Dirkou
Dirkou ist eine Landgemeinde im Departement Bilma in Niger.
Landgemeinde Dirkou | |||
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Koordinaten | 19° 0′ N, 12° 54′ O | ||
Basisdaten | |||
Staat | Niger | ||
Agadez | |||
Departement | Bilma | ||
Einwohner | 10.435 (2012) |
Geographie
Dirkou liegt im Nordosten des Landes im Kaouar-Tal in der Wüste Ténéré. Die Landgemeinde grenzt im Osten an den Nachbarstaat Tschad. Die Nachbargemeinden in Niger sind Djado im Norden, Bilma im Süden und Fachi im Westen.[1]
Bei den Siedlungen im Gemeindegebiet handelt es sich um sieben Dörfer und drei Weiler.[2] Neben dem Hauptort Dirkou,[3] einer Oase, gibt es die Dörfer Achinouma, Anney, Argui, Bezza, Chimaindour und Emitchouma. Die Weiler heißen Latey, Tchouwoye und Youssomi. Durch den Hauptort verläuft der 19. nördliche Breitengrad.[2]
Dirkou ist für Immigranten auf der Wüstenstrecke vom Afrika südlich der Sahara nach Europa ein wichtiges Etappenziel. Der italienische Journalist Fabrizio Gatti zeichnet in seinem Buch Bilal die Reise von Immigranten aus Afrika nach Europa nach. Er beschreibt Dirkou als Ort, an dem die eigentliche Wüstenstrecke beginnt, wo Schmuggler von Menschen und Waren wie Kokain Vorposten besitzen und wo nicht zuletzt viele der Flüchtlinge stranden, mangels Geld nicht weiterkommen und sich sklavenartig verdingen müssen.
Geschichte
Dirkou wurde vermutlich im 11. Jahrhundert gegründet. Die Siedlung entwickelte sich zu einem für den Sklavenhandel bedeutenden Handelsplatz.[4] Die britischen Afrikaforscher Hugh Clapperton, Dixon Denham und Walter Oudney besuchten Dirkou im Jahr 1823.[5] Der deutsche Afrikaforscher Heinrich Barth hielt sich hier im Jahr 1855 auf.[6] Ab den 1890er Jahren verfügte Dirkou über einen eigenen Qādī aus der Volksgruppe der Tubu. Das Amt hatte Maï Adam, der Sultan von Kaouar, für seinen Schwiegersohn eingerichtet.[7] Das Verbot des Sklavenhandels unter französischer Herrschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts und ständige Überfälle durch Tuareg schränkten die Entwicklung von Dirkou als Handelszentrum ein.[4] Die Rallye Dakar führte von 1983 bis 1992 (mit Ausnahme von 1988) alljährlich durch Dirkou.[8]
Bevölkerung
Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 10.435 Einwohner, die in 2.164 Haushalten lebten.[2] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 9.437 in 2.041 Haushalten.[9]
Im Hauptort lebten bei der Volkszählung 2012 7.204 Einwohner in 1.485 Haushalten,[2] bei der Volkszählung 2001 4.485 in 971 Haushalten[9] und bei der Volkszählung 1988 1.650 in 408 Haushalten.[10]
In der Gemeinde ist die Tubu-Sprache Tedaga verbreitet, direkt nördlich von Bilma außerdem Libysch-Arabisch.[11]
Politik
Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 11 Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 5 PNDS-Tarayya, 2 ADN-Fusaha, 2 MPR-Jamhuriya, 1 MODEN-FA Lumana Africa und 1 MNSD-Nassara.[12]
Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze der sieben Dörfer in der Gemeinde.[2]
Wirtschaft und Infrastruktur
In Dirkou endet die nördliche Piste von Agadez, die am Brunnen von Achegour vorbeiführt, einer wichtigen „Tankstelle“ an der Bornustraße für die Salzkarawanen in Richtung Séguédine. Der kleine Oasenort beherbergt eine Garnison des nigrischen Militärs. Der lokale Markt ist insbesondere für den Handel mit Datteln von Bedeutung.[13]
Gesundheitszentren des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) sind im Hauptort sowie in den Siedlungen Achinouma, Anney, Argui und Chimaindour vorhanden. Das Gesundheitszentrum im Hauptort verfügt über ein eigenes Labor und eine Entbindungsstation. Es gibt außerdem eine Sanitätsstation der Streitkräfte Nigers.[14] Der CEG Dirkou ist eine allgemein bildende Schule der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général (CEG).[15] Die Zentralschule im Hauptort ist nach dem Lehrer und Politiker Amadou Laoual benannt.[16]
In Dirkou befindet sich ein ziviler Flughafen mit befestigter Start- und Landebahn, der Flughafen Dirkou (ICAO-Code: DRZD).[17] Die Central Intelligence Agency betreibt eine Drohnenbasis auf dem Flughafen.[18]
Literatur
- Julien Brachet: Migrations transsahariennes. Vers un désert cosmopolite et morcelé (Niger). Éditions du Croquant, Bellecombe-en-Bauges 2009, ISBN 978-2-914968-65-2, Kap. VIII: Une étape sur la voie libyenne: Dirkou. Incidences et enjeux focaux des migrations de transit, S. 181–204 (reseau-terra.eu [PDF]).
