Dorfkirche Stolpe
Die Dorfkirche Stolpe ist um 1250 entstanden. Sie gehört zu den ältesten Kirchen in der Mark Brandenburg und wurde zuletzt in den Jahren 1994 bis 2004 von Grund auf restauriert.
Geografische Lage
Das Dorf Stolpe (bei Berlin) ist seit dem 26. Oktober 2003 in die Stadt Hohen Neuendorf im Landkreis Oberhavel eingemeindet. Die Kirche steht inmitten des Dorfes, das zwischen den Orten Hennigsdorf und Hohen Neuendorf liegt und über die Anschlussstelle 2b – Stolpe der Bundesautobahn 111 (Berliner Ring – Berlin-Reinickendorf) zu erreichen ist.
Baubeschreibung
Die Dorfkirche Stolpe ist ein schlichter Feldsteinbau, an dem der architektonisch in sanft-hellem Gelb verputzte Turm besonders auffällt. Zwischen Turm und Schiff befindet sich als Eingang ein altes, gotisches Kirchenportal. Bis 1821 hatte das Gotteshaus nur einen Holzturm,[1] in dem die Glocken aufgehängt waren.
Im Jahr 1822 ließ der damalige Kirchenpatron Baron Anton Werner von Pannwitz den Holzturm durch den neuen, an die Kirche angebauten steinernen Turm ersetzen. Über dessen geschwungener, kupfergedeckten Turmhaube sind auf der Spitze ein Stern mit Kugel und Krone zu sehen, die im Jahre 1999 vergoldet wurden. Der Stern ist ein Zeichen für Christus, die Kugel weist auf die Welt hin, und die Krone stellt die Preußenkrone dar mit der Aufschrift „Friedrich Wilhelm III.“ als Zeichen weltlicher Macht und dem Ausdruck der Verbundenheit der Patronatsfamilie mit dem preußischen Königshaus.
An der Kirchensüdwand befindet sich ein zugemauertes Portal, das sogenannte „Priesterportal“, das nach der Reformation geschlossen wurde. Es diente einst als separater Eingang für den Geistlichen, der aber nach reformatorischem Verständnis zusammen mit der Gemeinde das Gotteshaus betreten soll.
Ausstattung
- Drei Fenster weisen hin auf die Dreifaltigkeit Gottes (Trinität). Das rechte Fenster enthält zwei Wappenscheiben aus dem Jahr 1649. Es sind Stiftungen anlässlich der Hochzeit von Hedwech von Schlaberndorf und Georg von Haken.
- Der Altar, der wie die Taufe und die Kanzel aus dem frühen 19. Jahrhundert stammt, ist ein einfacher, gemauerter Block mit vorgesetzten Altarschranken. Seine durch zwei Säulen gerahmte Rückwand enthält eine Kopie des Abendmahlsgemäldes von Leonardo da Vinci. Aus dem Giebel ragt ein Kreuz hervor, unter dem das Auge Gottes im Strahlenkranz dargestellt ist. Das biblische Christuswort „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Joh. 14,6) und das biblische Worte vom letzten Abendmahl Jesu „Und da sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch, einer unter euch wird mich verraten“ (Matth. 26, 21–22) rahmen es ein.
- Die hölzerne Taufe trägt ein Taufbecken aus Zinn, zu dem eine Taufkanne gehört. Ein barocker Taufengel schwebt über der Taufe als Zeichen der Nähe Gottes. Er wurde Mitte der 1990er Jahre wieder aufgefunden und restauriert.
- Die Kanzel war ursprünglich mit der Sakristei verbunden und stand auf einem höheren Fuß. 1972 wurde der heutige Zustand hergestellt, als man auch das alte Gestühl ausgewechselt hat.
- An der Südwand befindet sich ein Relief aus der Werkstatt von Karl Friedrich Schinkel. Es ist eine Leihgabe aus der Kirche St. Nikolai in Potsdam.
