Deutsche Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung
Die Deutsche Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung e.V. (DGZfP) ist eine technisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft auf dem Gebiet der Zerstörungsfreien Werkstoffprüfung in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins. Aktuell gehören ihr mehr als 1.600 Mitglieder an, zu denen neben Privatpersonen etwa 650 Unternehmen, Organisationen, Institute und Behörden zählen. Die Aufgabe der DGZfP ist es, die Entwicklung, Anwendung und Verbreitung der zerstörungsfreien Prüfverfahren zu fördern und neue Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung für die Praxis aufzuarbeiten.[1]
Deutsche Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung e.V. (DGZfP) | |
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Rechtsform | eingetragener Verein |
Zweck | Technisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft |
Sitz | Berlin |
Gründung | 1. Juli 1933 |
Vorstand | Anton Erhard, Jochen Kurz, Dirk Treppmann, Thomas Wenzel |
Geschäftsführer | Thomas Wenzel |
Mitglieder | über 1.600 |
Website | www.dgzfp.de |
Geschichte
Die Deutsche Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung (DGZfP) verdankt ihre Gründung der Initiative des Werkstoffprüfers Rudolf Berthold. Auf ihn geht die Schaffung einer Fördergemeinschaft und die Einrichtung einer Röntgenstelle beim Staatlichen Materialprüfungsamt (MPA) in Berlin zurück. Die Röntgenstelle wurde am 1. Juli 1933 als erste Institution ihrer Art weltweit gegründet. Die heutige Deutsche Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung entwickelte sich aus der Fördergemeinschaft, die die Röntgenstelle und spätere Reichsröntgenstelle betrieb.[2] Anfang 1937 wurde die damalige Fördergemeinschaft in einen eingetragenen Verein, die Gesellschaft zur Förderung Zerstörungsfreier Prüfverfahren e.V. (GFZfP) umgewandelt. Nach der schrittweisen Angliederung der Röntgenstelle an staatliche Institutionen besaß die Gesellschaft ab 1954 keine eigene Prüfstelle mehr. Am 14. Mai 1966 wurde die Gesellschaft in Deutsche Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfverfahren e.V. umbenannt und am 14. Juli 1966 in das Vereinsregister Stuttgart eingetragen. 1975 kam es zur heutigen Namensgebung der DGZfP. Nach der deutschen Wiedervereinigung schloss sich die DGZfP 1989 mit den ZfP-Fachleuten der neuen Bundesländer zusammen.[3]
Aufgaben und Struktur
Satzungsgemäßes Ziel der DGZfP ist die Aus- und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung sowie die Entwicklungshilfe auf dem Gebiet der Zerstörungsfreien Prüfung (ZfP) zu fördern, branchenübergreifend weiterzuentwickeln und alle Forschungsergebnisse der Allgemeinheit zugänglich zu machen.
Zu den Aktivitäten der Gesellschaft gehören:
- Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für ZfP-Personal
- Prüfung und Qualifizierung von ZfP-Personal und Bestätigung durch die Ausgabe von Zertifikaten
- Veranstaltung von Tagungen, Seminaren und Kolloquien
- Erstellung von Richtlinien und Normen auf nationaler und internationaler Ebene
- Veröffentlichung von Publikationen und Vorträgen
- Forschungs- und Nachwuchsförderung durch Preisvergaben und Stipendien für wissenschaftlich-technische Nachwuchskräfte
- Entwicklungshilfe in Entwicklungsländern beim Aufbau von Akkreditierungs-, Ausbildungs-, Qualifizierungs- und Zertifizierungssystemen von ZfP-Personal
Die DGZfP versteht sich als Bindeglied zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Staat und Öffentlichkeit. Über die breite industrielle Aufstellung und das Engagement für Qualitätssicherung trägt die DGZfP unmittelbar zum Erkenntnisfortschritt und zur Förderung des Wirtschaftsstandorts Deutschland bei.[4]
Geschäftsstelle
Die DGZfP hat ihre Geschäftsstelle am Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof (WISTA) in Berlin, Max-Planck-Straße 6.
