Demartinit
Demartinit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Halogenide“ mit der chemischen Zusammensetzung K2[SiF6][2][1] und damit chemisch gesehen Kalium-Silicofluorid.
Demartinit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
IMA 2006-034[1] |
Chemische Formel | K2[SiF6][2][1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Halogenide |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
3.CH.20 11.05.02.03 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | hexagonal |
Kristallklasse; Symbol | dihexagonal-pyramidal; 6mm |
Raumgruppe | P63mc (Nr. 186)[3] |
Gitterparameter | a = 5,6461(8) Å; c = 9,2322(18) Å[3] |
Formeleinheiten | Z = 2[3] |
Häufige Kristallflächen | {001}, {112}[3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 3[2] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,85; berechnet: 2,87[3] |
Spaltbarkeit | vollkommen[2] |
Farbe | farblos[3] |
Strichfarbe | weiß[2] |
Transparenz | durchsichtig[4] |
Glanz | Glasglanz[4] |
Radioaktivität | kaum nachweisbar[4] |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 1,350 ± 0,005[3] nε = 1,340 ± 0,005[3] |
Optischer Charakter | einachsig negativ |
Demartinit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und entwickelt pyramidale, farblose und durchsichtige Kristalle bis etwa 0,3 mm Größe mit einem glasähnlichen Glanz auf den Oberflächen.
Etymologie und Geschichte
Entdeckt wurde Demartinit im April 2006 an einer unbenannten Fumarole am Rand des Kraters „La Fossa“ auf der italienischen Insel Vulcano (Liparische Inseln) vor der Nordküste Siziliens. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch Carlo Maria Gramaccioli und Italo Campostrini, die das Mineral nach Francesco Demartin (* 1953), Professor für Allgemeine und Anorganische Chemie an der Staatlichen Universität Mailand, um seine bedeutenden Beiträge zur Chemie metallischer Cluster in metallorganischen Verbindungen und zur Kristallstruktur von alpinotypen Selten-Erd- und Uranmineralen zu ehren.[3]
Gramaccioli und Campostrini sandten ihre Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 2006 zur Prüfung an die International Mineralogical Association (interne Eingangs-Nr. der IMA: 2006-034[1]), die den Demartinit als eigenständige Mineralart anerkannten. Die Publikation der Erstbeschreibung folgte ein Jahr später im englischsprachigen Fachmagazin The Canadian Mineralogist.
Das Typmaterial (Holotyp) des Minerals wird im „Dipartimento di Chimica Strutturale e Stereochimica Inorganica“ (deutsch Institut für Strukturchemie und Anorganische Stereochemie) an der „Università degli Studi di Milano“ (deutsch Universität Mailand) unter der Inventar-Nr. 2006-1 aufbewahrt.[3][5]
Klassifikation
Da der Demartinit erst 2006 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der alten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. III/B.02-25. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Halogenide“ und dort der Abteilung „Doppelhalogenide“, wobei in den Gruppen III/B.01 bis 03 die Minerale mit den Baugruppen [BF4]1−, [SiF6]2− und [AlF6]3− eingeordnet sind. Demartinit bildet hier zusammen mit Bararit, Heklait, Hieratit, Kryptohalit und Malladrit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe (Stand 2018).[2]
Die seit 2001 gültige und von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[6] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Demartinit ebenfalls in die Klasse der „Halogenide“, dort allerdings in die Abteilung „Komplexe Halogenide“, ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur und dem Haupt-Anionenkomplex, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Silicofluoride“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 3.CH.20 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Demartinit in die Klasse der „Halogenide“ und dort in die Abteilung der „Komplexe Halogenide – Aluminiumfluoride“ ein. Hier ist er zusammen mit Bararit und Malladrit in der „Malladritgruppe“ mit der System-Nr. 11.05.02 innerhalb der Unterabteilung „Komplexe Halogenide – Aluminiumfluoride mit (A)mB(X)4“ zu finden.
Chemismus
In chemisch reiner Form besteht Demartinit (K2SiF6) im Verhältnis aus zwei Kalium- (K), einem Silicium- (Si) und sechs Fluoratomen (F). Das entspricht einem Massenanteil (Gewichtsprozent) von 35,50 Gew.-% K, 12,75 Gew.-% Si und 51,75 Gew.-% F.[7]
Die Analyse des Typmaterials ergab dagegen eine leicht abweichende, durchschnittliche Zusammensetzung von 35,1 Gew.-% K, 12,4 Gew.-% Si und 51,0 Gew.-% F sowie zusätzlich 0,2 Gew.-% Natrium (Na). Auf der Grundlage von neun Atomen pro Formeleinheit errechnete sich daraus die empirische Formel (K2,00Na0,02)Σ2,02Si0,99F5,99, die zur eingangs genannten Formel idealisiert wurde.[3]
Kristallstruktur
Demartinit kristallisiert in der hexagonalen Raumgruppe P63mc (Raumgruppen-Nr. 186) mit den Gitterparametern a = 5,6461(8) Å und c = 9,2322(18) Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Bildung und Fundorte
An seiner Typlokalität am „La Fossa“-Krater bildete sich Demartinit auf verwitterten pyroklastischen Brekzien, wo er in Paragenese mit Hieratit, Avogadrit und Knasibfit sowie einem kurz vor der Entdeckung von Demartinit anerkannten, aber zu diesem Zeitpunkt noch unbenannten Na-K-Tetrafluoroborat-Hexafluorosilikat gefunden wurde.[3]
Außer an seiner Typlokalität auf Vulcano in Italien konnte das Mineral bisher nur noch am Vulkan Hekla im Bezirk Rangárvallasýsla auf Island entdeckt werden (Stand 2021).[8]
Siehe auch
Literatur
- Carlo Maria Gramaccioli, Italo Campostrini: Demartinite, a new polymorph of K2SiF6 from La Fossa Crater, Vulcano, Aeolian Islands, Italy. In: The Canadian Mineralogist. Band 45, Nr. 5, 2007, S. 1275–1280, doi:10.2113/gscanmin.45.5.1275 (englisch, rruff.info [PDF; 220 kB; abgerufen am 19. Oktober 2021]).
Weblinks
- Demartinit. In: Mineralienatlas Lexikon. Stefan Schorn u. a., abgerufen am 19. Oktober 2021.
- Demartinite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 20. Oktober 2021 (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Demartinite. In: rruff.geo.arizona.edu. Abgerufen am 19. Oktober 2021 (englisch).
Einzelnachweise
- Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2021. (PDF; 3,52 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2021, abgerufen am 19. Oktober 2021 (englisch).
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- Carlo Maria Gramaccioli, Italo Campostrini: Demartinite, a new polymorph of K2SiF6 from La Fossa Crater, Vulcano, Aeolian Islands, Italy. In: The Canadian Mineralogist. Band 45, Nr. 5, 2007, S. 1275–1280, doi:10.2113/gscanmin.45.5.1275 (englisch, rruff.info [PDF; 220 kB; abgerufen am 19. Oktober 2021]).
- David Barthelmy: Demartinite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 19. Oktober 2021 (englisch).
- Catalogue of Type Mineral Specimens – D. (PDF 151 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 20. Oktober 2021.
- Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 19. Oktober 2021 (englisch).
- Demartinit. In: Mineralienatlas Lexikon. Stefan Schorn u. a., abgerufen am 19. Oktober 2021.
- Fundortliste für Demartinit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 19. Oktober 2021.