Burggymnasium Essen
Das Burggymnasium in der Essener Innenstadt führt seinen direkten Ursprung auf die Vereinigung zweier lange vorher existierender Essener Gelehrtenschulen im Jahre 1819 zurück; des ehemaligen lutherischen Gymnasiums (gegründet 1564) und der älteren katholischen Stiftsschule, die 852 als Schule für adelige Damen gegründet wurde.
Burggymnasium Essen | |
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Schulform | Gymnasium |
Schulnummer | 164756 |
Gründung | 852 |
Adresse |
Burgplatz 4 |
Ort | Essen |
Land | Nordrhein-Westfalen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 51° 27′ 18″ N, 7° 0′ 55″ O |
Träger | Stadt Essen |
Schüler | etwa 800 |
Lehrkräfte | etwa 65 |
Leitung | Simone Reuen |
Website | www.burggymnasium.de |
Geschichte
Im 9. Jahrhundert wurde in Essen eine katholische Stiftsschule gegründet. 1564 folgte die Gründung einer lutherischen Lateinschule durch den Rat der Stadt Essen. Diese gelangte unter ihrem Direktor Johann Heinrich Zopf im 18. Jahrhundert regelrecht Vorbildcharakter für erste Schulreformen, die auf eine praxisorientierte Ausbildung ausgerichtet waren.[1] Sein Schüler Johann Julius Hecker begründete das preußische Realschulwesen. Bereits seit dieser Zeit bestand eine enge Verbindung zum Collegium Groeningianum in der preußischen Provinz Pommern.[2]
1819 kam es zur Vereinigung der beiden konfessionellen Gelehrtenschulen. Als am 1. Mai 1824 die beiden zu einem preußisch-königlichen Gymnasium vereinigten Schulen die ehemalige Jesuitenresidenz, die an der Stelle des jetzigen Burggymnasiums stand, als neues Schulgebäude bezogen, schrieb der Rheinisch-Westfälische Anzeiger (5. Mai 1824): „Der erste Mai dieses Jahres wird und muss für die Bewohner Essens bis auf fernere Zeiten ein Tag der Freude und des Segens bleiben.“ 1924 wurde die Schule ein staatliches Gymnasium; sie hieß damals "Gymnasium am Burgplatz".
Den Namen Burggymnasium erhielt die Schule 1933. Als der Burgplatz in Adolf-Hitler-Platz umbenannt wurde, entging sie damit der drohenden Umbenennung in Adolf-Hitler-Gymnasium. Zehn Jahre später, in der Nacht vom 3. auf den 4. April 1943, wurde das Schulgebäude während eines Bombenangriffs auf Essen völlig zerstört. Von 1952 (Klassentrakt) bis 1956 (Turnhalle und Aulatrakt) wurde die Schule am angestammten Platz in der jetzigen Form neu aufgebaut. 1974 wurde das bisher staatliche Burggymnasium dann eine städtische Schule. Im Jahr 1975 folgte die offizielle Aufnahme der Koedukation.
1992 wurde Englisch als erste Fremdsprache in Klasse 5 eingeführt und 1995 das Burggymnasium Mehrsprachenmodell. 2001 erfolgte die Einführung von Profilklassen zur Schulzeitverkürzung und Begabtenförderung.
2004 übernahm das Burggymnasium zusätzlich die Räumlichkeiten der Luisenschule Essen, deren Schulbetrieb eingestellt wurde. In dieser Dependance ist heute die Sekundarstufe II des Gymnasiums untergebracht.
Das Orchester des Burggymnasiums ist heute ein über Essen hinaus bekanntes Schulorchester; bei den Schulkonzerten in der akustisch exzellent ausgelegten Aula liegen die Besucherzahlen über 400 Personen. 2007 wurden die sogenannten Bläserklassen eingeführt. Für diese können sich Schüler der 5. und 6. Klassen anmelden, um in Kleingruppen in Kooperation mit der Folkwang-Musikhochschule Essen ein Instrument zu erlernen. An der Ruhr-Universität Bochum spielt die Bigband der Schule jährlich bei der Verabschiedung der Absolventen der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät.