DGZfP Ausbildung und Training GmbH
Die DGZfP ist alleiniger Gesellschafter der 2004 gegründeten DGZfP Ausbildung und Training GmbH, die Lehrveranstaltungen in Theorie und Praxis auf dem Gebiet der Zerstörungsfreien Werkstoffprüfung anbietet. Das Ausbildungsangebot umfasst Schulungen, Seminare, Prüfungen, Trainings und E-Learning-Kurse nach DIN EN ISO 9712 in zehn zerstörungsfreien Prüfverfahren mit jeweils drei Qualifizierungsstufen:
- Schallemissionsprüfung (AT)
- Wirbelstromprüfung (ET)
- Mobile Härteprüfung (HT)
- Dichtheitsprüfung (LT)
- Magnetpulverprüfung (MT)
- Eindringprüfung (PT)
- Durchstrahlungsprüfung (RT)
- Infrarotthermografie (TT)
- Ultraschallprüfung (UT)
- Sichtprüfung (VT)
Darüber hinaus bietet die DGZfP eine behördlich anerkannte Ausbildung im Strahlenschutz gemäß den Fachkunderichtlinien, eine Ausbildung im Luftfahrtsektor nach DIN EN 4179 sowie die Prüfwerkerausbildung nach DIN 54161 an.
Die Lehrveranstaltungen finden in acht Ausbildungszentren an den Standorten Berlin, Hamburg, München, Wittenberge, Dortmund, Magdeburg, Dresden und Mannheim statt. Jährlich nutzen mehr als 8.000 Fach- und Führungskräfte das vielfältige Bildungsangebot.
Zertifizierung
Alle im Zusammenhang mit der Qualifizierung, Prüfung und Zertifizierung von ZfP-Fachpersonal nach nationalen, europäischen und internationalen Richtlinien und Normen stehenden Aufgaben übernimmt die Personalzertifizierungsstelle der DGZfP (DPZ).
Die DPZ ist von der Zentralstelle der Länder für Sicherheitstechnik (ZLS) als anerkannte unabhängige Prüfstelle nach der europäischen Richtlinie 2014/68/EU zugelassen und für den nicht geregelten Bereich von der Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) nach DIN EN ISO/IEC 17024:2012 akkreditiert. Weiterhin garantieren Verträge mit vielen Ländern Europas und Ländern in Übersee dem DGZfP-Zertifikat weltweite Anerkennung.
Die nach der internationalen Norm DIN EN ISO/IEC 17025 akkreditierten ZfP-Prüfstellen/Firmen sind in Deutschland in der Fachgesellschaft der akkreditierten Prüfgesellschaften, kurz F-GZP, organisiert. Die F-GZP ist eine fachliche Einrichtung der DGZfP und keine Einrichtung eigenen Rechts. Die Geschäftsordnung der F-GZP gilt im Rahmen der Satzung und Geschäftsordnung der DGZfP.[5]
Fachausschüsse und Arbeitskreise
Die DGZfP ist in 19 Arbeitskreisen deutschlandweit organisiert. In den Arbeitskreisen treffen sich ZfP-Experten und Fachleute regelmäßig zu Vortrags- und Diskussionsabenden, Fachexkursionen sowie zum beruflichen Erfahrungsaustausch über die neuesten Erkenntnisse aus Forschung, Wissenschaft und Praxis. Die Arbeitskreissitzungen der DGZfP sind öffentlich zugänglich. Jährlich treffen sich rund 3.000 Experten, um die ZfP-Branche aktiv mitzugestalten und auf aktuelle Herausforderungen Einfluss zu nehmen.[6]
Die DGZfP hat darüber hinaus derzeit 21 Fachausschüsse und dazugehörige Unterausschüsse eingerichtet, in denen sich ehrenamtlich rund 750 ZfP-Fachleute engagieren. Vor dem Hintergrund regelmäßiger Änderungen der technischen Regelwerke nimmt die DGZfP über die Fachausschüsse Einfluss auf die Ausgestaltung von Richtlinien und die Entwicklung von Normen. Darüber hinaus erarbeiten die Fachausschüsse Unterrichtsmaterial für die Aus- und Weiterbildung von ZfP-Personal, organisieren themenbezogene Veranstaltungen und entwickeln Lösungen für spezielle Prüfprobleme.[7]
Auszeichnungen und Ehrungen
Mit ihren Auszeichnungen und Ehrungen möchte die DGZfP dazu beitragen, exzellente Leistungen im Fachgebiet der Zerstörungsfreien Werkstoffprüfung sichtbar zu machen, Persönlichkeiten, die sich in besonderem Maße für die Belange der DGZfP eingesetzt haben, zu ehren und den Nachwuchs zu fördern.
