Drive My Car (Film)
Drive My Car (japanisch ドライブ・マイ・カー Doraibu mai kā) ist ein japanischer Spielfilm von Ryūsuke Hamaguchi aus dem Jahr 2021. Als Vorlage dienten dem Regisseur die gleichnamige Kurzgeschichte sowie die Kurzgeschichte Scheherazade von Haruki Murakami, die 2014 in der Sammlung Von Männern, die keine Frauen haben erschienen waren.[2][3]
Film | |
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Titel | Drive My Car |
Originaltitel | ドライブ・マイ・カー (Doraibu mai kā) |
Produktionsland | Japan |
Originalsprache | Japanisch |
Erscheinungsjahr | 2021 |
Länge | 179 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 12[1] |
Stab | |
Regie | Ryūsuke Hamaguchi |
Drehbuch | Ryūsuke Hamaguchi, Takamasa Ōe |
Produktion | Akihisa Yamamoto |
Musik | Eiko Ishibashi |
Kamera | Hidetoshi Shinomiya |
Besetzung | |
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Das Drama wurde am 11. Juli 2021 im Wettbewerb der 74. Internationalen Filmfestspiele von Cannes uraufgeführt, wo es mehrfach preisgekrönt wurde. Anfang 2022 wurde das Werk mit dem Golden Globe Award als Bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet. Im selben Jahr erhielt Drive My Car vier Oscar-Nominierungen, darunter in den Kategorien Bester Film und Beste Regie.
Der Kinostart in Frankreich erfolgte am 18. August 2021. Die Kinoveröffentlichung in Deutschland begann am 23. Dezember 2021.
Handlung
Der Film beginnt mit einem Prolog. Der Schauspieler und Theaterregisseur Kafuku und seine Ehefrau Oto, eine Drehbuchautorin, leben scheinbar glücklich zusammen. Beide sind erfolgreich in ihren Berufen. Sie erzählt ihm von ihr erdachte Geschichten, die auch sexuellen Inhalt haben. Im Verlauf des Prologs zeigt sich, dass es in dieser Idylle dunkle Flecken gibt. Kafuku und Oto trauern um eine Tochter, die vor 17 Jahren gestorben ist. An einem Tag sieht Kafuku seine Frau beim Sex mit einem anderen, als er wegen einer abgesagten Dienstreise früher nach Hause kommt. Kafuku lässt sich aber nichts anmerken. Eines Morgens sagt Oto beim Abschied, dass sie am Abend etwas besprechen möchte. Doch als Kafuku am Abend spät nach Hause kommt, findet er seine Frau leblos auf dem Boden liegen. Sie stirbt an einer Hirnblutung. Nach ca. 30 Minuten des Films startet dann der Vorspann.
Nach dem Tod von Kafukus Ehefrau sind zwei Jahre vergangen. Obwohl er diesen persönlichen Schicksalsschlag noch nicht verarbeitet hat, erklärt er sich dazu bereit, bei einem Theaterfestival in Hiroshima das Tschechow-Stück Onkel Wanja zu inszenieren. Dort trifft Kafuku auf Misaki, die ihm als Fahrerin zugeteilt wird. Die zurückhaltende junge Frau chauffiert ihn fortan in seinem roten Saab 900 zur Arbeit und zurück. Auf ihren gemeinsamen Fahrten beginnen sie sich zögerlich ihrer Vergangenheit zu stellen und aufrichtig von ihrer beider Leben zu berichten.[4][5] Kafuku vertraut Misaki dabei ein Geheimnis um seine verstorbene Ehefrau an.[6]
In den Gesprächen zwischen Kafuku und Misaki aber auch mit den Schauspielern des Theaterstücks erfährt man Schritt für Schritt mehr über die Abgründe der einzelnen Personen, ihre Ängste und Gefühle. Vor allem im Rahmen der Gespräche von Kafuku zu einem der Liebhaber seiner Frau, Kōji Takatsuki, erfährt man mehr auch über Otos Welt. Aber auch Misaki offenbart sich. Aus ärmlichen Verhältnissen Hokkaidos stammend wurde sie von ihrer Mutter geschlagen und tyrannisiert. Beim Tod der Mutter durch einen Erdrutsch hat sie nicht geholfen, sondern war erleichtert.
