Cesare Balbo
Cesare Balbo (* 21. November 1789 in Turin; † 4. Juni 1853 ebenda) war ein italienischer Staatsmann, Historiker und Schriftsteller. Er gilt als Vertreter des Neoguelfismus.
Leben
Cesare Balbo wurde mit 17 Jahren Auditeur beim Staatsrat in Paris, 1808 Sekretär der Regierungskommission, welche die Vereinigung der Toskana mit dem Kaiserreich vollzog, und später der zu gleichem Zweck für Rom ernannten Konsulta.
1812 wurde er französischer Regierungskommissar für die illyrischen Provinzen, nach Napoleons I. Sturz sardinischer Offizier und war einige Zeit der Gesandtschaft in London beigegeben, trat aber infolge der piemontesischen Revolution von 1821 als Major aus der Armee aus.
In Turin widmete er sich historischen Studien und veröffentlichte von 1821 bis 1843 mehrere Arbeiten, darunter eine „Geschichte Italiens“ (Storia d'Italia), die jedoch in 2 Bänden nur bis zu Karl dem Großen reicht, und eine Übersetzung von Heinrich Leos „Entwickelung der Verfassung der lombardischen Städte“ (Comuni italiani) nebst Kommentar.
Allgemeiner bekannt machten ihn zuerst 1843 die Le speranze d’Italia, worin er erklärte, dass die Unabhängigkeit und Einheit Italiens der Freiheit vorangehen müssten. Um diese Parole sammelten sich alle gemäßigten Liberalen. Auch Balbos „Kompendium der italienischen Geschichte“ („Della storia d’Italia dalle origini fino ai nostri tempi“, 11. Auflage, Bastia 1860.) fand wegen umfassender Geschichtskenntnis, kernigen und bestimmten Stils großen Beifall.
Außer kleineren historischen und politischen Schriften lieferte Balbo Artikel für das Turiner Journal Risorgimento. Als Haupt der gemäßigten Liberalen nahm er seit 1847 eine hervorragende Stellung ein. Der demokratischen Partei stand er 1848–49 feindlich gegenüber, nahm dagegen lebhaften Anteil am Krieg gegen Österreich. Seit Erlass der Verfassung vom 8. Februar (4. März) 1848 leiteten in Sardinien meist Balbos Freunde und Männer aus seiner Schule die Regierung, an der er selbst nur ganz kurze Zeit Anteil nahm. Auch mit dem Ministerium Azeglio stand er stets in freundschaftlichsten Beziehungen. Nach dem Tod des Königs Karl Albert zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück und starb am 3. Juni 1853. Wenige Wochen vor seinem Tod war er in die Accademia della Crusca aufgenommen worden, konnte auf die Mitteilung aber nicht mehr antworten.[1]
Werke
- Geschichte Italiens
- Kompendium der italienischen Geschichte
Literatur
- Ettore Passerin d'Entrèves: BALBO, Cesare. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 5: Bacca–Baratta. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1963.
- Hermann Reuchlin: Lebensbilder zur Geschichte des neueren Italien. Beck, Nördlingen
- Graf Cäsar Balbo. Den deutschen Patrioten gewidmet. 1861
- Ercole Ricotti: Della vita e degli scritti del conte Cesare Balbo. LeMonnier, Florenz 1856.