihn die Beteiligung an der Sächsischen Fehde in schwere Verwicklungen. Edzard nahm Partei gegen den kaiserlichen Statthalter der Niederlande, Herzog Georg von Sachsen, dessen Gewalt sich die Stadt Groningen nicht fügen wollte. Edzard versuchte seine Macht bei dieser Gelegenheit dauerhaft auf die Provinz Groningen auszudehnen. Von 1506 bis 1514 war er Besitzer der Stadt und Provinz Groningen. Dafür fiel Edzard in die Acht des Reiches und den Bann. Ostfriesland hat vonseiten des kaiserlichen Statthalters schwere Verwüstungen erfahren. Zuletzt sah sich Edzard gezwungen, Groningen zu räumen.
Erst als Karl V., der neue Herr der Niederlande, die Herrschaft angetreten hatte, gelang es Edzard, Gnade zu erlangen, von der Reichsacht befreit und mit Ostfriesland in seinen vorherigen Ausdehnungen belehnt zu werden. Es gelang ihm jedoch, 1517 das Jeverland unter seine Kontrolle zu bringen, indem er der Erbtochter Maria von Jever und ihren Schwestern versprach, sie mit seinen Söhnen zu verheiraten.
In der seit 1519 in Ostfriesland eindringenden Reformation duldete Edzard sowohl die lutherische als auch die zwinglische Richtung und sogar anderswo verfolgte Außenseiter, was unter seinen Nachfolgern zu erbitterten Streitigkeiten der Konfessionen führte.
Edzard I. ist am 14. Februar 1528 in Emden gestorben und hat im Kloster Marienthal zu Norden seine letzte Ruhestätte gefunden.
Familie
Am 27. Juli 1497 heiratete er Elisabeth von Rietberg († Juli 1512), mit der er sieben Kinder, drei Söhne und vier Töchter hatte. Seine Frau war eine Nichte des Münsteraner Bischofs Konrad. Da Edzard 1527 die Primogenitur eingeführt hatte, wurde nach der Entmündigung des ältesten Sohnes Ulrich wegen Geisteskrankheit sein zweiter Sohn Enno II. sein Nachfolger, der jedoch die Regierung gemeinsam mit seinem Bruder Johann führte. Von den Töchtern heiratete Margarethe (* 1500; † 15. Juli 1537) Philipp IV. von Waldeck.
Literatur
- Günther Möhlmann: Edzard I. der Große. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 317 f. (Digitalisat).
- Heinrich Schmidt: Edzard I. (PDF; 91 kB), in: Biographisches Lexikon für Ostfriesland
- Franz Xaver von Wegele: Edzard I. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 650.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Theda | Graf von Ostfriesland 1491–1528 | Enno II. |