Im Einzelnen werden folgende Auszeichnungen[8] und Ehrungen[9] verliehen:
- Wissenschaftspreis
- Anwenderpreis
- Nachwuchspreis
- Studierendenpreis
- Ehrennadel der DGZfP
- Expertengruppe E7
- DGZfP-Sonderpreis „Qualitätssicherung durch Zerstörungsfreie Prüfung“[10] im Wettbewerb Jugend forscht
Bis 2009 verlieh die DGZfP zudem die Auszeichnungen Berthold-Preis (1973–2009) und Schiebold-Gedenkmünze (1997–2009).[8]
Publikationen und Öffentlichkeitsarbeit
Die fünfmal jährlich erscheinende Mitgliederzeitschrift „ZfP-Zeitung“ berichtet über Neuigkeiten aus der Welt der Zerstörungsfreien Prüfung. Sie enthält neben praxisbezogenen Fachbeiträgen Informationen aus allen Tätigkeitsbereichen der DGZfP sowie der ZfP-Community. Die erste Ausgabe erschien 1986.[11]
Im Online-Publikationsshop vertreibt die Gesellschaft Fachbücher, Richtlinien, Merkblätter sowie Berichtsbände zu Veranstaltungen.
Organisationen
Die DGZfP ist Gründungs- und Vollmitglied des Internationalen Komitees für Zerstörungsfreie Prüfung (ICNDT), der weltweiten Dachorganisation der ZfP-Gesellschaften, sowie des Europäischen Verbands für zerstörungsfreie Prüfung, der European Federation for Non-Destructive Testing (EFNDT).[12]
Darüber hinaus hält die DGZfP enge Kontakte zu nationalen Verbänden, unter anderem zum Deutschen Institut für Normung (DIN), zur Bundesvereinigung Materialwissenschaft und Werkstofftechnik, zum Studientag Materialwissenschaft und Werkstofftechnik, zum Verein mathematisch-naturwissenschaftlicher Excellence-Center an Schulen (MINT-EC) sowie zur Gesellschaft der Freunde und Förderer des Deutschen Röntgen-Museums.[13]
Literatur
- Günther Luxbacher: Durchleuchten und Durchschallen. Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung von 1933 bis 2018. Hanser Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-446-45921-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- Unternehmensprofil. Abgerufen am 21. Juni 2021.
- BAM erleben - Gründung des Königlichen Materialprüfungsamtes durch Adolf Martens (1904–1936). Abgerufen am 21. Juni 2021.
- Geschichte der DGZfP und ZfP in Deutschland. Abgerufen am 21. Juni 2021.
- Satzung der DGZfP
- dgzfp.de
- DGZfP Arbeitskreise. Abgerufen am 9. Juli 2021.
- DGZfP Fachausschüsse. Abgerufen am 9. Juli 2021.
- Auszeichnungen. Abgerufen am 12. Juli 2021.
- Ehrungen. Abgerufen am 12. Juli 2021.
- DGZfP > Nachwuchsarbeit > Jugend forscht. Abgerufen am 9. Juli 2021.
- DGZfP > Dienste > ZfP-Zeitung. Abgerufen am 9. Juli 2021 (deutsch).
- DGZfP: Internationale Verbände, abgerufen am 12. November 2020
- Nationale Verbände. Abgerufen am 9. Juli 2021.