Cash Management
Cash Management oder Liquiditätsmanagement bezeichnet in der Betriebswirtschaftslehre einen Begriff im Finanzmanagement.
Gegenstand und Ziele des Cash Managements
- Der Begriff Cash Management bezeichnet alle Maßnahmen der kurzfristigen Finanzdisposition im Unternehmen. Es umfasst dabei sämtliche Aufgaben und Maßnahmen, die zur Sicherung der Liquidität und zur Erreichung höchster Effizienz im Zahlungsverkehr durchgeführt werden. Das Cash Management geht dabei über eine reine Finanzverwaltung hinaus, da hier eine aktive, zielorientierte Steuerung der Liquidität vorgenommen wird mit dem Ziel der Sicherstellung und Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit des Unternehmens.
- Das Cash Management ist als Teilbereich des Finanzmanagements in der Regel im Bereich des Treasury angesiedelt. Die Durchführung des Cash Managements kann entweder direkt bei der Konzernobergesellschaft oder über eine konzerneigene Finanzierungsgesellschaft im In- oder Ausland erfolgen.
- Eine weitere Zielsetzung ist das Erreichen einer definierten Rentabilität der eingesetzten Mittel. Das bedeutet die Maximierung des Zinsertrages für Überschüsse sowie die Minimierung von Transaktionskosten. Daneben ist es notwendig, auf eine Minimierung der mit dem Cash Management verbundenen Risiken zu achten. Im Rahmen eines Risikomanagementsystems sollten Richtlinien für die Nutzung von Kreditinstituten, Finanzinstrumenten und Märkten festgelegt werden.
- Abgeleitet von der Kernaufgabe der Liquiditätsdisposition gehört es gleichfalls zu den Aufgaben des Cash Managements, für eine optimale Anbindung von Bankkonten zu sorgen. Ein Unternehmen beispielsweise, das im Euro-Raum mehrere Niederlassungen mit eigenen Bankkonten unterhält, muss für eine optimale Liquidität sicherstellen, dass die verfügbare Liquidität auf diesen Konten auf einem zentralen Konto konzentriert wird beziehungsweise Liquiditätsunterdeckungen auf diesen Konten ausgeglichen werden. Das Cash Management bedient sich dabei meist des so genannten Zerobalancing, einem Kontenausgleichsverfahren, das Banken anbieten.
Die Ausgestaltung des Cash Managements
Bezogen auf das internationale Cash Management werden vier zentrale Aufgabengebiete des Cash Management unterschieden:
Liquiditätsplanung
Bei der Liquiditätsplanung werden alle Zahlungseingänge und -ausgänge für einen bestimmten Zeitraum erfasst und saldiert, um einen Überblick über die Liquiditätssituation, d. h. eventuelle Überschüsse bzw. Fehlbeträge, zu erhalten. Zur genauen Feststellung der momentanen Zahlungsfähigkeit wird aufgrund der Kontostände und Daten aus der Finanzbuchhaltung ein täglicher Liquiditätsstatus erstellt. Daneben erfolgt eine zukunftsorientierte Liquiditätsplanung durch die Aufstellung von Finanzplänen, welche einen kurz- bis mittelfristigen Planungszeitraum aufweisen. Je weiter die Pläne dabei in die Zukunft reichen, desto niedriger ist in der Regel ihre Planungsgenauigkeit. Die durch die Planung gewonnenen Informationen bilden dann die Grundlage für alle Entscheidungen und Vorgänge im Bereich des Cash Management.
Disposition liquider Mittel
Die zentrale Aufgabe des Cash Management ist die Disposition der liquiden Mittel. Sie umfasst Maßnahmen zur Deckung von Liquiditätsdefiziten und zur Anlage von Liquiditätsüberschüssen. Das Cash Management muss sowohl auf planmäßig vorhersehbare, als auch auf nicht prognostizierbare Liquiditätsschwankungen angemessen reagieren. Liquiditätsdefizite müssen im Hinblick auf die Sicherstellung der Zahlungsbereitschaft durch kurzfristige Kreditfinanzierung ausgeglichen werden. Erzielte Liquiditätsüberschüsse sind hingegen zinsbringend anzulegen. Die Entscheidungen über angemessene Kapitalbeschaffungs- bzw. Anlageformen hat dabei auf Grundlage des vorgegebenen strategischen Rahmens im Bereich der Finanzierung zu erfolgen.
