C/1948 V1 (Finsterniskomet)
C/1948 V1 (Finsterniskomet) ist ein Komet, der im Jahr 1948 mit dem bloßen Auge gesehen werden konnte. Er wird von einigen zu den „Großen Kometen“ gezählt.[1]
C/1948 V1 (Finsterniskomet)[ i ] | |
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Eigenschaften des Orbits (Animation) | |
Orbittyp | langperiodisch |
Numerische Exzentrizität | 0,999935 |
Perihel | 0,135 AE |
Aphel | 4167 AE |
Große Halbachse | 2083 AE |
Siderische Umlaufzeit | ~95.000 a |
Neigung der Bahnebene | 23,1° |
Periheldurchgang | 27. Oktober 1948 |
Bahngeschwindigkeit im Perihel | 114,5 km/s |
Geschichte | |
Entdecker | |
Datum der Entdeckung | 1. November 1948 |
Ältere Bezeichnung | 1948 XI, 1948l |
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten von JPL Small-Body Database Browser. Bitte auch den Hinweis zu Kometenartikeln beachten. |
Entdeckung und Beobachtung
Dieser Komet näherte sich von der Erde aus gesehen von hinter der Sonne und konnte daher in der Phase seiner Annäherung nicht gesehen werden. Bereits am 16. Oktober 1948 war er von der Erde aus unbeobachtet in weniger als 1° Abstand an der Sonne vorbeigegangen und hatte am 27. Oktober den sonnennächsten Punkt seiner Bahn durchlaufen, bevor er am 31. Oktober von der Erde aus gesehen ein zweites Mal in weniger als 1° Abstand an der Sonne vorbeigegangen war.
Am 1. November 1948 ereignete sich eine totale Sonnenfinsternis,[2] die bei Sonnenaufgang in Zentralafrika begann und deren Finsternispfad zunächst durch Belgisch-Kongo, Uganda und Kenia verlief, im weiteren Verlauf dann nur noch über dem Indischen Ozean, bis die Finsternis kurz vor Erreichen Neuseelands dort bei Sonnenuntergang endete. Während der in der Nähe von Nairobi nur maximal etwa 45 Sekunden dauernden Verfinsterung der Sonne erschien für die vielen dort versammelten Beobachter plötzlich der Komet als helles Objekt in weniger als 2° Abstand rechts oberhalb Sonne stehend mit einem stark gekrümmten Schweif von mindestens 4° Länge, der an der verfinsterten Sonne vorbei zum Horizont ragte. Zahlreiche Photographien von dem Ereignis wurden dort gemacht, und ebenso von Beobachtern bei Mombasa und an Bord eines Flugzeugs der Royal Air Force über Kenia. Auch während der sich anschließenden partiellen Finsternisphase war der Komet noch für kurze Zeit zu beobachten, ging aber bald in der Aufhellung des Himmels wieder verloren.
Erst am 4. November wurde der Komet wieder vom Piloten eines Verkehrsflugzeugs bei Kingston (Jamaika) entdeckt. Auch an den folgenden Tagen gab es noch unabhängige Entdeckungen in Australien und Südafrika. Die Helligkeit des Kometen wurde von verschiedenen Beobachtern zu dieser Zeit mit 1–2 mag angegeben bei einer Schweiflänge von 15–20°. Ab Mitte des Monats begann die Helligkeit des Kometen abzunehmen und auch die Schweiflänge verringerte sich. Anfang Dezember wurden Helligkeiten von etwa 5 mag und Schweiflängen von 6° beschrieben. Am 6. Dezember erreichte der Komet seine südlichste Deklination und bis zum 20. Dezember war die Helligkeit unter die Erkennbarkeitsschwelle mit bloßem Auge gesunken.
