Bullingerkirche (Zürich-Hard)
Die Bullingerkirche ist ein evangelisch-reformiertes Kirchengebäude am Bullingerplatz im Zürcher Stadtquartier Hard.
Name
Der Name des ab 1925 in drei Etappen entstandenen Gebäudekomplexes, bestehend aus dem Kirchgemeindehaus, zwei Pfarrhäusern und der Kirche, bezieht sich auf den Reformator und Theologen Heinrich Bullinger (1504–1575). Der Kirchenname betont somit die evangelische Ausrichtung und die Bedeutung Zürichs als Reformatorenstadt. (Die nur 200 Meter entfernte römisch-katholischen Kirche St. Felix und Regula, die seit 1927 besteht, ist dagegen den Zürcher Stadtheiligen Felix und Regula geweiht und verwahrt deren Reliquien. Im Gegensatz zur Bullingerkirche betont sie somit die katholischen Aspekte der Zürcher Geschichte.)
Geschichte
Das aufstrebende Quartier Zürich-Hard erhielt 1925 ein erstes Kirchengebäude, das zusammen mit dem Kirchgemeindehaus und dem älteren der beiden im Westen errichteten Pfarrhäuser eine erste Bauetappe des heutigen Gebäudekomplexes bildete. Der von Karl Kündig und Heinrich Oetiker errichtete Bau war eines der ersten Kirchenzentren der Schweiz und war formal einem Palastbau mit zwei breiten Eckrisaliten nachempfunden. 1
930 erfolgte der Bau des zweiten Pfarrhauses. Der Kirchenraum befand sich auf der Mittelachse, während die Seitenflügel als Kirchgemeindehaus und Pfarrhaus dienten. Diese Struktur wurde beim Kirchenneubau, der 1953 bis 1956 nach Plänen von Hans Pfister und Kurt Pfister realisiert wurde, beibehalten. Die neue Kirche erhebt sich anstelle des Vorgängerbaus zwischen den erhaltenen Seitenflügeln. 1955 erfolgte der Bau der heutigen Orgel, 1956 wurden die Glocken in den freistehenden Turm aufgezogen. 1986 erfolgte eine Turmsanierung und 1995 eine Aussensanierung der Kirche.[1]
Von März 2023 bis 2027 nutzt der Kanton Zürich die Kirche als provisorischen Sitzungsort des Kantonsrats während der Sanierung des Rathauses.[2]
Beschreibung
Äusseres
Dominant ist der aus zwei Sichtbetonpfeilern und Zwischenverstrebungen bestehende Campanile. Unterhalb des offenen Glockengeschosses, das fünf Glocken in Leichtrippenguss in Schlagtonfolge g° - b° - c' - d' - f' enthält, sind die Zifferblätter angebracht. Die Glocken wurden 1956 von der Giesserei H. Rüetschi, Aarau angefertigt und in den Turm aufgezogen. Dieser wird durch einen abgewinkelten Abschluss und einem Turmhahn bekrönt. Im Gegensatz zum freistehenden Turm nimmt die schlichte Hauptfassade der neuen Kirche die Symmetrie der ursprünglichen Gebäudekonzeption auf. Sie ist fensterlos und wird nur durch die sichtbaren Pfeiler gegliedert.
Das dreiteilige, u-förmige Gebäudeensemble von Kirche, Kirchgemeindehaus und Pfarrhäusern umschliesst einen grosszügigen Platz, der mit Natursteinplatten und Pflastersteinen belegt ist. Hinter der Kirche befindet sich ein kleiner arena-artiger Platz, der zum Aufenthalt einlädt. Die Kirche besitzt den Grundriss eines gedrungenen Kreuzesmit abgeschrägten Mauern und stumpfen Winkeln. Die offene Vorhalle ist mit Natursteinplatten verkleidet und trägt eine Inschrift: Sie werden auf meine Stimme hören * und es wird eine Herde * ein Hirte werden (Joh 10,16 ).
