Daron Acemoğlu
Daron Acemoğlu (* 3. September 1967 in Istanbul) ist ein türkisch-US-amerikanischer Ökonom[1] armenischer Abstammung.[2] Sein Vater Kevork, der 1988 starb, war Jurist und Dozent an der Universität Istanbul. Seine Mutter Irma († 1991) war eine Lyrikerin und Schullehrerin[3].
Akademischer Werdegang
Acemoğlu ist Elizabeth & James Killian Professor für angewandte Ökonomik sowie Institute Professor[4] am Massachusetts Institute of Technology. Er arbeitet außerdem beim National Bureau of Economic Research und Centre for Economic Policy Research. Seinen Bachelorabschluss erhielt Acemoglu 1989 von der Universität York und seinen Doktortitel 1992 von der London School of Economics and Political Science. Ihm wurde 2005 die John Bates Clark Medal verliehen, 2012 der Nemmers-Preis für Wirtschaftswissenschaften und 2016 der BBVA Foundation Frontiers of Knowledge Award. Für 2019 gewann er den Weltwirtschaftlichen Preis. Von 2011 bis 2015 war Acemoglu Herausgeber der Fachzeitschrift Econometrica[5]. 2006 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, ebenso wie 2014 in die National Academy of Sciences[6] und 2021 sowohl in die American Philosophical Society als auch in die British Academy.
Forschung
Als Forscher ist er insbesondere in den Bereichen Politische Ökonomie, Entwicklungsökonomik, Wachstumstheorie, Technologie, Einkommens- und Lohnungleichheit, Humankapital und Ausbildung sowie Arbeitsmarktökonomik tätig.
Sein zusammen mit Simon Johnson und James A. Robinson 2001 veröffentlichter Aufsatz Reversal of Fortune: Geography and Institutions in the Making of the Modern World Income Distribution rief eine Debatte zwischen Acemoglu und Jeffrey Sachs über die Ursachen von Unterentwicklung hervor. Im Unterschied zu Sachs, der Unterentwicklung vor allem auf geographische Faktoren zurückführt, vertreten Acemoglu et al. die Ansicht, dass schlechte institutionelle Rahmenbedingungen den Hauptgrund für die Unterschiede im Grad der wirtschaftlichen Entwicklung zwischen verschiedenen ehemaligen Kolonien darstellen. Dabei haben die Kolonisatoren nach ihrer Untersuchung in den ärmeren Regionen (z. B. Australien) Institutionen für Investitionen (breitere Eigentumsrechte für die Bevölkerung) geschaffen, während in den wohlhabenderen Regionen (z. B. die früheren Gebiete der Inkas in Südamerika) eher z. B. Zwangsarbeit eingesetzt wurde und sich die Macht in der Hand einer kleinen Elite befand (sogenannte Extraktionsinstitutionen). Dadurch sei es ab dem 19. Jahrhundert zu einem umgedrehten Verhältnis zwischen ärmeren und wohlhabenderen Kolonien gekommen.[7]
Dieser Ansatz wurde u. a. von Pranab Bardhan als zu eurozentristisch kritisiert, da er nicht die wirtschaftliche Unterentwicklung von nicht oder wenig kolonisierten Staaten wie Äthiopien, Thailand oder China zu erklären vermag.[8]
Schriften
- mit Simon Johnson und James A. Robinson: The colonial origins of comparative development. 2001.
- mit James A. Robinson: Economic Origins of Dictatorship and Democracy. 2005.
- Introduction to Modern Economic Growth. 2008.
- mit James A. Robinson: Why Nations Fail: The Origins of Power, Prosperity, and Poverty. 2012. Auf deutsch: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut, übersetzt von Bernd Rullkötter, S.Fischer, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-10-000546-5. (Nationen und ihr Wohlstand: Schlüssel zum Reichtum, Rezension von Christian Rickens in Spiegel Online, 7. April 2012.)
- mit James A. Robinson: The Narrow Corridor. State, Societies, and the Fate of Liberty, Penguin, New York 2019. Auf deutsch: Gleichgewicht der Macht. Der ewige Kampf zwischen Staat und Gesellschaft, aus dem Englisch von Bernhard Jendricke et al., S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-10-397336-5.
Weblinks
- Webseite von Daron Acemoglu beim MIT mit Curriculum Vitae und Schriftenverzeichnis
- Robert Gavin im Boston Globe anlässlich der Verleihung der John Bates Clark Medal.
- iconomix: Wie wichtig gute Institutionen sind. Abgerufen am 1. März 2013 (deutsch, Daron Acemoğlu erklärt, weshalb gute Institutionen über arm oder reich entscheiden).
- Tina Kaiser und Tobias Kaiser: Daron Acemoglu. Warum ist dieser Ökonom eine Million Dollar wert? In: Welt Online, 31. März 2014. (siehe auch in: Welt am Sonntag 13, 30. März 2014, Seite 8.)
- Daron Acemoğlu im Katalog der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (ZBW)
Fußnoten
- http://economics.mit.edu/faculty/acemoglu/cv
- https://www.ntv.com.tr/turkiye/ermeni-asilli-buyukelci,lvyO2wwUXE-flTiud8TgPw
- Robert Gavin: MIT professor named top economist under 40. In: Boston Globe. 15. Juni 2005. Abgerufen am 4. Juli 2014.
- Daron Acemoglu named Institute Professor. Abgerufen am 12. Dezember 2019.
- Past Editors and Co-editors of Econometrica | The Econometric Society. Abgerufen am 7. Juni 2020.
- National Academy of Sciences Members and Foreign Associates Elected. (Memento vom 18. August 2015 im Internet Archive) Pressemeldung der National Academy of Sciences (nasonline.org) vom 29. April 2014
- NBER Working Papers. 8460, 2001; publiziert als: Daron Acemoglu, Simon Johnson & James A. Robinson: Reversal Of Fortune: Geography And Institutions In The Making Of The Modern World Income Distribution. In: Quarterly Journal of Economics. v107, 4. November 2002, S. 1231–1294.
- Pranab Bardhan (2005), Scarcity, Conflicts and Cooperation: Essays in Political and Institutional Economics of Development (Memento vom 9. Oktober 2012 im Internet Archive), MIT Press, S. 4.