Im März 2014 besuchte Peng Liyuan, die Frau des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping, das Burggymnasium. Im selben Jahr wurde der chinesische Chor gegründet. Zur Abschlusszeremonie des Chinesisch-Deutschen Sprachenjahres mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang wurde eine Delegation der Schule nach Peking eingeladen. Mit der Reise begann das Burggymnasium auch eine Kooperation mit der „Cao Yang No. 2 High School“ aus Shanghai, zu deren Schwerpunkten der Deutschunterricht gehört.[3]
Am 14. Januar 2020 wurde das Burggymnasium als Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage anerkannt.[4]
Gebäude und Architektur
Das Gebäude des Burggymnasiums Essen wurde 1952 von dem Architekten Horst Loy entworfen. Dieser erste Neubau eines Essener Gymnasiums nach dem Zweiten Weltkrieg steht auf der Denkmalliste der Stadt.[5]
Besonderheiten der Schule
Musik
- Musikklasse in Klasse 5 und 6 in Kooperation mit der Folkwangmusikschule Essen
- Vororchester
- Burgorchester
- Juniorband
- BurgBigBand
- Chinesischer Chor
Theater
- Theater-AG in den Klassen 5 und 6
- Theaterprojekt in den Klassen 8 und 9 unter Leitung des Theaterpädagogen Jens Niemeier
- regelmäßige unterrichtsbegleitende Teilnahme am Columbus-Projekt des Grillo-Theaters Essen
- Literaturkurse in der Qualifikationsphase I
Sprachangebot
- Latein ab Klasse 5 (parallel zu Englisch einsetzende Fremdsprache)
- Englisch intensiv (in den Klassen 5 und 6 jeweils zwei zusätzliche Unterrichtsstunden)
- Englisch bilingual ab Klasse 7 (Biologie oder eine Gesellschaftswissenschaft bilingual)
- Französisch oder Latein als zweite bzw. dritte Fremdsprache ab Klasse 7
- Spanisch ab Klasse 8 oder Klasse 10 (Oberstufe) als dritte bzw. vierte Fremdsprache
- Chinesisch ab Klasse 10 (Oberstufe)
Herbstakademie
Dabei handelt es sich um ein Projekt für die Jahrgangsstufe 11, das jeweils zu Beginn des ersten Schulhalbjahres durchgeführt wird. Das Programm beinhaltet neben Einführungen in das Leben an der Universität und Übungen für Bewerbungen und Einstellungsgespräche, einem Rhetorik-Kurs und einem Benimm-Training, auch Konzentrationstraining sowie Entspannungsübungen bis hin zum Tanzkurs. Die Betreuung der Kurse erfolgt durch externe Dozenten aus den entsprechenden Fachbereichen.
Kooperationen
Als erste Schule der Stadt hat das Burggymnasium im Jahr 2012 einen Kooperationsvertrag mit der Stadtbibliothek Essen geschlossen, um eine gezielte Leseförderung sicherzustellen. Eine Bildungspartnerschaft verbindet das Gymnasium mit dem Haus der Essener Geschichte, dem Archiv der Stadt Essen.
Die Schule kooperiert in der Oberstufe mit dem Essener Viktoria-Gymnasium, um weniger beanspruchte Kurse wie Französisch-, Latein- und Chemiegrundkurse und SoWi- und Geschichtsleistungskurse zu ermöglichen.
Seit 2014 hat das Burggymnasium auch eine Kooperation mit der „Cao Yang No. 2 High School“ aus Shanghai. Dazu hat die Schule eine Kooperation mit dem Konfuzius-Institut an der Universität Duisburg-Essen.[6]
ZEUS
Das Burggymnasium nimmt regelmäßig am Projekt ZEUS (Zeitung Und Schule) teil, das in Essen durch die Verlage der WAZ und NRZ unterstützt wird. Im Rahmen des zirka siebenwöchigen Projekts erhalten die Schüler der Stufe 8 die Tageszeitung, lesen und besprechen sie im Unterricht. Zudem erstellen sie selbst Artikel, die online oder im Lokalteil veröffentlicht werden können.
