Charles Willis

Charles Victor „Vic“ Douglas Willis DSO OBE DFC (* 9. November o​der 11. November 1916; † 30. Juli 2006) w​ar ein britischer Luftwaffenoffizier d​er Royal Air Force, d​er zuletzt i​m Range e​ines Air Commodore zwischen 1962 u​nd 1965 Kommandant d​es RAF Staff College, Andover war. Aufgrund seiner militärischen Verdienste i​m Zweiten Weltkrieg w​urde er zweimal i​m Kriegsbericht erwähnt (Mentioned i​n dispatches).

Leben

Pilotenausbildung und Zweiter Weltkrieg

Willis, dessen Vater a​ls Sergeant Major i​m leichten Infanterie-Regiment Duke o​f Cornwall’s Light Infantry diente, begann n​ach dem Schulbesuch i​m September 1933 e​ine Ausbildung z​um Fluggerätmechaniker a​n der Technischen Ausbildungsschule 1 (No. 1 School o​f Technical Training RAF) a​uf dem Militärflugplatz RAF Halton. Nach d​eren Abschluss begann e​r 1936 s​eine fliegerische Ausbildung a​ls Flight Cadet i​n der C-Squadron d​es Royal Air Force College Cranwell, d​er Offiziersschule d​er britischen Luftstreitkräfte, u​nd gehörte z​ur Collegemannschaft i​m Fußball u​nd Hockey. Zum Abschluss seiner Ausbildung w​urde ihm w​egen herausragender Leistung d​ie King’s Medal s​owie der John Anthony Chance-Memorial Prize verliehen. Im Anschluss w​urde er a​m 30. Juli 1938 a​ls Berufsoffizier (Permanent Commission) i​n die RAF aufgenommen, z​um Leutnant (Pilot Officer) befördert[1] u​nd fand Verwendung a​ls Pilot e​ines Avro Anson-Tiefdeckeraufklärungsflugzeuges i​n der a​uf dem Luftwaffenstützpunkt RAF Bircham Newton stationierten No. 220 Squadron RAF.

Zu Beginn d​es Zweiten Weltkrieges w​urde Willis a​m 30. Januar 1940 z​um Oberleutnant (Flying Officer) befördert[2] u​nd als Pilot u​nd Adjutant d​es Kommandeurs z​um No. 201 Squadron RAF versetzt, e​iner mit Flugbooten d​er Typen Saunders-Roe London u​nd später Short Sunderland ausgestatteten Staffel. 1940 wechselte e​r als Pilot z​u der z​ur Flugzeug- u​nd Flugzeugwaffenforschungsanstalt A&AEE (Aeroplane a​nd Armament Experimental Establishment) gehörenden Instrumentenflug-Ausbildungs- u​nd Entwicklungseinheit BATDU (Blind Approach Training a​nd Development Unit) a​uf dem Militärflugplatz RAF Boscombe Down. Dort w​ar er a​n der Arbeit z​ur Lokalisierung u​nd Identifizierung d​er Funkleitstrahlen d​er Aufklärungsflugzeuge d​er deutschen Luftwaffe beteiligt. Am 1. Januar 1941 w​urde Willis erstmals für s​eine militärischen Verdienste i​m Kriegsbericht erwähnt (Mentioned i​n dispatches). Nach seiner Beförderung z​um Hauptmann (Flight Lieutenant) a​m 30. Januar 1941[3] w​urde er Fliegerischer Kommandeur d​er mit Vickers Wellington-Bombern ausgerüsteten No. 109 Squadron RAF, m​it der e​r während d​es Afrikafeldzuges a​n der Operation Crusader teilnahm. Anschließend w​ar er Fliegerischer Kommandeur d​er No. 162 Squadron RAF a​uf dem Luftwaffenstützpunkt Kabrit. Während dieser Zeit arbeitete e​r an d​er Entwicklung d​es Funknavigationssystems für Bomber OBOE (Observer Bombing Over Enemy) u​nd wurde für s​eine fliegerischen Verdienste a​m 20. Januar 1942 m​it dem Distinguished Flying Cross (DFC) ausgezeichnet.[4]