- Gegenüber ist die ehemalige Patronatsloge, der Platz der Gutsherrschaft. Heute beinhaltet sie eine kleine historische Sammlung. Im Giebel, der von zwei gedrehten Halbsäulen getragen wird, ist das Bibelwort aus Psalm 26,8 zu lesen: „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt“ – ein sichtbares Bekenntnis derer, die dort auf der Loge Platz nahmen. Das vergoldete Kruzifix lag viele Jahre ungenutzt in einer Abstellkammer im Krankenhaus Berlin-Buch, bis es nun hier einen würdigen Ort fand. Auf der anderen Seite der Loge hängt eine Kopie des Gemäldes Der Zinsgroschen des italienischen Malers Tizian.
- Der Messingkronleuchter ist eine Stiftung aus jüngerer Zeit. Die vormalige Holzdecke wurde 1972 durch eine aus Beton ersetzt.
- Die Orgel wurde 1859 von dem Instrumentenbauer Ferdinand Lange aus Berlin gebaut, die Prospektpfeifen lieferte Carl August Buchholz.[2] 1917 mussten die Prospektpfeifen wahrscheinlich für Kriegszwecke abgegeben werden und wurden später durch Zinkpfeifen ersetzt. Ansonsten ist die Orgel original erhalten und hat 8 Register mit einem Manual und Pedal.
Glocken
Zwei Glocken aus den Jahren 1534 bzw. 1652 sind erhalten, eine weitere musste im Zweiten Weltkrieg für militärische Zwecke abgegeben werden. Sie wurde allerdings schon 1954 durch eine neue ersetzt, die die Inschrift „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder“ (Röm. 8,14) trägt.[3]
Kirchengemeinde
Zur Kirchengemeinde Stolpe in der Kirchenprovinz Brandenburg der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union haben früher auch die Dörfer Glienicke und Schönfließ gehört. Heute bilden Hohen Neuendorf und Stolpe ein gemeinsames Kirchspiel mit Sitz in Hohen Neuendorf. Als die letzte Stolper Geistliche wirkte Pfarrerin Renate Vogel.
Die Kirchengemeinde Hohen Neuendorf-Stolpe gehört zum Kirchenkreis Nord-Ost im Sprengel Berlin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Die schlichte und doch ansehnlich-eindrucksvolle Dorfkirche Stolpe ist heute ein gern aufgesuchter Ort für Gemeinde-Gottesdienste und für Gottesdienste „im Lebenslauf“ wie Taufe, Konfirmation, Trauung und auch Beerdigungen (auf dem die Kirche umgebenden Kirchhof). Eine besondere Spezialität im Veranstaltungskalender Stolpes sind die weit über das Dorf hinaus bekannten Kirchenkonzerte und Abendmusiken mit hoher künstlerischer, auch geistlicher Qualität.
Literatur
- Renate Vogel: Dorfkirche Stolpe, Hohen Neuendorf, o. J. (2005)
- Stadtverwaltung Hohen Neuendorf: Dorfkirche Stolpe, Hohen Neuendorf, 2009
- Hans-Joachim Beeskow: Die Kirchen im Evangelischen Kirchenkreis Berlin Nord-Ost. Heimat-Verlag, Lübben 2010, ISBN 978-3-929600-39-1
Weblinks
Einzelnachweise
- Stolpe in 400 Jahre. Geschichte des Kirchenkreises Berlin-Land II. Von Superintendent i. R. Ferdinand Beier. Mit einem Anhang von Pfarrer Lic. Dr. Kuhl. Hrsg. Synode des Kirchenkreises, 1936, S. 84 ff.
- Pfarrarchiv Stolpe, zitiert in Ferdinand Lange. In: Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kirchner (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4. Berlin, Brandenburg und Umgebung. Pape Verlag, Berlin 2017. S. 329f.
- Stadtverwaltung Hohen Neuendorf: Dorfkirche Stolpe, Hohen Neuendorf, 2009