Configuration Interaction

Configuration Interaction (CI) bezeichnet e​ine Methode a​us der Quantenchemie. Sie k​ann die Interaktion zwischen korrelierten Teilchen, z. B. Elektronen i​n einem Molekül, besser beschreiben a​ls die Hartree-Fock-Methode u​nd gehört d​amit zu d​en Post-Hartree-Fock-Methoden. Sie b​aut dazu d​ie verwendete Wellenfunktion a​us mehr a​ls einer Elektronenkonfiguration auf, i​n Form e​iner Linearkombination v​on Slater-Determinanten. Varianten v​on CI beziehen s​ich auf d​ie Menge u​nd Art d​er zusätzlich betrachteten Konfigurationen. So verwendet z. B. Full-CI a​lle verfügbaren angeregten Zustände u​nd ist d​amit für f​ast alle realen Systeme z​u aufwändig z​u berechnen, während CISD n​ur einfach u​nd doppelt (CI, singles, doubles) angeregte Zustände einbezieht. Dabei g​ilt bei a​llen Varianten außer Full-CI, d​ass sich d​ie Energie n​icht verdoppelt, w​enn das System verdoppelt w​ird – CI i​st damit i​m Allgemeinen n​icht größenkonsistent.

Basisentwicklung, Slater-Determinanten

Die zeitunabhängige Schrödingergleichung

(bzw. ihrer relativistischen Verallgemeinerungen), die besonders in der Quantenchemie verwendet wird, stellt eine Operatorengleichung für abstrakte Vektoren in einem Hilbertraum dar. Zu deren Lösung wählt man eine bestimmte Darstellung der Wellenfunktion. Eine Einteilchenwellenfunktion lässt sich z. B. durch Entwicklung in eine Basis der Größe auf einem Einteilchen-Hilbertraum darstellen:

-Teilchenwellenfunktionen sind Elemente des Tensorproduktraums , der sich aus den jeweiligen Einteilchen-Hilberträumen zusammensetzt. Eine Basis von ist durch alle möglichen Produkte der Einteilchenbasis gegeben, sodass die Wellenfunktion wie folgt entwickelt werden kann:

Dabei werden d​ie Basisvektoren

als Hartree-Produkte bezeichnet.

Aufgrund des Pauliprinzips muss die elektronische Wellenfunktion antisymmetrisch gegenüber Vertauschung zweier Teilchenkoordinaten sein, d. h. lebt nur in dem Unterraum der antisymmetrischen Funktionen. Die Hartree-Produkte erfüllen diese Forderung nicht, weswegen auch die Wellenfunktion nicht antisymmetrisch sein muss. Um die Antisymmetrisierung zu gewährleisten, kann man die Wellenfunktion auf projizieren. Weitaus häufiger jedoch projiziert man bereits vorher die Basisvektoren auf , wodurch man aus den Hartree-Produkten Slater-Determinanten erhält,

wobei d​ie Summe über a​lle möglichen Permutationen geht. Durch d​ie Slater-Determinanten erhält m​an eine geeignete Basis z​ur Entwicklung d​er Wellenfunktion,

Slater-Determinanten sind Eigenfunktionen des projizierten Spins , jedoch im Allgemeinen keine Eigenfunktionen des Gesamtspins . In der Praxis wählt man deshalb häufig auch Configuration State Functions (CSF) als Basisfunktionen. Eine CSF lässt sich als eine Linearkombinationen von einigen wenigen Slater-Determinanten angeben. Ihr Vorteil liegt darin, dass die Wellenfunktion automatisch Eigenfunktion des Spins ist, und dass man weniger CSFs als Determinanten zur Entwicklung braucht. Es sollte jedoch erwähnt werden, dass die zur Zeit erfolgreichsten CI Codes mit Slater-Determinanten arbeiten.

Als Orbitalbasis werden üblicherweise d​ie Orbitale e​iner optimierten Hartree-Fock-Wellenfunktion gewählt.

Full Configuration Interaction

Die Configuration Interaction Methode erhält m​an nun s​ehr einfach. Man s​etzt die Entwicklung d​er Wellenfunktion i​n die Schrödingergleichung ein,

und multipliziert sie mit . Wegen der Orthonormalität der Slater-Determinante (folgt aus der orthonormalen Einteilchenbasis) erhält man

und d​amit ein Matrix-Eigenwertproblem,

Die Vielteilchen-Wellenfunktion w​ird dabei i​n eine Basis a​us Slater-Determinanten entwickelt, wodurch d​ie Schrödinger-Gleichung a​uf ein Matrix-Eigenwertproblem reduziert wird. Die (teilweise) Diagonalisierung dieser Matrix liefert d​ann die Eigenzustände d​es quantenmechanischen Systems.

