Eduardo Chillida
Eduardo Chillida Juantegui (* 10. Januar 1924 in San Sebastián; † 19. August 2002 ebenda) war ein spanisch-baskischer Bildhauer und Zeichner. Er gehört zu den bedeutendsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts. Seine bekanntesten Werke sind große Skulpturen mit raumgreifenden Strukturen.
Leben
Chillida zog 1943 nach Madrid und studierte bis 1946 Architektur an der Universidad de Madrid. 1947 ließ er sein Architekturstudium hinter sich, um an der privaten Kunstakademie Círculo de Bellas Artes in Madrid Zeichnung zu studieren.[1] 1948 zog er nach Paris und richtete sich dort ein Atelier ein. Hier formte Chillida erste figürliche Plastiken aus Gips und Ton. 1949 sowie im darauffolgenden Jahr beteiligte er sich am Salon de Mai.
In San Sebastián heiratete Chillida 1950 Pilar de Belzunce[2] und kehrte 1951 nach San Sebastián zurück. Er bezog noch im selben Jahr eine Villa im benachbarten Hernani,[2] in der er sich ein Atelier mit eigener Schmiede einrichtete.[3] Die hier geschaffenen Entwürfe und erste Arbeiten in Schmiedetechnik schufen die Grundlage zu seinen späteren großen Werken in Eisenplastik.
Von 1959 bis 1977 nahm er an den documenta-Ausstellungen 2, 3, 4 und 6 in Kassel teil. In den 80er und 90er Jahren gab es bedeutende Retrospektiven seines Lebenswerks in New York, Bonn, Münster, Berlin, Frankfurt am Main und San Sebastián.
Noch zu Chillidas Lebzeiten eröffnete 2000 in Hernani das seinem Werk gewidmete Chillida-Leku-Museum mit einem Skulpturenpark, der sich über 12 Hektar erstreckt. Zum Jahresende 2010 wurde das Museum jedoch aufgrund von finanziellen Problemen infolge der Finanzkrise für die Öffentlichkeit geschlossen, die konservatorische Betreuung der Sammlung und der Leihverkehr der Werke für externe museale Ausstellungen wird fortgesetzt.[4][5] Es konnte seitdem nur nach vorheriger Vereinbarung besucht werden.[6]
Ende 2017 gab die Schweizer Galerie Hauser & Wirth bekannt, dass man sich mit den Erben auf eine exklusive Vertretung des Nachlasses geeinigt habe. Im Zuge der Vereinbarung wurde auch die Wiedereröffnung des Chilliada-Leku-Museums im April 2019 angekündigt.[7]
Sein jüngerer Bruder Gonzalo (1926–2008) war Maler.
Werke (Auswahl)
- Platzgestaltung Peines del Viento (Windkämme), Westende der Bucht La Concha, San Sebastián, 1977
- Eisenplastik Umarmung, Saarlandmuseum
- Eingangstüren der Basilika Unserer Lieben Frau von Arantzazu, 1960er Jahre
- Skulptur Monumento (Rumor de límites) vor dem Dreischeibenhaus, damals Thyssen-Hauptverwaltung, Düsseldorf, 1971[8]
- Skulptur Lurra, Essl Museum, Klosterneuburg/Wien, 1983
- Skulptur Ein Haus für Goethe, Taunusanlage, Frankfurt am Main, 1986
- Skulptur Elogio del Horizonte (dt. Lob des Horizonts), Gijón, Spanien, 1989
- Skulptur Toleranz durch Dialog auf dem Platz des Westfälischen Friedens, Münster, 1993
- Synagogenprojekt in Stommeln, 1995
- Skulptur Buscando la Luz (deutsch: Suche nach dem Licht) vor der Pinakothek der Moderne, München, 1997
- Steinskulptur Gurutz Aldare, St. Peter, Köln, 2000
- Skulpturenpark Chillida-leku, Hernani, Baskenland, 2000[9]
- Skulptur Berlin vor dem Bundeskanzleramt, Berlin, 2000
- Skulptur Begirari V, Raketenstation Hombroich, 2001
- Skulptur De Musica IV, Münsterplatz (Bonn), 2001
- Monumento (Rumor de límites) (1971) – vor dem Dreischeibenhaus, Düsseldorf
- Gudari (Krieger) (1975) – Neue Nationalgalerie Berlin
- Peine del viento (Windkämme) (1977) – Bucht von San Sebastian
- Elogio del Horizonte (1989) – Gijón (Spanien)
- Toleranz durch Dialog (1993) – Münster
- Buscando la Luz (1997) – Pinakothek der Moderne, München
- Besarkada XV (1998) – Baierbrunn
- Berlin (2000) – Bundeskanzleramt, Berlin
- Begirari V (2001) – Raketenstation Hombroich
- De Musica IV (2001) – Münsterplatz Bonn
Zitate
- „Nunca se conoce bastante ya que lo conocido oculta, en su interior lo desconocido“ - (Unser Wissen ist niemals umfassend - verbirgt doch das Wohlbekannte in seinem Inneren das Unbekannte.)
- „La verdadera importancia de la razón reside en el poder que tiene de hacernos comprender sus proprias limitaciones.“ - (Die wahre Bedeutung des Verstandes beruht auf dessen Vermögen, uns seine eigenen Grenzen zu vergegenwärtigen.)
