Dicke Marie
Die Dicke Marie ist ein Naturdenkmal[1] im Tegeler Forst, im Ortsteil Tegel des Berliner Bezirks Reinickendorf. Sie ist vermutlich der älteste Baum der Stadt. Am 9. Juli 2021 wurde sie als siebter Baum und als erster Waldbaum zum Nationalerbe-Baum erklärt.[2]
Dicke Marie | |||
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Der Baum im April 2018 | |||
Ort | Tegel | ||
Land | Berlin, Deutschland | ||
Baumart | Stieleiche | ||
Geographische Lage | 52° 35′ 36,9″ N, 13° 15′ 54″ O | ||
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Status Naturdenkmal | ja | ||
Alter | real ca. 350–400 Jahre, angegeben ca. 800 Jahre | ||
Stammumfang (Brusthöhe) |
5,98 m | ||
Baumhöhe | ca. 18,5 m | ||
Kronendurchmesser | ca. 18 m |
Geschichte
Die Stieleiche (Quercus robur) soll im Jahr 1107 an der Großen Malche, einer Bucht, die den nördlichen Ausläufer des Tegeler Sees bildet, nahe dem Schloss Tegel gekeimt sein. Den Namen erhielt der Baum von den Brüdern Alexander und Wilhelm von Humboldt, die ihre Jugendjahre im Schloss Tegel verbrachten, in Anspielung auf die wohlbeleibte Köchin des Schlosses.[3] Auch Johann Wolfgang von Goethe besuchte 1778 bei seinen Reisen den Baum und verweilte in seinem Schatten.
Zu Alter und Standort
Gegenwärtig weist der Baum laut einer metallenen Infotafel in der neu errichteten Abgrenzung zum Gehweg eine maximale Höhe von ca. 18,5 Meter (frühere Infotafeln: ca. 26 m) bei einem angegebenen Umfang von 598 cm (frühere Infotafeln: 665 cm) und einen Durchmesser in Brusthöhe von rund 190 cm auf, und wird als geschätzt 800-jährig angegeben (frühere Infotafeln: 900 Jahre). Wenn die Annahme der Keimung um 1107 stimmen sollte, wäre der Baum älter als die Stadt Berlin, die erstmals urkundlich 1237 erwähnt wurde. Aktuellen dendrologischen Einschätzungen zufolge existieren zwar wenige Eichen in Deutschland, die älter als 800 Jahre sind, welche aber alle mindestens acht Meter Umfang aufweisen, z. B. einzelne Exemplare der Ivenacker Eichen oder die Femeiche in Erle, sodass die Maße des Umfanges und des Durchmessers der Dicken Marie eher für ein Alter des Baumes zwischen 350 und 400 Jahren sprechen. Auch ihr sehr flaches, helles Rindenbild spricht für ein noch relativ junges Alter – die Borke älterer Eichen ist im Gegensatz sehr dunkel und tief zerfurcht, was bei der Dicken Marie nicht der Fall ist. Eine wirklich genaue Bestimmung durch eine Kernbohrung ist jedoch noch nicht erfolgt und wohl auch nicht mehr möglich, da das Stamminnere stark rotfaul ist- also im Kernholz keine Jahresringe mehr erkennen lassen dürfte.
Auch mit einem (wahrscheinlicheren) Alter von 350 bis 400 Jahren und damit einhergehend einer Keimung zwischen 1617 und 1667 ist der Baum dennoch von respektablem Alter und als einer der ältesten Bäume des heutigen Berlins zu sehen.
In früheren Zeiten genoss der Baum einen freien Standort, wie die Reste des kompakten Wuchses und die tief ansetzende Beastung erkennen lassen, und zwar nahe dem Ufer eines weiteren kleineren Ausläufers der Großen Malche, die heute durch einen Fahr- und Wanderweg vom See getrennt ist. Der so separierte Teil unterliegt heutzutage großen, witterungs- und saisonabhängigen Schwankungen des Wasserstandes, und ist mit einem noch relativ jungen Bruchwald bestanden, in dem die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) die dominante Baumart bildet.
Ein großer Teil dieses Buchtausläufers ist bereits komplett verlandet und weist einen dichten Bewuchs mit standorttypischen Gehölzen der Hartholzaue wie Spitzahorn und Flatterulme auf, die mit dem alten Baum stark um Licht und Standort konkurrieren, weswegen sich die „Dicke Marie“ heute in einem stark abgängigen Zustand befindet. Zusätzlich stark aufkommender Aufwuchs von Bergahorn erschwert ihr Fortkommen zusätzlich, ihre nur noch geringe Fruchtproduktion wird jährlich nahezu vollständig von Wildschweinen verzehrt.
Sonstiges
Mit „Dicke Marie“ meint der Volksmund auch das Vorhandensein von viel Geld oder auch eine wohlgefüllte Brieftasche.[4]
Siehe auch
Literatur
- Hainer Weißpflug: Die „Dicke Marie“. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 5, 1996, ISSN 0944-5560, S. 62–65 (luise-berlin.de).
Weblinks
- “Dicke Marie” (Berlin-Tegel) bei nationalerbe-baeume.de
Einzelnachweise
- offene-naturfuehrer.de: 12-24-B Stiel-Eiche (Berlin)
- Pressemitteilung der Berliner Senatsverwaltung, abgerufen am 9. Juli 2021
- Oliver Ohmann: Mein Freund, der Baum, erzählt sein Leben. In: B.Z., 27. März 2009
- Siegmund A. Wolf: Wörterbuch des Rotwelschen: Deutsche Gaunersprache.