Corleone
Corleone ist eine Stadt in der Metropolitanstadt Palermo in der Region Sizilien in Italien mit 10.855 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019). Der Name Corleone ist aus den italienischen Wörtern cuore (deutsch Herz) und leone (deutsch Löwe) zusammengesetzt und bedeutet sinngemäß Löwenherz.
Corleone | ||
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Staat | Italien | |
Region | Sizilien | |
Metropolitanstadt | Palermo (PA) | |
Lokale Bezeichnung | Cunigghiuni / Curliuni | |
Koordinaten | 37° 49′ N, 13° 18′ O | |
Höhe | 600 m s.l.m. | |
Fläche | 229 km² | |
Einwohner | 10.855 (31. Dez. 2019)[1] | |
Fraktionen | Ficuzza | |
Postleitzahl | 90034 | |
Vorwahl | 091 | |
ISTAT-Nummer | 082034 | |
Volksbezeichnung | Corleonesi | |
Schutzpatron | San Leoluca | |
Website | Corleone | |
Blick über Corleone |
Geografie
Corleone liegt an der SS 118 an einem Pass der Monti Sicani zwischen Palermo und Agrigent, etwa 60 km südlich von Palermo und 110 km nordwestlich von Agrigent. Die Gemeinde gehört folgenden Verbänden und Organisationen an: Regione Agraria n. 1 – Montagna interna – Montagna di Corleone; Patto Territoriale Alto Belice Corleonese. Ortsteile sind Ficuzza (11,41 km), Giardinello und Imbriaca di Corleone.
Die Nachbargemeinden sind Bisacquino, Campofelice di Fitalia, Campofiorito, Chiusa Sclafani, Contessa Entellina, Godrano, Mezzojuso, Monreale, Palazzo Adriano, Prizzi und Roccamena. Nachdem der Bahnverkehr nach Corleone 1959 eingestellt wurde, ist die Stadt heute nur noch auf der Straße zu erreichen.
Geschichte
Corleone hat eine lange antike Geschichte, die bis ins 7. Jahrhundert v. Chr. zurückreicht. Unter römischer Herrschaft hieß Corleone Animosa Civitas. Durch seine strategisch bedeutende Lage auf halber Strecke der Hauptstraße von Palermo nach Agrigent war Corleone ein wichtiger Stützpunkt für alle Herrscher Siziliens.
840 wurde Corleone von den Arabern, 1072 von den Normannen erobert, die alle arabischen Bauwerke zerstörten, um christliche Bauten zu errichten. Im 13. Jahrhundert blühte die Stadt auf und wurde zum wichtigsten landwirtschaftlichen Zentrum Siziliens. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts erfolgte unter der Führung von Oddone de Camerana aus Brescia eine Zuwanderung von Lombarden aus dem Gebiet zwischen Tortona und dem Oltrepò pavese, die sich in Corleone niederließen.
Gemeinsam mit Palermo gründete die Stadt ein Bündnis gegen die Herrschaft Karls I. von Anjou und setzte sich für die Unabhängigkeit Siziliens ein. Seit der Sizilianischen Vesper im Jahr 1282 symbolisieren die Farben Rot und Gelb der Flagge Siziliens diese beiden Städte.
Im 17. Jahrhundert verarmte die Bevölkerung auf Grund der erdrückenden Steuerlasten der spanischen Herrscher und die Stadt verlor immer mehr an Bedeutung. Im 20. Jahrhundert geriet Corleone durch die Machenschaften der Mafia immer wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.
Wappen
Das Wappen von Corleone wurde am 30. Oktober 1929 genehmigt, mit folgender Blasonierung:
- «Di rosso al leone d'oro, tenente con la branca anteriore destra un cuore ardente al naturale. Lo scudo sarà fregiato dalla corona di Comune. Motto: Animosa Civitas Corleonis»[2][3]
Übersetzung:
- „In Rot ein steigender goldener Löwe, mit der rechten vorderen Pranke ein Herz haltend, welches natürlich brennt. Auf dem Schild ruht die Gemeindenkrone. Wahlspruch: ‚Animosa Civitas Corleonis‘“.
Sehenswürdigkeiten
- Corleone wird auch die Stadt der 100 Kirchen genannt. Sehenswert sind vor allem das Kapuzinerkloster und die Kirchen Sant´Agostino und San Domenico aus dem Jahre 1547.
- Pfarrkirche San Martino: Das Baujahr ist unbekannt. Die Kirche wurde mehrmals erweitert, zuletzt im 18. Jahrhundert. Im Inneren der Kirche befinden sich zahlreiche Statuen, unter anderem eine Statue des Heiligen Sebastians und eine Madonnengruppe aus dem 17. Jahrhundert.
- SS. Addolorata di Corleone: die Kirche wurde 1749 fertiggestellt und hat einen elliptischen Grundriss.
- Sant’ Andrea: die Kirche stammt aus dem 14. Jahrhundert.
- San Salvatore: Kloster und Kirche wurden 1737 fertiggestellt.
