Burg Wirtemberg
Die Burg Wirtemberg war eine Höhenburg und die Stammburg von Württemberg, nachdem die Vorfahren der Württemberger ihre erste Stammburg, die Burg Beutelsbach, auch Burg Kappelberg genannt, vermutlich aufgegeben hatten. Die neue Burg wurde auf dem Rotenberg erbaut (411 m ü. M.), einem Ausläufer des Schurwaldes zwischen Cannstatt und Esslingen am Neckar auf der Gemarkung des heutigen Stuttgarter Stadtteils Rotenberg. Im Zeitraum von 1080 bis 1819 gab es drei Burgen dieses Namens.
Burg Wirtemberg | ||
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Burg Württemberg vor 1819 (Gemälde von Franz Xaver Odo Müller) | ||
Alternativname(n) | Wirdeberch, Werdenberc, Wirtinsberk | |
Staat | Deutschland (DE) | |
Ort | Stuttgart-Rotenberg | |
Entstehungszeit | 1080 | |
Burgentyp | Höhenburg | |
Erhaltungszustand | Grabkapelle | |
Geographische Lage | 48° 47′ N, 9° 16′ O | |
Höhenlage | 411 m | |
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Name
Der Name der Burg änderte sich im Laufe der Jahrhunderte mehrfach von „Wirdeberch“ über „Werdenberc“ und „Wirtinsberk“. Die Schreibweise „Württemberg“ wurde mit der Erhebung zum Königreich Württemberg durch Napoleon zur offiziellen Landesbezeichnung. Der Legende nach sollte damit auch der Verballhornung zu „Wirt am Berg“ entgegengewirkt werden.
Erst ab Mai 1803 wurde der Name „Württemberg“ für das gesamte Land erstmals amtlich benutzt. 1907 wird der Rotenberg durch König Wilhelm II. von Württemberg offiziell in „Württemberg“ umbenannt.
Die Vermutung, Berg und Burg erhielten ihren Namen von dem in Luxemburg (der möglichen Heimat des Geschlechts der Württemberger) gelegenen „Wirdeberg“, wird heute als eher unwahrscheinlich angesehen.
Von Sprachforschern wird neuerdings eine Herleitung aus der erschlossenen römisch-keltischen Bezeichnung „Wirodunum“ „(-dunum“ = „Festung“) vorgeschlagen, die zunächst zu „Wirten“ verkürzt und später verdeutlichend um „-berg“ ergänzt wurde. Gestützt wird diese These durch eine Reihe weiterer, mutmaßlich keltischer Ortsbezeichnungen im Umkreis von Cannstatt.
Die Herkunft des Namens galt schon im Mittelalter als rätselhaft, und mehrere volksetymologische Erklärungen als „wird ein Berg“ oder „Wirt am Berg“ wurden anekdotisch untermauert. Schon der Stuttgarter Ratsherr Sebastian Küng († wohl 1561) macht sich in seiner Chronik über diese Versuche lustig:
„Hie sein abermals die klugling, so gern etwwas nuis dichten welten, gar gefochten, wie sie disem namen ain ethimologiam schepffen wellen, und sein ettlich, die sagen, es sei vor zeiten ein kaiser durch dise landtsart gezogen, und da er also imerdar ein berg auff, den andern ab hab ziehen miessen, hab er gesagt, in disem landt wirt ein berg nach dem andern; demnach sei das landt mitt disen drei wortlein, wirt ein berg, zusamengethon wirteinberg und volgendts wirtemberg daraus gemacht sein worden. Diser kaiser muß freilich nie in das Schweitzerland komen sein, dann sunst würde er dasselbig mitt disem namen getaufft haben.“[1]
Geschichte
Erste Burg
„Eine Feste mit drei Ringmauern, umfangreichen Stallungen und mehreren Nebengebäuden, einem schönen Innenhof und einem stattlichen Herrenhaus“, so präsentierte sich das Bauwerk aus dem Jahr 1080, dessen Burgkapelle am 7. Februar 1083 durch Bischof Adalbert II. von Worms geweiht wurde. Der originale Weihestein befindet sich heute in der am Platz der Burg stehenden russisch-orthodoxen Grabeskirche und ist das früheste urkundliche Zeugnis für das Haus Württemberg.[2]
Konrad von Wirtinsberk wurde in einer Urkunde vom 2. Mai 1092 als Zeuge genannt. Dies ist die älteste urkundliche Erwähnung des Namens Württemberg. Die Burg war von 1092 bis 1495 mehrmals Sitz für die Grafen Wirtembergs.
1311 wurde die Burg Wirtemberg zum ersten Mal von den benachbarten Reichsstädten unter Kaiser Heinrich VII. zerstört.
Zweite Burg
Nach der Zerstörung von 1311 wurde die Burg wieder aufgebaut, allerdings kleiner als zuvor. Diese zweite Burg Wirtemberg wurde 1519 ein Raub der Flammen, als unter dem Oberbefehl Herzog Wilhelms von Bayern der Städtebund fast ganz Württemberg besetzte.
Dritte Burg
Nach der Zerstörung 1519 ließ Herzog Ulrich von Württemberg das Stammschloss Württemberg ein drittes Mal aufbauen. 1819 ließ König Wilhelm I. die mittlerweile zur Ruine zerfallene Burg abtragen. |
Grabkapelle
Von 1820 bis 1824 ließ Wilhelm I. für seine verstorbene Ehefrau Königin Katharina anstelle der Burg ein Mausoleum (Grabkapelle auf dem Württemberg) durch Giovanni Salucci in klassizistischer Form erbauen. Dieses ist seit 1907 für die Öffentlichkeit zugänglich.
Literatur
- Albrecht Greule: Keltische Ortsnamen in Baden-Württemberg. Wir können alles – außer Latein. In: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg (Hrsg.): Imperium Romanum. Roms Provinzen an Neckar, Rhein und Donau. Ausstellungskatalog. Esslingen 2005, ISBN 3-8062-1945-1, S. 80–84
Weblinks
Einzelnachweise
- Die Chronik des Stuttgarter Ratsherrn Sebastian Küng, hrsg. v. Ingrid Karin Sommer, Klett, Stuttgart 1971, S. 30
- Webseite zum Weihestein der Burg Wirtemberg, mit vergrößerbarem Foto