Crossing the T
Crossing the T ist eine Gefechtstaktik auf artilleristisch bestückten Linienschiffen, die mit vielen Geschützen zur Seite, aber nur mit wenigen nach vorne oder hinten feuern können. Seit der Entwicklung moderner Lenkwaffenkreuzer und Flugzeugträger hat diese Technik für die moderne Seekriegsführung keine Bedeutung mehr.
Beschreibung
Der in der Illustration blauen Flotte ist es durch höhere Geschwindigkeit oder eine bessere Ausgangsposition gelungen, die Fahrtrichtung der roten Flotte zu kreuzen. Damit hat sie den Querstrich über das T gezogen.
Dies verschafft der blauen Flotte mehrere Vorteile:
- Sie kann ihr Feuer auf das Spitzenschiff der roten Flotte konzentrieren.
- Sie kann sämtliche Geschütze (hier: acht) einsetzen, während die gegnerische Flotte wegen der Behinderung durch die Aufbauten nur die vorderen Geschütze (hier: vier) einsetzen kann.
- Die Sicht der weiter hinten fahrenden roten Schiffe ist stark durch Rauch und die Aufbauten der vorausfahrenden Schiffe behindert.
- Die Schussweite der Geschütze ist meist ungenauer (ungenaue Entfernungsmessung, meteorologische Einflüsse) als die Seitenstreuung, was den blauen Schiffen zusätzlich zugutekommt, da die Schiffe der roten Flotte über ihre ganze Länge getroffen werden können, die blauen nur über ihre Breite.
Geschichte
Dieses Manöver wurde bereits 1805 in der Schlacht von Trafalgar angewendet[1] und begründete den Sieg der Briten. Es führte 1905 in der Seeschlacht bei Tsushima zur völligen Vernichtung der russischen Flotte durch die japanische Flotte. Bei der Skagerrakschlacht 1916 gelang es der deutschen Flotte jedoch durch ein geplantes, neuartiges und bis dahin unbekanntes Gegenmanöver, die Gefechtskehrtwendung, zweimal aus dem Crossing-the-T der britischen Flotte zu entkommen.
Ende Mai 1941 versuchte ein englischer Verband, bestehend aus den Schlachtschiffen Hood und Prince of Wales, das Schlachtschiff Bismarck sowie den Schweren Kreuzer Prinz Eugen bei ihrem Durchbruch in den Nordatlantik mit einem Crossing-the-T-Manöver abzufangen. Der englische Verband war aber zu langsam, so dass beim Zusammentreffen in der Dänemarkstraße die deutschen Schiffe in der günstigen Position waren und die Hood binnen Minuten versenkt wurde.
Auch im Pazifikkrieg während der Schlacht in der Surigao-Straße Ende Oktober 1944 südlich von Leyte in den Philippinen spielte das Crossing-the-T-Manöver eine wichtige Rolle. Die US-Amerikaner deckten mit einer Flottenlinie die Durchfahrt der Straße von Surigao ab, und der japanische Flottenverband lief auf diese Linie zu.
Mit der Ablösung der Artillerie als Hauptwaffe der Schiffe durch Lenkwaffen wurde die relative Position von Schiffen zueinander während des Gefechtes bedeutungslos, da diese Waffen in jeder Position auf einen Gegner abgefeuert werden können.
Andere Bedeutungen
Crossing the T ist neben der oben beschriebenen Seegefechtstaktik eine englische Redewendung für perfekte Arbeit sowie Perfektionismus: „He crossed all the T's and dotted all the I's“ (zu Deutsch: „Er hat alle T-Striche gezogen und alle I-Punkte gesetzt.“).
Literatur
- George Bruce: Seeschlachten des 20. Jahrhunderts. Flechsig, Würzburg 2004, ISBN 3-88189-506-X.