Dorothee Schön
Leben und Werk
Dorothee Schön wuchs als Tochter eines Ministerialbeamten und einer Ärztin in Bonn auf, wo sie am katholischen Sankt-Adelheid-Mädchengymnasium ihr Abitur ablegte.[1] Anschließend ging sie nach München und absolvierte dort 1981–1986 ein Filmstudium mit dem Schwerpunkt Dokumentarfilm an der Hochschule für Fernsehen und Film. Ihren Studienabschluss machte sie mit dem Drehbuch zu Blauäugig, das von Reinhard Hauff 1989 mit Götz George in der Hauptrolle verfilmt wurde und deutscher Beitrag auf den Filmfestspielen von Venedig war.
Es folgten bis heute über 30 Drehbücher für TV- und Kinofilme, darunter 17 für die Reihe Tatort. Schön lehrt als Gastdozentin an verschiedenen Hochschulen. Sie war 2003 Gründungsmitglied und ist seit 2008 Vorstandsmitglied der Deutschen Filmakademie. In Zusammenarbeit mit der Akademie gibt sie seit 2008 zusammen mit dem Drehbuchautor Fred Breinersdorfer die Reihe Deutsche Drehbücher heraus.[2]
Im Drehbuch zu dem 2012 in der ARD ausgestrahlten Fernsehdrama Der letzte schöne Tag verarbeitete sie die Suizide naher Verwandter.[3] Der Film wurde mit mehreren – auch internationalen – Preisen ausgezeichnet; unter anderem erhielt Dorothee Schön den Grimme-Preis 2013 für das beste Drehbuch.
Im März 2013 strahlte Sat.1 den Fernsehfilm Der Minister aus, welcher die Plagiatsaffäre um den ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg persiflierte. Der Film, für den Dorothee Schön das Drehbuch geschrieben hatte, wurde für drei Preise nominiert. Seitens der Titanic wurden Vorwürfe geäußert, sie habe mehrere Pointen aus einer Guttenberg-Satire der Zeitschrift Titanic und der TV-Serie Yes, Minister übernommen, was sie mit dem Hinweis rechtfertigte, sie verstehe das Drehbuch als Mediencollage, bei der sie unter anderem die Titanic „inspiriert“ habe.[4][5] Der Fall wurde nie justiziabel, löste aber vorübergehend ein Interesse in den Medien aus.[6][7][8]
Zusammen mit Susanne Schneider schrieb Schön das Drehbuch der im April 2014 von der ARD ausgestrahlten Whodunit-Komödie Alles Verbrecher – Eiskalte Liebe.[9]
Dorothee Schön ist seit 1988 mit dem Regisseur Jürgen Bretzinger verheiratet[10] und hat zwei Kinder. Sie lebt seit 1998 in Ravensburg.
Filmografie
- 1985: Vom Zusehen beim Sterben (auch Regie; Drehbuch zus. mit Hubertus Meyer-Burckhardt)
- 1989: Blauäugig, Regie: Reinhard Hauff
- 1989: Bumerang-Bumerang (zus. mit Irene Fischer), Regie: Hans W. Geißendörfer
- 1990: Herzlich willkommen (zus. mit Hark Bohm), Regie: Hark Bohm
- 1996: Tatort – Heilig Blut, Regie: Hartmut Griesmayr
- 1997: Kleine Einbrecher, Regie: Martin Gies
- 1997: Dr. Mad (zus. mit Irene Fischer), Regie: Jürgen Bretzinger
- 1998: Die Cellistin – Liebe und Verhängnis, Regie: Sherry Hormann
- 1998: Tatort – Engelchen flieg, Regie: Hartmut Griesmayr
- 2000: Tatort – Der schwarze Ritter, Regie: Didi Danquart
- 2000: Allein unter Männern, Regie: Angeliki Antoniou
- 2002: Schwindelnde Höhe, Regie: Jobst Oetzmann
- 2002: Tatort – Schrott und Totschlag, Regie: Jürgen Bretzinger
- 2002: Tatort – 1000 Tode, Regie: Jobst Oetzmann
- 2003: Tatort – Stiller Tod, Regie: Richard Huber
- 2004: Tatort – Bitteres Brot, Regie: Jürgen Bretzinger