Ehemalige Schüler des Burggymnasiums Essen
- Johann Julius Hecker (1707–1768), Reformpädagoge, Schüler der Essener Stadtschule
- Andreas Petrus Hecker (1709–1771), Reformpädagoge, Schüler der Essener Stadtschule
- Friedrich Krupp (1787–1826), Gründer der Krupp-Gussstahlfabrik und des daraus hervorgegangenen Unternehmens Friedrich Krupp AG
- Moses Hirschland (1810–1888), Mediziner, erster Abiturient jüdischen Glaubens
- Alfred Krupp (1812–1887), Erfinder und Großindustrieller
- Hermann Krupp (1814–1879), österreichischer Unternehmer
- Friedrich Gallenkamp (1818–1890), Reichsgerichtsrat u. Richter am Reichsoberhandelsgericht Berlin
- Carl Schorn (1818–1900), Jurist
- Friedrich Hammacher (1824–1904), Reichstagsabgeordneter und Wirtschaftsführer
- Carl Julius Schulz (1828–1886), Gründer des Puddlings- und Blechwalzwerks Schulz, Knaudt & Cie., Handelskammerpräsident
- Friedrich Ludger Kleinheidt (1830–1894), Theologe, 1886–1894 Generalvikar des Erzbischofs von Köln
- August Lehmkuhl (1834–1918), Moraltheologe, Schriftsteller und Sozialpolitiker
- Carl Humann (1839–1896), deutscher Ingenieur, Architekt und Klassischer Archäologe (Pergamonaltar)
- Alexander Schnütgen (1843–1918), Theologe und Kunstsammler
- Franz Nekes (1844–1914), Kirchenmusiker
- Friedrich Wilhelm Feldmann (1846–1911), Bauunternehmer, Bürgermeister von Wilhelmshaven, Oberbürgermeister und Ehrenbürger von Saarbrücken
- Wilhelm Effmann (1847–1917), deutscher Architekt und Bauhistoriker
- Karl Budde (1850–1935), evangelischer Theologe
- Friedrich Christoph Pelizaeus (1851–1942), deutscher Neurologe
- Friedrich Alfred Krupp (1854–1902), Industrieller
- Oskar Witzel (1856–1925), deutscher Chirurg und Hochschullehrer
- Julius von Waldthausen (1858–1935), deutscher Diplomat
- Philipp Veltman (1859–1916), Beigeordneter in Essen und Oberbürgermeister von Aachen
- Victor Niemeyer (1863–1949), Justizrat und Publizist
- Salomon Heinemann (1865–1938), Jurist und Justizrat
- Carl Hagemann (1867–1940), Chemiker und Kunstmäzen
- Adolf Kempkes (1871–1931), Politiker
- Karl Joseph Schulte (1871–1941), Kardinal und Erzbischof zu Köln
- Ernst Gosebruch (1872–1953), Museumsdirektor Folkwangmuseum
- Ernst Eichhoff (1873–1941), Oberbürgermeister von Dortmund
- Aloys Wittrup (1877–1961), katholischer Priester, Pädagoge und päpstlicher Geheimkämmerer
- Eduard Ludwig Alexander (1881–1945), Abgeordneter des Reichstages
- Hermann Gerhard Pieper (1881–1962), Oberstadtsekretär, dritter und letzter Bürgermeister der Bürgermeisterei Kupferdreh
- Felix Linnemann (1882–1948), von 1925 bis 1945 vierter Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB)
- Kurt Hirschland (1882–1957), deutsch-jüdischer Bankier, Stadtverordneter, Unternehmer
- Emil Jung (1882–1964), Architekt und Regierungsbaumeister
- Walter Forstmann (1883–1973), deutscher U-Boot-Kapitän und „Siedlervater“
- Theo Goldschmidt (1883–1965), deutscher Industrieller und Chemiker
- Georg Hirschland (1885–1942), Bankier, Kunstmäzen, Aufsichtsratsmitglied mehrerer Unternehmen
- Bruno Karl August Jung (1886–1966), deutscher Politiker, Ehrenbürger der Stadt Göttingen
- Otto Ehrensberger (1887–1968), Landrat, Ministerialbeamter und Richter
- Friedrich Wilhelm Johannes Grimm (1888–1959), nationalsozialistischer Politiker, Jurist und Publizist
- Franz Blücher (1896–1959), deutscher Politiker, 1949–1957 Minister und Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland
- Georg Habighorst (1899–1958), deutscher Arzt und Politiker
- Karl Jacobs (1906–1997), deutscher Schriftsteller
- Franz Stephan Griese (1918–1953), Ex-Priester, Kirchenkritiker und Linguistikprofessor der Universität Buenos Aires
- Diether Posser (1922–2010), Jurist, Politiker
- Uta Ranke-Heinemann (1927–2021), Theologin
- Klaus Schrameyer (* 1934), Diplomat, Botschafter a. D.