Der Komet wurde bei weiter abnehmender Helligkeit noch intensiv teleskopisch und photographisch beobachtet und die letzte Beobachtung erfolgte am 3. April 1949 bei etwa 17 mag.[3]
Erst etwa vierzig Jahre später erschien ein kurzer Artikel in der Zeitschrift einer australischen astronomischen Gesellschaft, in der der Schreiber davon berichtet, dass er eines Nachmittags Ende Oktober 1948 die untergehende Sonne beobachtete und einen hellen Kometen mit einem Schweif nahe der Sonne entdeckte. Da er dachte, dass solch ein helles Objekt den Astronomen sicherlich bekannt wäre, machte er damals keine Meldung darüber. Die genauen Umstände dieser Beobachtung sind nicht mehr zu erschließen, aber der Bericht über sie scheint echt zu sein und sie ereignete sich wahrscheinlich bereits am Abend des 31. Oktober.[4]
Der Komet erreichte eine maximale Helligkeit von −2 mag.[5]
Umlaufbahn
Für den Kometen konnte aus 147 Beobachtungsdaten über einen Zeitraum von 146 Tagen eine eingeschränkt genaue elliptische Umlaufbahn bestimmt werden, die um rund 23° gegen die Ekliptik geneigt ist.[6] Im sonnennächsten Punkt der Bahn (Perihel), den der Komet am 27. Oktober 1948 durchlaufen hat, befand er sich mit etwa 20,3 Mio. km Sonnenabstand weit innerhalb der Umlaufbahn des Merkur. Am 31. Oktober ging er in etwa 42,5 Mio. km Abstand am Merkur und am 7. November in etwa 98,0 Mio. km an der Venus vorbei. Am 24. November wurde mit etwa 0,56 AE/83,1 Mio. km die größte Annäherung an die Erde erreicht.[7]
Der Komet bewegt sich auf einer extrem langgestreckten elliptischen Bahn um die Sonne. Nach den mit einer gewissen Unsicherheit behafteten Bahnelementen hatte seine Bahn einige Zeit vor seiner Passage des inneren Sonnensystems im Jahr 1948 noch eine Exzentrizität von etwa 0,99982 und eine Große Halbachse von etwa 775 AE, so dass seine Umlaufzeit bei etwa 21.500 Jahren lag. Durch die Anziehungskraft der Planeten, insbesondere durch relativ nahe Vorbeigänge am Saturn am 28. Juni 1947 und am Jupiter am 22. Oktober 1948 in jeweils etwa 5 AE Abstand, wurde die Bahnexzentrizität auf etwa 0,99993 und die Große Halbachse auf etwa 1930 AE vergrößert, so dass sich seine Umlaufzeit auf etwa 85.000 Jahre erhöhte.[8]
Siehe auch
Weblinks
- Artikel mit Bild des Kometen, aufgenommen während der Sonnenfinsternis in Nairobi Anm.: Das Bild ist in dem Artikel gegenüber dem visuellen Eindruck eines Beobachters um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht, d. h. die Richtung zum Zenit ist nach links und die Richtung zum Horizont ist nach rechts.
- Bildern des Kometen
- Kometen.info – Finsterniskomet (C/1948 V1)
Einzelnachweise
- John E. Bortle: International Comet Quarterly – The Bright-Comet Chronicles. Abgerufen am 3. Oktober 2015 (englisch).
- NASA Eclipse Web Site – Total Solar Eclipse of 1948 Nov 01. Abgerufen am 5. Oktober 2015 (englisch).
- Gary W. Kronk: Cometography - A Catalog of Comets. Volume 4: 1933–1959. Cambridge University Press, Cambridge 2009, ISBN 978-0-521-58507-1, S. 311–317.
- D. A. J. Seargent: The Greatest Comets in History: Broom Stars and Celestial Scimitars. Springer, New York 2009, ISBN 978-0-387-09512-7, S. 237.
- P. Moore, R. Rees: Patrick Moore’s Data Book of Astronomy. Cambridge University Press, Cambridge 2011, ISBN 978-0-521-89935-2, S. 271.
- C/1948 V1 (Finsterniskomet) in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory (englisch).
- SOLEX 11.0 von A. Vitagliano. Archiviert vom Original am 18. September 2015; abgerufen am 2. Mai 2014 (englisch).
- B. G. Marsden, Z. Sekanina, E. Everhart: New Osculating Orbits for 110 Comets and Analysis of Original Orbits for 200 Comets. In: The Astronomical Journal. Vol. 83, No. 1, 1978, S. 64–71 doi:10.1086/112177.