- 2004: Tatort – Eine Leiche zu viel, Regie: Kaspar Heidelbach
- 2005: Tatort – Der Name der Orchidee, Regie: Jürgen Bretzinger
- 2005: Vater werden ist nicht schwer, Regie: René Heisig
- 2006: Tatort – Gebrochene Herzen, Regie: Jürgen Bretzinger
- 2006: Tatort – Mann über Bord, Regie: Lars Becker
- 2006: Pik & Amadeus – Freunde wider Willen, Regie: Dominikus Probst
- 2007: Tatort – Sterben für die Erben, Regie: Lars Montag
- 2008: Tatort – Seenot, Regie: René Heisig
- 2008: Mordshunger (nach einem Roman von Frank Schätzing), Regie: Robert Pejo
- 2009: Tatort – Herz aus Eis, Regie: Ed Herzog
- 2009: Frau Böhm sagt Nein, Regie: Connie Walther
- 2011: Tatort – Im Netz der Lügen, Regie: Patrick Winczewski
- 2011: Der letzte schöne Tag, Regie: Johannes Fabrick
- 2012: Tatort – Der Wald steht schwarz und schweiget, Regie: Ed Herzog
- 2013: Der Minister, Regie: Uwe Janson
- 2014: Alles Verbrecher – Eiskalte Liebe, Regie: Jürgen Bretzinger (zus. mit Susanne Schneider)
- 2014: Tatort – Mord ist die beste Medizin, Regie: Thomas Jauch
- 2015: Im Zweifel, Regie: Aelrun Goette
- 2016: Kästner und der kleine Dienstag, Regie: Wolfgang Murnberger
- 2016: Wunschkinder, Regie: Emily Atef
- 2017: Charité I (Fernsehserie, zus. mit Sabine Thor-Wiedemann)
- 2017: Der Polizist, der Mord und das Kind, Regie: Johannes Fabrick
- 2019: Charité II (Fernsehserie zus. mit Sabine Thor-Wiedemann)
- 2021: Die Welt steht still, Regie: Anno Saul
Auszeichnungen
- Adolf-Grimme-Preis 2010 für Frau Böhm sagt Nein
- Ernst-Schneider-Preis 2010 für Frau Böhm sagt Nein
- 3sat-Zuschauerpreis 2010 für Frau Böhm sagt Nein auf dem Fernsehfilm-Festival Baden-Baden
- Goldene Nymphe für den besten Fernsehfilm und Signis-Sonderpreis auf dem Festival de Télévision de Monte-Carlo 2012 für Der letzte schöne Tag
- Prix Italia 2012 für Der letzte schöne Tag
- 3Sat-Zuschauerpreis 2012 für Der letzte schöne Tag auf dem Fernsehfilm-Festival Baden-Baden
- Premios Ondas (Spanien) 2012 für Der letzte schöne Tag
- Grimme-Preis 2013 für Der letzte schöne Tag[11]
- Gewinner der Gold World Medal für Der letzte schöne Tag bei den 55. New York Festivals International Television Programming and Promotion Awards in der Kategorie „Drama“[12]
- Deutscher Hörfilmpreis 2013 für Der letzte schöne Tag[13]
- Romyverleihung 2018 – Auszeichnung in der Kategorie Bestes Buch TV-Film für Kästner und der kleine Dienstag[14]
- Fernsehpreis der Österreichischen Erwachsenenbildung 2018 gemeinsam mit Wolfgang Murnberger für Kästner und der kleine Dienstag[15]
- Signis-Preis des internationalen Festivals in Monte Carlo 2018 für Der Polizist, der Mord und das Kind[16]
- Prix spécial du jury de fiction européenne beim Festival de la Fiction TV de La Rochelle 2018 für Der Polizist, der Mord und das Kind (The Carlos Benede Story)[17]
- 3sat-Zuschauerpreis 2018 für Kästner und der kleine Dienstag auf dem Fernsehfilm-Festival Baden-Baden[18]
- Preis für "Bestes Drehbuch 2018" von der Deutschen Akademie für Fernsehen für Kästner und der kleine Dienstag[19]
- Film- und Fernsehpreis 2019 des Hartmannbundes für Charité II[20]
- Jupiter Award 2020 für Charité II als "Beste TV-Serie National"[21]