Hintergrund
Eigenen Angaben zufolge war Filmemacher Ryūsuke Hamaguchi sehr fasziniert von Murakamis Kurzgeschichte, seitdem er sie das erste Mal gelesen hatte. Er selbst bezeichnete das Projekt als „eine schicksalhafte Begegnung“.[4] Sein vorangegangener Episodenfilm Gūzen to sōzō war eine Hommage an die Frauen gewesen. Drive My Car ist dagegen sehr männlich geprägt, weshalb Hamaguchi mutmaßte, unterbewusst ein Gegenstück gedreht zu haben.[7] Auch lobte er seine vier Darsteller Hidetoshi Nishijima, Tōko Miura, Masaki Okada und Reika Kirishima, von deren Leistung er „überrascht“ war. Kirishima wiederum lobte die Zusammenarbeit mit dem Filmemacher, die sie im positiven Sinne als „sehr seltsam“ beschrieb. Hamaguchi sei stets vorbereitet gewesen und habe eine angenehme Atmosphäre während der Proben und am Filmset geschaffen, wie sie es noch nie zuvor erlebt hätte.[4]
Als Produzent des Films fungierte Akihisa Yamamoto für C&I Entertainment, gemeinsam mit den Firmen Culture Entertainment und Bitters End.[8]
Veröffentlichung und Rezeption
Der Film wurde am 11. Juli 2021 beim 74. Filmfestival von Cannes uraufgeführt.[9] Drive My Car wurde als Mitfavorit auf die Goldene Palme, den Hauptpreis des Festivals, gehandelt. Der Film erhielt im internationalen Kritikenspiegel der britischen Fachzeitschrift Screen International 3,5 von 4 möglichen Sternen und führte das Feld unter den 24 Wettbewerbsfilmen an.[10] In einem rein französischen Kritikenspiegel der Website Le film français sahen 5 der 15 Kritiker den japanischen Beitrag als Palmen-Favoriten an. Dieselbe Anzahl an Höchstbewertungen erhielt A Hero von Asghar Farhadi.[11]
Ein regulärer Kinostart in Frankreich erfolgte am 18. August 2021 im Verleih von Diaphana Distribution.[5] In Japan war der offizielle Kinostart zwei Tage später im Verleih von Bitters End.[4] Eine Kinoveröffentlichung in Deutschland ist am 23. Dezember 2021 erfolgt.[12]
Die weltweiten Verwertungsrechte sicherte sich The Match Factory.[8]
Auszeichnungen
Drive My Car wurde in den Jahren 2021/22 für mehr als 140 internationale Film- bzw. Festivalpreise nominiert, von denen das Werk mehr als 60 gewinnen konnte.[13] Zu den erhaltenen Auszeichnungen gehören u. a. der Golden Globe Award als Bester fremdsprachiger Film, der Drehbuchpreis des Filmfestivals von Cannes sowie die Preise der Filmkritikervereinigungen von New York, Los Angeles und Boston sowie der amerikanischen National Society of Film Critics jeweils als bester Film. Bei der Oscarverleihung 2022 folgten vier Nominierungen in den Kategorien Film, Regie, Drehbuch und internationaler Film.
Filmpreis (Auswahl) |
Kategorie | Preisträger/ Nominierte |
Resultat |
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Asia Pacific Screen Awards 2021 | Bester Film | Ryūsuke Hamaguchi, Teruhisa Yamamoto |
Gewonnen |
Bestes Drehbuch | Ryūsuke Hamaguchi, Takamasa Ōe |
Gewonnen | |
Beste Regie | Ryūsuke Hamaguchi | Nominiert | |
Bester Hauptdarsteller | Hidetoshi Nishijima | Nominiert | |
Boston Society of Film Critics Awards 2021[14] | Bester Film | K/A | Gewonnen |
Beste Regie | Ryūsuke Hamaguchi | Gewonnen | |
Bester Hauptdarsteller | Hidetoshi Nishijima | Gewonnen | |
Bestes Drehbuch | Ryūsuke Hamaguchi, Takamasa Ōe |
Gewonnen | |
British Academy Film Awards 2022 | Bester nicht-englischsprachiger Film | Ryūsuke Hamaguchi, Teruhisa Yamamoto |
Nominiert |
Beste Regie | Ryūsuke Hamaguchi | Nominiert | |
Bestes adaptiertes Drehbuch | Ryūsuke Hamaguchi | Nominiert | |
Chicago Film Critics Association Awards 2021 | Bester fremdsprachiger Film | Japan | Gewonnen |