Gestaltung der Zahlungsströme
Es wird ein möglichst kostengünstiger Transfer von Zahlungen angestrebt. Ziel ist es, die Kosten der Kapitalbewegungen, wie bspw. Bankgebühren oder Kosten der internen Bearbeitung zu reduzieren. Ein im Rahmen des Cash Management häufig eingesetztes Instrument zur Reduzierung dieser Kosten ist das Netting. Unter Netting – bzw. dem in der Literatur synonym verwendetem Konzernclearing – versteht man die Aufrechnung konzerninterner Forderungen und Verbindlichkeiten zu einem bestimmten Stichtag. Diese können z. B. aus einem einseitigen oder wechselseitigen Lieferungs- und Leistungsverkehr resultieren. Nach der Anzahl der einbezogenen Konzerngesellschaften lässt sich weiter zwischen bilateralem und multilateralem Netting unterscheiden. In multinationalen Konzernen findet meist das multilaterale Netting Anwendung, da in der Regel Lieferungs- und Leistungsverflechtungen zwischen mehreren Konzerngesellschaften bestehen. Die konzerninternen Forderungen und Verbindlichkeiten werden zentral erfasst und nach Umrechnung in eine Basiswährung zu einer Verrechnungsmatrix zusammengefasst. Daraus ergeben sich die Nettoforderungen und -verbindlichkeiten der Konzerngesellschaften, welche an festgelegten Terminen durch Überweisungen ausgeglichen werden.
Währungsrisikomanagement
Bei grenzüberschreitenden Aktivitäten von Konzernen sind unterschiedliche Währungs- und Wirtschaftsräume zu beachten. Vor allem die Wechselkursproblematik ist hier von Bedeutung, da Wechselkursänderungen eine Reihe wirtschaftlicher Risiken bergen, wie z. B. bei der Umrechnung von Bilanzpositionen ausländischer Gesellschaften. Aufgabe des Währungsmanagements im Rahmen des Cash Management ist die Begrenzung der Wechselkursrisiken durch entsprechende Absicherungsmaßnahmen, bspw. im Rahmen eines Devisen-Nettings.
Situative Liquiditätsanalyse
- Tägliche Ein- und Auszahlungen überwachen
- Anfangsbestand + Zufluss - Abfluss >= 0
Bildung und Auflösung von Liquiditätsreserven
Finanzierung
- Kapital mobilisieren
- Kapitalbeschaffung
- Innenfinanzierung
- Außenfinanzierung
- Eigenfinanzierung
- Fremdfinanzierung
Innenfinanzierung | Außenfinanzierung | |
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Eigenfinanzierung | Gewinnthesaurierung
z. B. Gewinn wird einbehalten |
Beteiligungsfinanzierung (Kapitalerhöhung)
z. B. Aktienemission |
Fremdfinanzierung | eigengebildetes Fremdkapital
z. B. Rückstellungen bilden |
Kreditfinanzierung
z. B. Kredite, Anleihen |
Strukturelle Liquiditätssicherung
- Langfristige Planung von Investitionen
- Planen der Folgekosten
- Planen der Finanzierung
- Fristenstruktur
Liquiditätspolitik im Krisenfall
- Was-passiert-wenn-Szenarien
- Strategien vorbereiten
- Senken von Ausgaben
- Verschieben von Ausgaben
- Vorziehen von Einnahmen (Verkauf von Vermögen)
- Katalog von Maßnahmen erstellen
Vorteile
- optimale Ausnutzung liquider Mittel
- Umgehung konzernexterner Geldgeber
- Geringere zentrale Liquiditätsreserve
- Reduzierung bankbezogener Kosten
- Ausgleich von Währungsrisiken
- Größenvorteile bei der Finanzierung
- Transparenz und Flexibilität
- Einheitliche Finanzführung
- Spezialisierung
- Insolvenzrisiken werden reduziert
Nachteile
- Kosten der zentralen Abteilung
- Abhängigkeit von der zentralen Liquiditätsversorgung
- Gefahr der Risikoverlagerung
- Fokus auf kurzfristige Gewinnerzielung
- Verwaltungsaufwand (Bürokratisierung)
- Verlust an Selbstständigkeit
- Entscheidungsferne
- Transparenz der finanziellen Verhältnisse gegenüber Dritten
- Abhängigkeit vom Anbieter des Cash-Management-Systems
Literatur
- Mark W. Hormuth: Recht und Praxis des konzernweiten Cash Managements. Ein Beitrag zur Konzernfinanzierung. Duncker & Humblot, Berlin 1998, ISBN 3-428-09575-8 (Konzern, Konzernrecht und Konzernfinanzierung 8 = Untersuchungen über das Spar-, Giro- und Kreditwesen B 116), (Zugleich: Darmstadt, Techn. Univ., Diss., 1997).
Weblinks
- Aktuelle Literaturliste, zusammengestellt von der ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften.