Buntfalke
Der Buntfalke (Falco sparverius), auch Amerikanischer Turmfalke genannt, ist ein Vogel aus der Familie der Falkenartigen (Falconidae). Die Art ähnelt in Aussehen und Verhalten dem auch in Mitteleuropa heimischen Turmfalken, ist jedoch kleiner und vor allem die Männchen sind deutlich bunter. Der Buntfalke bewohnt offene und halboffene Landschaften aller Art in großen Teilen Nord- und Südamerikas und ist auch im menschlichen Siedlungsbereich häufig. Er ist nicht gefährdet.
Buntfalke | ||||||||||||
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Buntfalke (Falco sparverius), Männchen | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Falco sparverius | ||||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Beschreibung
Buntfalken sind sehr kleine, aber kräftig gebaute Falken mit relativ großem Kopf und kurzen Beinen. Flügel und Schwanz sind relativ kurz, der Schwanz ist am Ende deutlich gerundet. Die Körperlänge beträgt 21–27 cm, die Flügelspannweite 52–61 cm.[1] Ähnlich wie der Turmfalke zeigt auch der Buntfalke nur einen geringen reversen Geschlechtsdimorphismus bezüglich Größe und Gewicht, jedoch einen sehr ausgeprägten Geschlechtsdichroismus. Männchen erreichen etwa 90 % der Körpermaße der Weibchen. Adulte Männchen der Nominatform wiegen 97–120 g und haben eine Flügellänge von 173–203 mm. Adulte Weibchen der Nominatform erreichen ein Gewicht von 102–150 g und eine Flügellänge von 178–208 mm.[2]
Die Männchen sind farblich sehr ansprechend. Bei adulten Männchen der Nominatform ist die Oberseite von Rumpf und Schwanz überwiegend leuchtend rostrot. Rücken, Schultern und Schirmfedern sind auf diesem Grund kräftig schwarz gebändert. Der Schwanz hat eine breite schwarze Subterminalbinde und eine schmale weiße, graue oder rötliche Endbinde. Die äußeren Steuerfedern zeigen auf weißlichem Grund neben der schwarzen Endbinde zwei bis vier schwarze Querbinden. Die Oberflügeldecken sind auf kräftig grau-blauem Grund schwarz gefleckt. Die Schwungfedern sind oberseits schwärzlich und zeigen eine mehr oder weniger ausgeprägte weiße Fleckung. Die Unterflügeldecken und die Unterseite des Rumpfes sind cremefarben oder hell rötlich beige, zum Schwanz hin mehr weißlich. Die untere Brust und die Flanken sind dunkel gefleckt. Die Unterseite der Schwingen ist auf weißlichem Grund dunkelgrau gebändert, der Schwanz ist unterseits hell rötlich braun.
Der Oberkopf ist blaugrau und hat in der Mitte meist einen rotbraunen Fleck. Der rotbraune Nacken zeigt ein Occipitalgesicht mit zwei schwarzen runden Flecken und ist nach vorn durch einen breiten schwarzen Streifen begrenzt. Kopfseiten, Stirn und Kehle sind weiß mit einem kräftigen schwarzen Bartstreif unter dem Auge. Über dem Auge befindet sich ein schmaler weißer Brauenstreif.
Weibchen ähneln den Männchen, sind aber insgesamt viel weniger kontrastreich und bunt gefärbt. Ihnen fehlt die graublaue Färbung der Oberflügeldecken, diese sind wie Rücken, Schultern, Schirmfedern und Schwanz auf rostbraunem Grund schwärzlich gebändert. Die Unterseite ist cremefarben und rotbraun gestrichelt. Die Kopfzeichnung entspricht weitgehend der des Männchens, der Oberkopf ist jedoch mehr grau und dunkel gestrichelt.
Die Iris ist in allen Kleidern dunkelbraun, Augenring, Wachshaut und Beine gelb, die Krallen sind schwarz. Der Schnabel ist grauschwarz.
Lautäußerungen
Die Art ist sehr ruffreudig, insbesondere während der Brutzeit. Häufigste Lautäußerung ist eine variabel schnelle Reihe von fünf oder mehr Rufen, die mit „kliii“ umschrieben wird und in verschiedenen Kontexten bei Erregung ertönt. Während der Balz erfolgen diese von beiden Partnern geäußerten Rufe schnell gereiht und steigen in der Tonhöhe an; bettelnde Weibchen oder Jungvögel rufen lauter und langgezogener.
Verbreitung und Lebensraum
Das große Verbreitungsgebiet des Buntfalken umfasst weite Teile Nord- und Südamerikas. Es reicht in Nordamerika von der Nordgrenze der Taiga in Alaska und Kanada über fast die gesamten USA nach Süden bis in das zentrale Mexiko. Dort und weiter südlich in Mittelamerika ist die Verbreitung lückenhaft und auf die Gebirge im Landesinneren beschränkt. In Südamerika ist die Verbreitung unter Aussparung der Hochlagen der Anden, des Amazonasregenwaldes und der Tieflandregenwälder im Osten Brasiliens flächendeckend. Die Art hat außerdem alle größeren Inseln der Karibik besiedelt.
