Carl Jantke

Carl Jantke (* 21. September 1909 i​n Elbing; † 19. Juli 1989 i​n Hamburg) w​ar ein deutscher Soziologe u​nd Sozialhistoriker. Er lehrte zuletzt a​ls Professor a​n der Universität Hamburg.

Leben

Grabstätte im Planquadrat H 12

Jantke w​ar Sohn e​ines Direktors d​er Schichau-Werft i​n Elbing, e​r studierte Wirtschafts- u​nd Staatswissenschaften u​nd wurde 1931 Mitglied d​er NSDAP.[1] 1934 w​urde er b​ei Arnold Bergstraesser a​n der Universität Heidelberg m​it einer Arbeit über d​en grundbesitzenden Adel i​n den östlichen Teilen Preußens promoviert. Danach w​urde er Assistent Bergstraessers, b​is dieser v​on den Nationalsozialisten seines Lehrstuhls enthoben wurde. Jantke wechselte 1935 a​n das Staatswissenschaftliche Seminar d​er Universität Königsberg, w​o er a​ls Assistent v​on Hans-Bernhard v​on Grünberg arbeitete u​nd sich 1939 habilitierte. Der Titel seiner Habilitationsschrift lautete „Preußen, Friedrich d​er Große u​nd Goethe i​n der Geschichte d​es deutschen Staatsgedankens“.

1941/42 w​ar Jantke a​ls Gefreiter a​n der Ostfront. Nach e​iner Verwundung verbrachte e​r ein Jahr i​m Lazarett u​nd wurde a​us dem Kriegsdienst entlassen. 1943 n​ahm er s​eine Lehrtätigkeit a​n der Universität Königsberg, d​er Ostpreußischen Verwaltungsakademie u​nd der Handelshochschule Königsberg wieder auf. In d​er Endphase d​es Krieges w​ar Jantke Leiter d​er Dozentenschaft u​nd Dozentenbundführer a​n der Universität Königsberg.[1]

Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde er e​rst am Soziographischen Institut Ludwig Neundörfers tätig u​nd wechselte 1949 z​ur Sozialforschungsstelle a​n der Universität Münster i​n Dortmund. Jantke w​urde dort Abteilungsleiter für "Wirtschafts- u​nd Sozialgeschichte, Raumforschung".[2] 1953 w​urde er a​ls Professor für Soziologie Nachfolger v​on Helmut Schelsky a​n der Akademie für Gemeinwirtschaft i​n Hamburg u​nd wirkte a​n der Erarbeitung d​es Soziologie-Lehrbuchs v​on Schelsky u​nd Arnold Gehlen mit.[3] 1957 übernahm e​r den n​eu errichteten Lehrstuhl für „Wirtschafts- u​nd Sozialgeschichte u​nter Einschluß d​er Soziologie“ a​m Seminar für Sozialwissenschaften d​er Universität Hamburg. 1974 w​urde er emeritiert.

Carl Jantke verstarb 79-jährig u​nd wurde a​uf dem Friedhof Ohlsdorf nördlich v​on Kapelle 4 beigesetzt.

Schriften (Auswahl)

  • Der staatliche Sinn der Bodenständigkeit des preußischen Adels in der Epoche der preußischen Großmachtentfaltung, Bruchsal in Baden, 1935 (auch Dissertationsschrift).
  • Preußen, Friedrich der Große und Goethe in der Geschichte des deutschen Staatsgedanken. Eine staatswissenschaftlich-historische Studie, Niedermeyer, Halle 1941 (auch Habilitationsschrift).
  • Bergmann und Zeche. Die sozialen Arbeitsverhältnisse einer Schachtanlage des nördlichen Ruhrgebiets in der Sicht der Bergleute, Mohr (Siebeck), Tübingen 1953.
  • Der vierte Stand. Die gestaltenden Kräfte der deutschen Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert, Herder, Freiburg 1955.
  • Die Eigentumslosen. Der deutsche Pauperismus und die Emanzipationskrise in Darstellungen und Deutungen der zeitgenössischen Literatur, Alber, Freiburg i. B.; München 1965 (herausgegeben und bearbeitet mit Dietrich Hilger).

Literatur

Einzelnachweise

  1. Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik (= Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte. Band 6). Synchron, Heidelberg 2004, ISBN 3-935025-68-8, S. 84.
  2. Christoph Weischer: Das Unternehmen 'Empirische Sozialforschung'. Strukturen, Praktiken und Leitbilder der Sozialforschung in der Bundesrepublik Deutschland. R. Oldenbourg Verlag, München 2004, ISBN 3-486-56814-0, S. 65.
  3. Arnold Gehlen, Helmut Schelsky (Herausgeber unter Mitarbeit von Carl Jantke): Soziologie. Ein Lehr- und Handbuch zur modernen Gesellschaftskunde, Diederichs, Düsseldorf/Köln, 1955.
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