- „Yo soy de los que piensan, y para mí es muy importante, que los hombres somos de algún sitio. Lo ideal es que seamos de un lugar, que tengamos las raíces en un lugar, pero que nuestros brazos lleguen a todo el mundo, que nos valgan las ideas de cualquier cultura.“ - (Ich bin einer von denen, die - und für mich ist das sehr wichtig - denken, dass Menschen von einem Ort stammen. Idealerweise stammen wir von einem Ort, haben unsere Wurzeln in einem Ort, aber unsere Arme strecken wir aus in die ganze Welt, lassen uns inspirieren von den Ideen der verschiedenen Kulturen.[9])
- „Mi vida ha sido una aventura, me la he jugado en cada obra. Mi vida y mi obra han consistido siempre en intentar hacer lo que no sabia hacer, y he pasado mi tiempo preguntando, dudando, buscando.“ - (Mein Leben ist ein Abenteuer gewesen, ich habe es bei jedem Werk auf's Spiel gesetzt. Mein Leben und mein Werk bestanden immer daraus, das zu tun versuchen, was ich nicht zu tun wusste, und so habe ich meine Zeit fragend, zweifelnd, suchend verbracht.[10])
Auszeichnungen
- Prix Kandinsky (1960)
- Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg (1966)
- Wolf-Preis (1984)
- Goslarer Kaiserring (28. September 1985)
- Prinz-von-Asturien-Preis (1987)
- Wahl zum Mitglied der American Academy of Arts and Sciences (1993)
- Wahl zum Mitglied der American Academy of Arts and Letters (1994)
- Piepenbrock Preis für Skulptur (2000)
- Auswärtiges Mitglied der Académie des Beaux-Arts (2001)
Literatur
- Claude Esteban: Chillida. Maeght, Paris 1971. (französisch)
- Martin van der Koelen: Eduardo Chillida · OPUS P.I; Werkverzeichnis der Druckgraphik 1959–1972. Chorus, Mainz 1999, ISBN 3-931876-11-X.
- Martin van der Koelen: Eduardo Chillida · OPUS P.II; Werkverzeichnis der Druckgraphik 1973–1985. Chorus, Mainz 1997, ISBN 3-931876-12-8.
- Martin van der Koelen: Eduardo Chillida · OPUS P.III; Werkverzeichnis der Druckgraphik 1986–1996. Chorus, Mainz 1996, ISBN 3-931876-03-9.
- Martin van der Koelen: Eduardo Chillida · OPUS P.IV; Werkverzeichnis der Druckgraphik 1966–2001. Chorus, Mainz 2005, ISBN 3-931876-44-6.
- Gisela Fiedler-Bender, Dorothea van der Koelen und Johann Schuierer: Dokumente unserer Zeit XVII: Eduardo Chillida – Papierarbeiten. Dorothea van der Koelen Verlag, Mainz 1994, ISBN 3-926663-17-0
- Elisabeth Guth: Der Zaubergarten Chillida-leku. In: art Das Kunstmagazin. 2001, Nr. 1, S. 62.
- Friedhelm Mennekes: Eduardo Chillida – Kreuz und Raum. Chorus Verlag, München 2001, ISBN 3-931876-40-3. (Leseprobe)
- Sabine Maria Schmidt: Eduardo Chillida, Die Monumente im öffentlichen Raum. Chorus, Mainz 2000, ISBN 3-931876-25-X. (Dissertation Uni Münster)
- Peter Dering: Eduardo Chillida – Grafiken und Skulpturen aus vier Jahrzehnten. Niggli Verlag, Sulgen/Zürich 2001, ISBN 3-906966-01-1.
- Klaus Bußmann: Eduardo Chillida – Hauptwerke. Chorus Verlag, Mainz/München 2003, ISBN 3-931876-48-9.
- Eduardo Chillida Juantegui, in: Internationales Biographisches Archiv 47/2002 vom 11. November 2002, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Literatur von und über Eduardo Chillida im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Eduardo Chillida im Katalog der Bibliothek des Instituto Cervantes in Deutschland
- Materialien von und über Eduardo Chillida im documenta-Archiv
- Museum Chillida-Leku in Hernani, Baskenland
- Eduardo Chillida - Skulpturen im öffentlichen Raum. Welt der Form
Einzelnachweise
- Francisco Calvo Seraller: Guggenheim Museum Bilbao Collection. Guggenheim Bilbao 2009, S. 503, ISBN 978-84-95216-61-8.
- Thomas M. Messer: Eduardo Chillida - eine Retrospektive. Schirn Kunsthalle Frankfurt, Frankfurt am Main 1993, S. 181.
- Chillida richtet sich Atelier mit Schmiede ein. eart.de, abgerufen am 30. Juni 2013.
- vgl. die Webseite des Museums (Memento vom 23. Juli 2011 im Internet Archive).
- Los últimos visitantes del Chillida-Leku. El País, 31. Dezember 2010 (spanisch, abgerufen am 9. Mai 2011).
- Museo Chillida Leku: Bienvenida (Memento vom 28. September 2018 im Internet Archive).
- Chillida Leku to reopen in April 2019. Hauser & Wirth, 14. Januar 2019.
- Ist das Kunst, oder kann das weg? FAZ vom 27. August 2013, Seite 27
- Website des Museo Chillida-Leku.
- Museo Chillida-Leku, 7. Auflage, 2007, S. 14