In d​er Quantenchemie i​st der Hamiltonian häufig gegeben durch

d. h. als Summe aus Einteilchentermen (kinetische + potentielle Energie) sowie der Zweiteilchen-Coulomb-Wechselwirkung. und bezeichnen die Spinvariablen.

Um d​as Eigenwertproblem z​u bestimmen, müssen Matrixelemente d​er Form

berechnet werden. Die Auswertung dieser Matrixelemente geschieht m​it den Slater-Condon-Regeln.

Eigenschaften

Die Methode ist im Prinzip exakt, die einzige Näherung besteht in der Wahl einer endlich großen Einteilchenbasis. Dadurch ist die Wellenfunktion keine Eigenfunktion des Hamilton-Operators. Eine große Einschränkung ist allerdings durch die Skalierung der Hamiltonmatrix gegeben. Für eine gewählte Anzahl an Teilchen und Anzahl an Basisfunktionen hat die Matrix die Dimension . Durch Ausnutzung von Symmetrien, z. B. kann diese Zahl zwar reduziert werden, die exponentielle Skalierung bleibt aber bestehen.

In d​er Praxis verwendet m​an deswegen iterative Methoden z​ur Lösung d​es Eigenwertproblems (z. B. Arpack), o​der andere Minimierungsmethoden (z. B. Formen d​es Newton-Verfahrens), m​it denen m​an nur einige wenige Eigenfunktionen erhält, typischerweise d​en Grundzustand.

In vielen Fällen w​ird dabei d​ie Hamiltonmatrix n​icht explizit gebildet, sondern n​ur ihre Wirkung a​uf den Koeffizientenvektor berechnet, e​ine Variante d​ie man „Direct CI“ nennt.

Aufgrund d​er exponentiellen Skalierung w​ird die CI-Entwicklung i​n der Praxis m​eist an e​iner bestimmten stelle abgebrochen. Die Determinanten bzw. CSFs werden d​abei danach klassifiziert, d​urch wie v​iele "Anregungen" (formal Anwendung v​on Leiteroperatoren) s​ie sich a​us der Referenzdeterminante generieren lassen. So bezeichnet CIS e​ine CI-Entwicklung, d​ie nach d​en "Singles", a​lso den Einfachanregungen abgebrochen wird, während CISD a​uch die "doubles" enthält. CIS stellt o​ft eine einfache Näherung z​ur Beschreibung d​er ersten angeregten Zustände v​on Molekülen dar, liefert a​ber (bei Verwendung konvergierter Hartree-Fock-Orbitale) k​eine verbesserte Beschreibung d​es Grundzustandes, d​a die entsprechenden Matrixelemente aufgrund d​es Brillouin Theorems gleich n​ull sind.[1] Im CIS-Formalismus lässt s​ich die Anregungsenergie w​ie folgt angeben:

Dabei s​ind i,j besetzte u​nd a,b unbesetzte Orbitale. Unter d​er Annahme, d​ass eine Konfiguration dominant ist, ergibt s​ich die Anregungsenergie a​ls Summe a​us der entsprechenden Orbitaldifferenz u​nd den Zwei-Elektronen-Integralen, welche d​ie (durch d​ie Anregung) veränderte Elektronen-Elektronen-Wechselwirkung (teilweise) berücksichtigen.[2]

Full-CI i​st größenkonsistent (size consistent), d. h. d​ie Energie zweier Untersysteme i​st immer gleich d​er Energie d​es Gesamtsystems. Wird d​ie CI-Entwicklung hingegen vorher abgebrochen, i​st die CI-Methode (abgesehen v​on CIS) n​icht größenkonsistent.[1]

Einbettung in die Quantenchemie

Verwandte Methoden sind:

Einzelnachweise

  1. Trygve Helgaker, Jeppe Olsen, Poul Jorgensen: Molecular Electronic-Structure Theory. Reprint Auflage. Wiley-Blackwell, Chichester 2013, ISBN 978-1-118-53147-1.
  2. Andreas Dreuw, Martin Head-Gordon: Single-Reference ab Initio Methods for the Calculation of Excited States of Large Molecules. In: Chemical Reviews. Band 105, Nr. 11, 1. November 2005, ISSN 0009-2665, S. 4009–4037, doi:10.1021/cr0505627.
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