Der Buntfalke bewohnt ebenso wie der Turmfalke offene und halboffene Landschaften aller Art wie Wüsten und Steppen, Savannen, offenes Waldland, Sümpfe und landwirtschaftlich genutzte Bereiche bis hin zu Städten. Die Art kommt in Nordamerika von Meereshöhe bis in 4000 m vor, in den Anden bis 4300 m.
Systematik
In dem großen Verbreitungsgebiet sind zahlreiche Unterarten beschrieben worden. Ferguson-Lees und Christie erkennen 17 Unterarten an,[3] davon 5 in Nord- und Mittelamerika, vier insgesamt recht kleine Formen mit weitgehend reduziertem rotem Fleck auf dem Oberkopf in der Karibik und acht überwiegend recht blasse und kaum dunkel gefleckte Unterarten in Südamerika.
Jagdweise und Ernährung
Buntfalken jagen vor allem von einem Ansitz aus oder rütteln über potenzieller Beute, weniger häufig ist die Fußjagd oder der schnelle Flug niedrig über dem Boden. Das genutzte Nahrungsspektrum ist sehr breit. Es besteht überwiegend aus Insekten, kleinen Säugetieren und Reptilien, seltener werden kleine Vögel, Amphibien, Flusskrebse (Astacoidea), Spinnen und Skorpione und sehr selten Aas gefressen. In den meisten Teilen des Verbreitungsgebietes sind Insekten die Hauptnahrung mit bis über 60 % aller Beutetiere, vor allem große Heuschrecken und Libellen, aber zum Beispiel auch Käfer und Raupen.
Fortpflanzung
Die Brutzeit ist je nach geografischer Lage des Vorkommens in dem riesigen Verbreitungsgebiet sehr unterschiedlich, sie reicht von Mai bis Juli an der Nordgrenze der Taiga in Nordamerika, von Januar bis August in der Karibik und von Oktober bis März im Süden Südamerikas. Die Art baut wie alle Falken keine Nester, der Eiablageplatz ist eine einfache Mulde. Buntfalken sind überwiegend Höhlenbrüter, die Bruthöhlen können in Bäumen, Kakteen, Holzmasten, Steilufern oder Felswänden sein. Sie nutzen häufig alte Spechthöhlen oder seltener Höhlen von Eisvögeln. Weniger häufig sind Brutplätze an Gebäuden unter Hausdächern, in Schornsteinen oder in Regenrinnen. Gelegentlich werden auch alte Vogelnester zur Brut genutzt, insbesondere die von Elstern. Sehr gerne werden Nistkästen akzeptiert.
Das Gelege besteht im Norden des Verbreitungsgebietes aus 2–7, meist 4–6 Eiern. Die Gelegegröße nimmt in Richtung der Tropen ab, in der Karibik sind es nur noch 2–4 Eier. Die Brutdauer beträgt 26–32 Tage, die Nestlingszeit 28–31 Tage. Die Jungvögel sind im Alter von zwei bis drei Wochen selbständig, manchmal auch erst nach einem Monat.
Wanderungen
Im größten Teil ihres Areals sind Buntfalken Standvögel. Die nördlichsten Populationen in Alaska, im größten Teil von Kanada und im Norden der USA sind Zugvögel und überwintern offenbar überwiegend in Mittelamerika und in der Karibik. Der Abzug erfolgt im August und September, ab Ende März bis Anfang Mai kommen die Tiere wieder im Brutgebiet an. Weniger gut bekannt ist der Zug im Süden Südamerikas. Die Brutgebiete im Süden Chiles und Argentiniens sind jedoch im Winter der Südhalbkugel geräumt, die Tiere ziehen von dort über unterschiedliche Distanzen nach Norden. Irrgäste wurden mehrfach auf den Inseln im östlichen Atlantik und in Westeuropa nachgewiesen.
Bestand und Gefährdung
Der Buntfalke ist der mit Abstand häufigste und am weitesten verbreitete Falke Amerikas. Der Bestand Nordamerikas wurde in den 1990er Jahren auf 1,2 Mio. Brutpaare geschätzt, den Weltbestand schätzen Ferguson-Lees und Christie auf mindestens 1,5 Mio. Brutpaare und mindestens 4 Mio. Individuen.[4] Zum Ende des 20. Jahrhunderts ist der Bestand in der östlichen Hälfte der USA zum Teil rückläufig gewesen, die Art ist insgesamt laut IUCN jedoch weltweit ungefährdet.
Quellen
Einzelnachweise
- J. Ferguson-Lees, D. A. Christie: Raptors of the World. Christopher Helm, London 2001, S. 274.
- J. Ferguson-Lees, D. A. Christie: Raptors of the World. Christopher Helm, London 2001, S. 842.
- J. Ferguson-Lees, D. A. Christie: Raptors of the World. Christopher Helm, London 2001, S. 842.
- J. Ferguson-Lees, D. A. Christie: Raptors of the World. Christopher Helm, London 2001, S. 841.
Literatur
- J. Ferguson-Lees, D. A. Christie: Raptors of the World. Christopher Helm, London 2001, ISBN 0-7136-8026-1, S. 274–276 und 838–842.
Weblinks
- Falco sparverius in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: BirdLife International, 2008. Abgerufen am 18. Dezember 2008.
- Videos, Fotos und Tonaufnahmen zu Falco sparverius in der Internet Bird Collection
- Federn des Buntfalken