Dieter Hötger

Dieter Hötger (* 20. August 1939)[1] i​st ein ehemaliger DDR-Flüchtling u​nd Fluchthelfer.

Gedenktafel an der Sebastianstraße 82 mit Auszügen aus einem Interview mit Dieter Hötger vom 25. März 2008

Leben

Hötger g​rub 1962 gemeinsam m​it seinem Freund Siegfried Noffke i​n der Berliner Sebastianstraße e​inen Fluchttunnel u​nter der Berliner Mauer, über d​en er s​eine Ehefrau a​us der DDR h​olen wollte. Die Fluchtpläne wurden d​urch einen Inoffiziellen Mitarbeiter a​n das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) gemeldet, d​as den Fluchtversuch a​m 28. Juni 1962 vereitelte. Bei d​em Einsatz w​urde Noffke getötet, Hötger d​urch einen Lungenschuss schwer verletzt.[1][2]

Wegen sogenannter „versuchter Republikflucht“ w​urde er z​u einer neunjährigen Zuchthausstrafe verurteilt u​nd in d​as Gefängnis Bautzen II überstellt. Am 28. November 1967 gelang i​hm – a​ls einzigem Häftling i​n der Geschichte d​es Gefängnisses – d​er Ausbruch. Nach landesweiter Fahndung w​urde er a​m 6. Dezember 1967 a​uf einer Straße b​ei Kleinsaubernitz gefasst u​nd in e​inem Prozess z​u acht weiteren Jahren Zuchthaus verurteilt. Im September 1972 kaufte i​hn die Bundesregierung frei. Er arbeitete anschließend i​n West-Berlin a​ls Bote i​n einer Baufirma.

Ehrungen

  • Bautzen II: Seine damalige Zelle, aus der ihm die Flucht gelang, ist wieder fast im Original-Zustand hergerichtet worden. Sie bekam ein Hinweisschild über seine Geschichte und kann besichtigt werden.
  • 2012 Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland

Literatur

  • Karl Wilhelm Fricke, Silke Klewin: Bautzen II: Sonderhaftanstalt unter MfS-Kontrolle 1956–1989; Bericht und Dokumentation (= Schriftenreihe der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer Politischer Gewaltherrschaft; 8). Sandstein, Dresden, 3. Auflage, 2007, ISBN 3-940319-24-4, S. 126–133.

Einzelnachweise

  1. Sie schossen ihn nieder, verhörten ihn, erst dann rief die Stasi den Arzt. In: B.Z. 30. November 2011, abgerufen am 16. Juni 2021.
  2. Sven Felix Kellerhoff: Die Stasi-Leute rannten in ihre eigene Todesfalle. In: welt.de. 27. Juni 2012, abgerufen am 16. Juni 2021.
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