- Deutscher Hörfilmpreis 2020 (Nominierung für Charité II in der Kategorie "TV")[22]
- International Emmy Award 2020 (Nominierung für Charité II als "Best Drama Series")[23]
- Venice TV Award 2020 (Nominierung für Charité II als "Best TV Series")[24]
Literatur
- Gunther Dahinten: In der Fernseh-Bundesliga mit ihren „Tatorten“ ganz oben. Dorothee Schön. In: Profile Ravensburg. Biberacher Verlagsdruckerei, Biberach 2008, ISBN 978-3-933614-40-7, S. 188–191
Weblinks
- Dorothee Schön in der Internet Movie Database (englisch)
- Offizielle Webpräsenz
Einzelnachweise
- Dorothee Schön: Drehbuchautorin (Memento des Originals vom 20. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ( Audio, 58 Min. (Memento des Originals vom 20. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ; MP3; 28,0 MB), ausführliches Interview in der Hörfunksendung WDR 2 MonTalk vom 26. August 2013
- Deutsche Drehbücher (Memento des Originals vom 17. August 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , auf der Webseite der Deutschen Filmakademie, abgerufen am 18. August 2013
- Klaudia Wick: TV-Kritik „Der letzte schöne Tag“: Poröse Empfindungen, in: Berliner Zeitung vom 18. Januar 2012, abgerufen am 5. September 2013
- Michael Hanfeld: Das Plagiat des Plagiats des Plagiats, in: FAZ vom 13. März 2013, abgerufen am 18. August 2013
- Dorothee Schön: Zu den Plagiatsvorwürfen in „Der Minister“, auf ihrer persönlichen Webseite, abgerufen am 14. August 2013
- Nils Bremer: Sat1-Film „Der Minister“: Oliver Maria Schmitt wirft Guttenberg-Parodie Plagiarismus vor, in: Journal Frankfurt vom 13. März 2013, abgerufen am 20. August 2013
- Humorkritik: Guttensteph und Guttenplag, in: Titanic vom April 2013, abgerufen am 20. August 2013
- Ist die Sat.1-Sendung „Der Minister“ selbst ein Plagiat? in: Focus Online vom 14. März 2013, abgerufen am 27. April 2015
- Homepage des Films Alles Verbrecher – Eiskalte Liebe auf www.daserste.de (Memento vom 23. März 2014 im Internet Archive)
- Dahinten, S. 189
- Archivlink (Memento des Originals vom 30. März 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- http://www.newyorkfestivals.com/winners/2013/pieces.php?iid=443895&pid=1
- http://www.deutscher-hoerfilmpreis.de/
- Kurier: Die Gewinner der Akademie-Romy 2018. Artikel vom 5. April 2018, abgerufen am 6. April 2018.
- orf.at: ORF-Siegeszug bei Fernsehpreis der Erwachsenenbildung. Artikel vom 21. Juni 2018, abgerufen am 21. Juni 2018.
- Palmarès. Abgerufen am 12. Juli 2018.
- Festival de la fiction de La Rochelle 2018. Abgerufen am 17. September 2018.
- 3sat.online: 3sat-Zuschauerpreis 2018. Abgerufen am 2. Dezember 2018.
- DAfF-Preis 2018 in Berlin: Deutsche Akademie für Fernsehen gibt die Preisträger bekannt. Abgerufen am 2. Dezember 2018.
- Hartmannbund - Film- und Fernsehpreis. Abgerufen am 15. Mai 2020.
- Jupiter-Filmpreis Online: JUPITER AWARD - Jupiter-Award.de. Abgerufen am 15. Mai 2020.
- Nominierungen 2020 | deutscher-hoerfilmpreis.de. Abgerufen am 28. September 2020.
- Nominees – International Academy of Television Arts & Sciences. Abgerufen am 27. September 2020 (amerikanisches Englisch).
- Winners and Nominees 2020. In: Venice TV Award. Abgerufen am 27. November 2020 (deutsch).