- Souka Kiari Chigou: Circulations migratoires et dynamiques urbaines à Dirkou. Mémoire de Maîtrise. Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2010.
- Fabrizio Gatti: Bilal. Als Illegaler auf dem Weg nach Europa. Kunstmann, München 2010, ISBN 978-3-88897-587-5.
Weblinks
- Observations for location Dirkou et environs In: West African Bird DataBase (englisch).
- Julien Brachet: L’espace feuilleté et segmenté d’une oasis saharienne: rencontre et évitement à Dirkou (Niger). In: M@ppemonde. 1. Dezember 2011 (französisch).
Einzelnachweise
- Carte de référence: Niger – Région de Agadez. (PDF) REACH, 21. März 2018, abgerufen am 28. März 2021 (französisch).
- Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 7–8, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
- Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux. République du Niger, 11. Juni 2002.
- Emmanuel Grégoire: Touaregs du Niger. Le destin d’un mythe. 2. Auflage. Karthala, Paris 2010, ISBN 978-2-8111-0352-1, S. 196.
- Dixon Denham, Hugh Clapperton, Walter Oudney: Narrative of Travels and Discoveries in Northern and Central Africa. In the Years 1822, 1823, and 1824. 3. Auflage. Vol. 1. John Murray, London 1828, S. 143.
- Heinrich Barth: Reisen und Entdeckungen in Nord- und Central-Afrika in den Jahren 1849 bis 1855. Zweiter Band. Justus Perthes, Gotha 1860, S. 445.
- Jean-Louis Triaud: La Légende noire de la Sanûsiyya. Une confrérie musulmane saharienne sous le regard français (1840–1930). Volume I. Éditions de la Maison des sciences de l’homme, Paris 1995, S. 447.
- Dakar Retrospective 1979–2007. (PDF) Amaury Sport Organisation, archiviert vom Original am 8. Juli 2011; abgerufen am 14. Februar 2018 (englisch).
- Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
- Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 37 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
- Niger map. In: Ethnologue: Languages of the World. Seventeenth edition. SIL International, 2013, abgerufen am 18. Juli 2013 (englisch).
- Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).
- Livelihoods Zoning “Plus” Activity In Niger (Memento vom 28. September 2013 im Internet Archive) (PDF-Datei; 2,37 MB). S. 12, Website des Famine Early Warning Systems Network, veröffentlicht im August 2011, abgerufen am 19. Januar 2012.
- Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
- Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des donnèes. Institut National de la Statistique de la République du Niger, 28. November 2013, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
- Décès de Amadou Laouel Edmond, ancien ministre de l’enseignement supérieur. Agence Nigérienne de Presse (ANP), 11. November 2018, abgerufen am 2. Januar 2022 (französisch).
- Airports in Niger. Website Aircraft Charter World, abgerufen am 23. Januar 2012.
- The New York Times: How a C.I.A. Drone Base Grew in Niger's Desert, YouTube. 10. September 2018.