- Bernhard Waldenfels (* 1934), Philosoph, Prof. (em.) der Universität Bochum
- Hans Josef Wieling (1935–2018), Jurist, Prof. (em.) der Universität Trier
- Dieter Crumbiegel (* 1938), Prof. (em.) für Design, Keramik-Design
- Jürgen Peter Wallmann (1939–2010), Essayist und Literaturkritiker
- Dirk Ippen (* 1940), Zeitungsverleger
- Hans-Werner Engels (1941–2010), Sachbuchautor, Herausgeber und Lokalhistoriker
- Detlev Riesner (* 1941), Biophysiker, Prof. (em.) der Universität Düsseldorf
- Ulrich Schäfer (* 1941), Theologe, Kommunalpolitiker in Mannheim
- Hans Hecker (* 1942), Historiker, Prof. (em.) der Universität Düsseldorf
- Ralf Urban (* 1943), Althistoriker
- Wilhelm Schlote (* 1946), Kinderbuchillustrator
- Bernd Kremer (* 1947), Chirurg, Vorstandsvorsitzender vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (2003–2008)
- Norbert Schappacher (* 1950), Mathematiker
- Alfred Bergmann (* 1953), Bundesrichter
- Hanns-Bruno Kammertöns (* 1953), Journalist (Zeit)
- Winfried Haunerland (* 1956), Theologe, Professor für Liturgiewissenschaft, Universität München, Direktor des Georgianums
- Michael F. Zimmermann (* 1958), Kunsthistoriker, Prof. an der Universität Eichstätt-Ingolstadt
- Oliver Scheytt (* 1958), Prof. für Kulturpolitik am Institut für Kulturmanagement der Hochschule für Musik und Theater Hamburg
- Peter Bruns (* 1961), Theologe und Kirchenhistoriker
- Christof Loy (* 1962), Opernregisseur
- Tobias Scheytt (* 1983), Professor für Betriebswirtschaftslehre, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
- Stefan Kläsener (* 1964), Theologe und Journalist, Chefredakteur der Westfalenpost
- Mischa Meier (* 1971), Althistoriker
- Michael Haaß (* 1983), Handballspieler
- Ben Zwiehoff (* 1994), Radsportler
Literatur
- Gronewald, Andreas: Das Essener Burggymnasium 1824–1945: Eine Höhere Schule im Spiegel wechselnder politischer Machtsysteme. Essen 2012.
- Josten, Monika / Sternberg, Brigitte: "Eisern ist die Zeit und gewaltig ist das Schicksal." Zwei Essener Schulen im Ersten Weltkrieg. In: "Der Erste Weltkrieg". Rhein-Maas Geschichte, Sprache und Kultur Bd. 5 (2014), hrsg. vom Institut für niederrheinische Kulturgeschichte und Regionalentwicklung. S. 158–167.
- Festschrift 175 Jahre Burggymnasium Essen. Essen 1999.
- Festschrift 150 Jahre Burggymnasium Essen. Essen 1974.
- Festschrift zur Jahrhundertfeier des Gymnasiums am Burgplatz in Essen. Baedeker, Essen 1924.
- Eduard Heyden: Gallerie berühmter und merkwürdiger Reussenländer: eine biographische Sammlung. Frankfurt am Main 1858. S. 171f.
- Karl Overmann: Die Geschichte der Essener höheren Lehranstalten im 17. und 18. Jahrhundert mit besonderer Berücksichtigung des Evangelisch-Lutherischen Gymnasiums und seines Direktors Johann Heinrich Zopf. In: Essener Beiträge, 1928.
Weblinks
- Webseite des Burggymnasiums
- Die Zeit: „Unser Junge soll auf die Burg!“ Artikel vom 18. Juni 2009
Einzelnachweise
- Google books: Eduard Heyden – Gallerie berühmter und merkwürdiger Reussenländer; eine biographische Sammlung … Frankfurt am Main, 1858; S. 171ff., zuletzt gesichtet am 5. August 2011
- Hugo Bloth: "Brückenschlag zwischen dem Burg- und Gröning’schen Gymnasium in Essen und Stargard seit mehr als 150 Jahren." In: Festschrift 150 Jahre Burggymnasium Essen. Essen 1974. S. 32f.
- Martin Spletter: Essener Schüler begegnen Kanzlerin Merkel in China. (derwesten.de [abgerufen am 22. September 2017]).
- Anerkennung des Burggymnasiums als "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage"; Pressemeldung der Stadt Essen vom 14. Januar 2020
- Burggymnasium in der Denkmalliste der Stadt Essen (PDF; 875 kB), zuletzt gesichtet am 5. August 2011
- Unsere Kooperationspartner. Abgerufen am 22. September 2017.