Carl Rotter
Carl Rotter (* 22. Oktober 1895 in Seitenberg, Landkreis Habelschwerdt (heute Stronie Śląskie); † 6. September 1968 in Lübeck) war ein deutscher Glasschleifer. Die von ihm gegründete Manufaktur Rotter Glas in Lübeck besteht bis heute.
Leben
Carl Rotter war der Sohn eines schlesischen Glasschleifers. Er erlernte den Beruf des Glasschleifers im väterlichen Betrieb und wurde Entwurfszeichner in einer industriellen Glashütte. Seit seiner Ausbildungszeit hatte er ein Kugelbohrverfahren entwickelt, das es ermöglichte, Kugeln sehr tief ins Glas einzuschleifen und für das er 1929 ein Reichspatent erhielt.
Gleichzeitig studierte er Violine bei dem Kapellmeister Franz Hasler in Bad Landeck und Malerei und Zeichnen bei dessen Sohn Bernhard Hasler.
Er war seit 1930 verheiratet mit Margarete, geb. Fiebig. 1932 wurde der Sohn Wolfgang geboren. Ab 1938 war er Teilhaber eines Glasindustrie-Betriebs in Hermsdorf am Kynast.
Ab 1944 Militärdienst leistend, war er bei Kriegsende 1945 in britischer Kriegsgefangenschaft auf der Insel Fehmarn. Er kam in ein Flüchtlingslager nach Lübeck-Eichholz, wo ihn seine aus Schlesien geflüchtete Familie über den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes wiederfand.
Die Familie fand ein erstes Unterkommen bei Hermann Fey, der Rotter auch wieder zu einer Geige verhalf. Rotter spielte seitdem in verschiedenen Lübecker Kammermusikensembles und in Erwin Zillingers Kirchenorchester. In den 1950er Jahren bezog die Familie eine Wohnung im Stadthaus der in Groß Sarau lebenden Mäzenin Lilli Dieckmann (Kolosseum (Lübeck)) nahe der Roeckstraße, später ein Haus in der Schenkendorfstraße.
1948 gelang der Aufbau einer neuen Werkstatt für Glasschliff in der Hafenstraße 16, die anfangs Pressglas aus der Glashütte von Richard Süßmuth verarbeitete. 1949 wurden die ersten Kugelbecher in dem von Rotter patentierten Verfahren hergestellt, die zum Markenzeichen des Unternehmens wurden. Sie wurden erstmals auf der Weihnachtsmesse 1949 im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe ausgestellt.
Dies führte zum Kontakt und zur Zusammenarbeit mit Alfred Mahlau. Nach Entwürfen Mahlaus entstanden eine Vase mit gravierter Lübeck-Ansicht sowie die Vasen Fischzug, Quallen und Schachtelhalme. Gläser und Vasen mit gravierten Lübeck-Motiven wurden zum weiteren Haupterzeugnis der Schleiferei.
Rotter war Mitglied in der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit und der Overbeck-Gesellschaft, beim Berufsverband Kunsthandwerk Schleswig-Holstein und im Hamburger Kunstgewerbeverein.
1966 verlieh ihm die Hansestadt Lübeck gemeinsam mit Alen Müller-Hellwig die Ehrenplakette des Senats.
Manufaktur
1964 erwarb Rotter ein Grundstück in der Elisenstraße 2, auf dem bis November 1965 ein neues Gebäude für die Manufaktur entstand und wo sie sich bis heute befindet. Nach Carl Rotters Tod führte sein Sohn Wolfgang das Unternehmen; heute wird es von seiner Schwiegertochter Birgit Rotter geleitet. Hauptprodukt sind die Rotter-Gläser aus Überfangglas, die in 4 Größen, 10 Farben und mit einer großen Anzahl an dekorativen Gravuren geliefert werden.[1] Rotter Glas gehört der Initiative Deutsche Manufakturen – Handmade-in-Germany an.
Literatur
- Wulf Schadendorf: Museum Behnhaus. Das Haus und seine Räume. Malerei, Skulptur, Kunsthandwerk (= Lübecker Museumskataloge 3). 2. erweiterte und veränderte Auflage. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt, Lübeck 1976, S. 169 (Kurzlebenslauf)
- Rolf Saltzwedel: Musik und Glas – Glas wie Musik. Der Lebensweg des Glasschleifers Carl Rotter. In: Der Wagen 1976, S. 97–108
Weblinks
- Website der Manufakturen
- Bis zum letzten Schliff: Transparenz und Farbe: Die Manufaktur Carl Rotter macht aus Gläsern kleine Kunstwerke, Die Welt vom 12. September 2004, abgerufen am 30. Mai 2016
Einzelnachweise
- Produkte (Memento des Originals vom 30. Mai 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 30. Mai 2016