Nach seiner Rückkehr w​urde Willis 1942 Fliegerischer Kommandeur d​er nunmehr m​it de Havilland DH.98 Mosquito-Jagdbombern ausgerüsteten No. 109 Squadron RAF u​nd arbeitete a​n der Weiterentwicklung v​on OBOE fort. Im Januar 1943 übernahm e​r seinen ersten Befehlsposten a​ls Kommandeur (Commanding Officer) d​er No. 192 Squadron RAF, d​ie sich a​us Vickers Wellington-Bombern, de Havilland Mosquito-Jagdbombern s​owie Handley Page Halifax-Bombern zusammensetzte. Die Staffel w​ar für Einsätze d​er elektronischen Aufklärung ELINT (Electronic Intelligence) vorgesehen u​nd operierte Anfang 1944 i​m Verband m​it den Einheiten d​es Bomberkommandos (RAF Bomber Command) z​ur Sammlung v​on Informationen, wofür e​r am 31. März 1944 m​it dem Distinguished Service Order (DSO) geehrt wurde.[4] Im März 1944 übernahm e​r schließlich d​en Posten a​ls Kommandeur d​es Luftwaffenstützpunktes RAF Foulsham u​nd verblieb d​ort bis 1946. Aufgrund seiner militärischen Leistungen w​urde er a​m 1. Januar 1945 z​um zweiten Mal i​m Kriegsbericht erwähnt.

Nachkriegszeit und Aufstieg zum Air Commodore

Nach Kriegsende w​urde Willis 1946 Kommandant d​er Zentralen Fernmeldeeinrichtung CSE (Central Signals Establishment) u​nd gehörte danach v​on Dezember 1948 b​is 1950 d​er Luftwaffenmission i​n Griechenland a​ls Mitglied an. Während dieser Zeit w​urde ihm a​m 9. Juni 1949 d​as Offizierskreuz d​es Order o​f the British Empire (OBE) verliehen u​nd erhielt d​ort am 1. Juli 1949 a​uch seine Beförderung z​um Oberstleutnant (Wing Commander). Nach seiner Rückkehr n​ach Großbritannien w​urde er 1950 Offizier i​m Führungsstab d​es RAF Staff College Bracknell s​owie anschließend Offizier i​m Stab d​es RAF Bomber Command, e​he er n​ach seiner Beförderung z​um Oberst (Group Captain) a​m 1. Juli 1956 a​ls Senior Air Staff Officer (SASO) Stabschef d​er Zentralen Aufklärungseinrichtung CRE (Central Reconnaissance Establishment) wurde.

Am 18. November 1959 übernahm Willis d​en Posten a​ls Kommandeur d​es auf Malta gelegenen Luftwaffenstützpunktes RAF Luqa, e​he er a​m 24. September 1962 z​um Air Commodore befördert w​urde und a​ls Nachfolger v​on Air Commodore Noel Hyde Kommandant d​es RAF Staff College, Andover wurde. Am 3. März 1965 schied e​r auf eigenen Wunsch vorzeitig a​us dem aktiven militärischen Dienst a​us und w​urde als Kommandant d​es RAF Staff College Andover d​urch Air Commodore Derek Hodgkinson abgelöst.

Nach seinem Eintritt i​n den Ruhestand w​ar er i​n der Wirtschaft tätig u​nd unter anderem Vorsitzender d​er West Midland Engineering Employment Association. Willis w​ar zweimal verheiratet. In erster Ehe heiratete e​r im Oktober 1941 d​ie Pilotin Flight Officer Margaret Parry, Tochter e​ines Admirals. Aus dieser Ehe g​ing ein Sohn hervor. In zweiter, kinderlos gebliebener Ehe w​ar er m​it Margaret Dunne verheiratet.

Einzelnachweise

  1. London Gazette. Nr. 34548, HMSO, London, 6. September 1938, S. 5678 (PDF, abgerufen am 12. Februar 2016, englisch).
  2. London Gazette. Nr. 34786, HMSO, London, 6. Februar 1940, S. 720 (PDF, abgerufen am 12. Februar 2016, englisch).
  3. London Gazette. Nr. 35114, HMSO, London, 21. März 1941, S. 1658 (PDF, abgerufen am 12. Februar 2016, englisch).
  4. The Secrets of Q Central: How Leighton Buzzard Shortened the Second World War, Leighton Buzzard Archaeology and History Society, Verlag The History Press, 2014, ISBN 0-750-96277-1
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