Carbonsäureazide
Carbonsäureazide, auch Acylazide oder Säureazide genannt, sind eine Klasse organischer Verbindungen in der Chemie und sind reaktive Carbonsäurederivate mit der allgemeinen Struktur R-CO-N3.
Darstellung
Auf dem gängigsten Syntheseweg wird eine Carbonsäure 1 mit Thionylchlorid (SOCl2) zum Carbonsäurechlorid umgesetzt, das durch Zugabe von Natriumazid (NaN3) zu einem Carbonsäureazid 2 führt. Analog zu Carbonsäurechloriden können als Edukt auch gemischte Carbonsäureanhydride verwendet werden:[1]
Alternativ kann eine Carbonsäure 1 mit Hydrazin (H2N-NH2) zum Carbonsäurehydrazid umgesetzt werden. Dessen Diazotierung liefert ebenfalls 2:[2]
Carbonsäureazide lassen sich auch durch Umsetzung von Carbonsäuren 1 mit Diphenylphosphorylazid darstellen.[3] Aufgrund der geringen Atomökonomie ist dieser Reaktionsweg jedoch höchstens im Labormaßstab sinnvoll.
Eigenschaften
Carbonsäureazide 2 sind relativ unbeständige, teils explosive und sehr reaktive Verbindungen.[4] Sie werden daher meist als Synthesezwischenstufen, z. B. bei der Curtius-Reaktion oder in der Proteinchemie eingesetzt. Aliphatische Carbonsäureazide 2 (R = Alkyl-Rest) sind unter Normalbedingungen meist nicht isolierbar.
Einzelnachweise
- J Weinstock: Modified Curtius reaction. In: J. Org. Chem.. 26, 1961, S. 3511. doi:10.1021/jo01067a604.
- V. Pozsgay, H. J. Jennings: Azide synthesis with stable nitrosyl salts. In: Tetrahedron Lett.. 28, 1987, S. 5091–5092. doi:10.1016/s0040-4039(00)95598-9.
- Takayuki Shioiri, Kunihiro Ninomiya, Shunichi Yamada: Diphenylphosphoryl azide. New convenient reagent for a modified Curtius reaction and for peptide synthesis. In: Journal of the American Chemical Society. 94, Nr. 17, 1972, S. 6203–6205, doi:10.1021/ja00772a052.
- Hans Beyer und Wolfgang Walter: Organische Chemie. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1984, S. 254, ISBN 3-7776-0406-2.