Filmfestival von Cannes 2021 | Bestes Drehbuch | Ryūsuke Hamaguchi, Takamasa Ōe |
Gewonnen |
FIPRESCI-Preis | Ryūsuke Hamaguchi | Gewonnen | |
Preis der Ökumenischen Jury | Ryūsuke Hamaguchi | Gewonnen | |
Goldene Palme – Bester Film | Ryūsuke Hamaguchi | Nominiert | |
Chicago International Film Festival 2021 | Bester internationaler Film (Publikumspreis) | Ryūsuke Hamaguchi | Gewonnen |
Preis der Jury | Ryūsuke Hamaguchi | Gewonnen | |
Golden Globe Awards 2022 | Bester fremdsprachiger Film | Japan | Gewonnen |
Gotham Awards 2021 | Bester internationaler Film | Ryūsuke Hamaguchi, Teruhisa Yamamoto |
Gewonnen |
Independent Spirit Awards 2022 | Bester internationaler Film | Japan | Nominiert |
Los Angeles Film Critics Association Awards 2021[15] | Bester Film | K/A | Gewonnen |
Bestes Drehbuch | Ryūsuke Hamaguchi, Takamasa Ōe |
Gewonnen | |
National Society of Film Critics Awards 2022[16] | Bester Film | K/A | Gewonnen |
Beste Regie | Ryūsuke Hamaguchi | Gewonnen | |
Bester Hauptdarsteller | Hidetoshi Nishijima | Gewonnen | |
Bestes Drehbuch | Ryūsuke Hamaguchi, Takamasa Ōe |
Gewonnen | |
New York Film Critics Circle Awards 2021 | Bester Film | K/A | Gewonnen |
Oscarverleihung 2022 | Bester Film | Teruhisa Yamamoto | Nominiert |
Beste Regie | Ryūsuke Hamaguchi | Nominiert | |
Bestes adaptiertes Drehbuch | Ryūsuke Hamaguchi, Takamasa Ōe |
Nominiert | |
Bester Internationaler Film | Japan | Nominiert |
Weblinks
- Offizielle Website (französisch)
- Offizielle Website (japanisch)
- Profil bei festival-cannes.com (englisch)
- Drive My Car in der Internet Movie Database (englisch)
- Fritz Göttler: Ein magischer Film. "Drive my Car" von Ryūsuke Hamaguchi im Kino. Süddeutsche Zeitung, 23. Dezember 2021 (abgerufen am 28. Dezember 2021)
Einzelnachweise
- Freigabebescheinigung für Drive My Car. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüfnummer: 210422/K).
- 西島秀俊、濱口竜介監督作「ドライブ・マイ・カー」に主演! 三浦透子、岡田将生、霧島れいかが共演. In: eiga.com. 25. Januar 2021, abgerufen am 28. Februar 2021 (japanisch).
- Andreas Kilb: Auf dem Rücksitz der Erinnerung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 23. Dezember 2021, S. 9, abgerufen am 27. Februar 2022 (Filmrezension).
- ドライブ・マイ・カー. In: dmc.bitters.co.jp (abgerufen am 21. Juni 2021).
- Drive My Car. In: allocine.fr (abgerufen am 21. Juni 2021).
- Drive My Car. In: festival-cannes.com (abgerufen am 2. Juli 2021).
- Berlinale 2021: Interview mit Ryūsuke Hamaguchi zu „Wheel of Fortune and Fantasy“. In: filmpluskritik.com, 7. März 2021 (abgerufen am 21. Juni 2021).
- Andreas Wiseman: The Match Factory Boards Murakami Adaptation ‘Drive My Car’, The Next Film From Cannes & Berlin Director Ryusuke Hamaguchi. In: deadline.com, 1. Juni 2021 (abgerufen am 21. Juni 2021).
- The Screenings Guide 2021. In: festival-cannes.com, 1. Juli 2021 (abgerufen am 2. Juli 2021).
- Melissa Kasule: Apichatpong Weerasethakul’s ‘Memoria’ soars to second on Screen’s Cannes jury grid. In: screendaily.com, 16. Juli 2021 (abgerufen am 17. Juli 2021).
- #Cannes2021 - Le tableau final des Etoiles de la critique (#Palmomètre) In: lefilmfrancais.com, 17. Juli 2021 (abgerufen am 17. Juli 2021).
- Drive my Car. In: filmdienst.de (abgerufen am 1. Dezember 2021).
- Drive My Car (2021) – Awards. In: imdb.com (abgerufen am 8. Februar 2022).
- Current Winners – 2021 Awards. In: bostonfilmcritics.org (abgerufen am 18. Dezember 2021).
- 47th Annual Los Angeles Film Critics Association Awards. In: lafca.net (abgerufen am 19. Dezember 2021).
- National Society of Film Critics – Awards for Year 2021. In: nationalsocietyoffilmcritics.com (abgerufen am 9. Januar 2022).