- Rathaus an der Piazza Garibaldi: Der Uhrenturm stammt aus dem 18. Jahrhundert
- Auf den beiden Felsen, die die Umgebung Corleones prägen, befinden sich die Ruine des Soprano-Kastells und das Sottano-Kastell, ehemals ein bourbonisches Gefängnis, in dem sich seit 1960 ein Franziskanerkloster befindet.
- Museo Pippo Rizzo: Es zeigt Funde archäologischer Ausgrabungen aus der Gegend um Corleone. Die Pietra Miliare aus dem Jahre 252 v. Chr. ist einer der wertvollsten Schätze der Sammlung. Sehenswert sind auch die Reste eines römischen Mosaiks aus dem 1. Jahrhundert n. Chr.
- Das Museo Anti-Mafia wurde 2001 eröffnet. Es befindet sich im Aufbau und zeigt vorwiegend Fotomaterial.
Söhne und Töchter der Stadt
- Bernardo da Corleone (1605–1667), heiliger Kapuziner
- Girolamo da Corleone (1639–1717), Kapuzinerbruder
- Giuseppe Vasi (1710–1782), Vedutenstecher und Grafiker
- Placido Rizzotto (1914–1948), Gewerkschaftsführer und Widerstandskämpfer
- Salvatore Pacino, Vater von Al Pacino (* 1940), der vor der Geburt des Sohns nach New York auswanderte
- Franco Merli (* 1957), Filmschauspieler
Mafia
In der Gegend von Corleone bildete sich ein Clan der sizilianischen Cosa Nostra, der viele Mitläufer hatte, die heute als Corleonesi bezeichnet werden. Einige der bekanntesten Mafiosi wurden hier geboren:
- Giuseppe „Peter“ Morello (1867–1930), Boss der Morello-Familie (Vorläufer der Genovese-Familie)
- Ciro Terranova (1888–1938), Unterboss der Morello-Familie
- Nico „Nicholas“ Terranova (1890–1916), Boss der Morello-Familie
- Vincenzo „Vincent“ Terranova (1887–1922), Boss der Morello-Familie
- Ignazio „Lupo“ Saietta (1877–1947), Gründer der Black Hand Gang
- Gaetano „Tommaso“ Gagliano (1884–1951), Boss der Lucchese-Familie
- Gaetano „Tommy“ Reina (1889–1930), Gründer der Reina-Gang (Vorläufer der Lucchese-Familie)
- Ignazio „Jack“ Dragna (1891–1956), Boss der Los Angeles-Familie
- Gaetano „Tom“ Dragna (1889–1977), Mitglied der Los Angeles-Familie
- Michele Navarra (1905–1958), Boss der Corleonesi
- Luciano Liggio (1925–1993), Boss der Corleonesi
- Totò Riina (1930–2017), Boss der Corleonesi
- Gaetano Riina (* 1933), Consigliere der Corleonesi
- Bernardo Provenzano (1933–2016), Boss der Corleonesi
- Calogero Bagarella (1935–1969), Mitglied der Corleonesi
- Leoluca Bagarella (* 1942), amtierender Boss der Corleonesi
Viele Mafiosi wanderten nach Amerika aus, um dort ihre Geschäfte weiterzuführen. Im Kampf um die Macht in der Stadt Corleone wurden nach dem Zweiten Weltkrieg an die 300 Morde im Auftrag des Clans begangen.
Am 11. April 2006 wurde Bernardo Provenzano, Kopf der sizilianischen Mafia, nach über 40 Jahren auf der Flucht in der Nähe Corleones festgenommen. Die Stadt erklärte daraufhin den 11. April zum Gemeindefeiertag und benannte eine Straße um in Via 11 Aprile („Straße des 11. April“).
Literatur und Film
Die Stadt Corleone wurde durch den Roman Der Pate von Mario Puzo weltweit bekannt. Der Roman aus dem Jahr 1969 schildert die Ereignisse rund um den fiktiven Mafiaboss Vito Corleone und seinen Clan. 1972 entstand unter der Regie von Francis Ford Coppola der erste Teil einer gleichnamigen Filmtrilogie mit Marlon Brando und Al Pacino in den Hauptrollen. Pacinos Vater stammte zufällig aus Corleone.
Im Film kommt der Nachname der Hauptfigur so zustande, dass der junge Vito Andolini bei der Einwanderung in die Vereinigten Staaten nach seinem Namen gefragt wird, aber nicht antwortet. Bei einem Blick auf den Pass des Jungen verwechselt der Beamte Nachname und Geburtsort, so dass aus Vito Andolini Vito Corleone wird. Im Buch nimmt Vito den Namen an, um an seine sizilianische Herkunft zu erinnern.
Weblinks
- Internetpräsenz der Stadt Corleone (italienisch)
- I Lombardi a Corleone Virtuelle Ausstellung der Universitätsbibliothek Pavia
- Seite bei Italia in dettaglio (italienisch und englisch)
- Seite bei Comuni italiani
Einzelnachweise
- Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2019.
- Wappen und Fahne auf comune.corleone.pa.it. Abgerufen am 7. Dezember 2017 (italienisch).
- Wappenbeschreibung auf comuni-italiani.it. Abgerufen am 7. Dezember 2017 (italienisch).