Innenraum
Über laterale Türen gelangt man in den Kirchenraum, der durchgehend mit sichtbaren Backsteinen erbaut ist. Über dem Eingang befindet sich die Empore mit Orgel. Das Kirchenschiff ist im Eingangsbereich relativ schmal, da es direkt an die Seitenflügel der Vorgängerkirche angebaut ist, verbreitert sich dann aber zu zwei Querschiffen. Diese enthalten die einzigen Fensterzonen des Kirchenraums. Vor den Fenstern wurde ein Geflecht aus hohlen Backsteinen angebracht.
Die Liturgiezone ist gegenüber dem flexibel bestuhlbaren Schiff leicht erhöht. Im Zentrum befindet sich der steinerne Abendmahlstisch und die bis zur Decke reichenden dünnen Metallsäulen befestigte Kanzel. Ein horizontales Band aus Beton durchzieht die abschliessende Wand und enthält einige als Reliefs ausgeführte christliche Symbole: Alpha und Omega, Griechisches Kreuz, Kelch und Heiliggeisttaube, die von Otto Münch stammen.
Orgel
Im Jahr 1924 wurde eine pneumatische Taschenladenorgel für das Bullingerhaus durch Carl Theodor Kuhn, Männedorf erbaut. Das Instrument besass 16 Register auf zwei Manualen und Pedal. 1954 wurde diese Orgel verkauft. 1955 erfolgte der Bau der neuen Orgel mit elektrischen Trakturen durch Orgelbau Kuhn AG, Männedorf mit 38 Registern auf drei Manualen und Pedal. 1998 wurde die Orgel durch die Erbauerfirma revidiert. Hierbei erfolgte der Einbau einer elektronischen Setzeranlage. Seither sind am Spieltisch die verschiedenen Pistons (ausser den Koppeln), die Druckknöpfe unter dem 1. Manual und die kleinen Wippenschalter über den Registerwippen unnötig geworden.[3]
Disposition der Orgel:
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- Koppeln: II/I, III/II, I/P, II/P, III/P
- Spielhilfen: Tutti, Registercrescendo, Koppeln aus Crescendo, Absteller Crescendo, elektronische Setzeranlage mit 32 × 6 Kombinationen
Evangelisches Stadtkloster
2013 gelangte eine Gruppe reformierter Christen an den Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich mit einer Petition, die Entstehung eines Stadtklosters zu unterstützen. Der Kirchenrat begrüsste diese Initiative,[4] sodass der am 17. Mai 2015 gegründete Verein Stadtkloster die Vision einer christlichen Gemeinschaft mit klösterlichen Strukturen weiter verfolgen kann. Das Stadtkloster hat derzeit (Stand 2015) Gastrecht in der Bullingerkirche und bietet dort Tagzeitengebete an. In der Advents- und Passionszeit, um Pfingsten und zum Erntedank gestaltet eine Kerngruppe darüber hinaus Liturgien.[5]
Galerie
- Gesamtanlage
- Hauptfassade mit Vorhalle
- Rückseite der Kirche
- Backsteinstruktur an den Fenstern
Siehe auch
Literatur
- Zur Geschichte der Bullingerkirche in Zürich-Aussersihl. Zürich 1956.
- Kunstführer durch die Schweiz. Band 1. Bern 2005, S. 792.
- Hochbaudepartement der Stadt Zürich: Reformierte Kirchen der Stadt Zürich. Spezialinventar. Zürich 2006.
Weblinks
Einzelnachweise
- Hochbaudepartement der Stadt Zürich: Reformierte Kirchen der Stadt Zürich. Spezialinventar. Zürich 2006, S. 54–56.
- SDA: Zürich: Der Kantonsrat zieht in eine Kirche. In: St. Galler Tagblatt. 14. Oktober 2021, abgerufen am 7. Februar 2022.
- Orgelverzeichnis Schweiz und Liechtenstein, Abschnitt Ref. Bullingerkirche Zürich-Aussersihl. Abgerufen am 1. August 2015.
- Website des Stadtklosters, Abschnitt Petition. Abgerufen am 1. August 2015.
- Information zum Stadtkloster vom katholischen Mediendienst am 24. Mai 2015. (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 1. August 2015.