Bodie
Bodie ist eine Geisterstadt in Kalifornien östlich der Sierra Nevada an der Grenze zu Nevada in den Vereinigten Staaten. Sie entstand nach 1859 als Goldgräbersiedlung und wurde in den 1930er Jahren aufgegeben. Dank der geringen Luftfeuchtigkeit blieben viele Gebäude, Gerätschaften und Autos relativ gut erhalten. Das Ensemble gilt heute als besterhaltene Geisterstadt der USA.
Bodie | |||
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National Register of Historic Places | |||
National Historic Landmark District | |||
Bodie (Hauptstraße, 1890) | |||
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Lage | Mono County in Kalifornien (USA) | ||
Koordinaten | 38° 12′ 43,7″ N, 119° 0′ 19,2″ W | ||
Erbaut | 1859 – 1930er Jahre | ||
NRHP-Nummer | 66000213 | ||
Ins NRHP aufgenommen | 4. Juli 1961 |
Aufstieg
William S. Bodey (manche Quellen sprechen auch von Waterman S. Bodey) hatte 1859 in Mono County in der Sierra Nevada, ca. 20 Meilen nördlich des Mono Lake, Gold gefunden. Noch im selben Jahr starb er vermutlich bei einem Schneesturm, nachdem er sich in die nächste Stadt aufgemacht hatte, um neue Materialien und Lebensmittel zu holen. Seine Familie jedoch gründete an dieser Stelle die Stadt Bodie und begann 1861 mit dem Goldabbau. Die geänderte Schreibweise war beabsichtigt, um eine falsche Aussprache als „Body“ (= Leiche) zu vermeiden.[1]
Die Geologie der Region ist geprägt durch Andesit mit großflächigen Brekzie-Gängen mit hohem Silicium-Anteil und schmalen Quarzit-Gängen. In beiden Strukturen ist freies Gold in feinen Anteilen gemischt. Weitere Mineralien sind Pyrit und ein relativ hoher Silber-Anteil.[2] Nachdem die Standard Company, die die Goldmine in Bodie betrieb, 1876 auf eine sehr profitable Goldader gestoßen war, wuchs die Stadt rasant an. Nur vier Jahre später lebten bereits 10.000 Einwohner in Bodie.
Die Stadt entwickelte sich westlich unterhalb der Hügelkette, in der die Bergwerke entstanden. Das größte Bergwerk wurde von Standard Mines betrieben und unterhielt eine Seilbahn vom Schachtausgang in den Hügeln an den Stadtrand zum firmeneigenen Erzbrecher.[3] In Bodie gab es während dieser Blütezeit der Stadt 65 Saloons entlang der Hauptstraße, zahlreiche Bordelle, ein Chinesenviertel mit einem taoistischen Tempel und einer Opiumhöhle, eine Eisenbahn, mehrere Zeitungen, sieben Brauereien und Kirchen verschiedener Religionen.
Aber auch das Verbrechen hielt Einzug. Morde, Überfälle und Postkutschenraub waren beinahe an der Tagesordnung. Bodie genoss einen schlechten Ruf und galt in dieser Zeit als eine der wildesten und gesetzlosesten Städte des Westens.
Überliefert ist das Zitat eines kleinen Mädchens, das mit seinen Eltern nach Bodie ziehen sollte und in sein Tagebuch schrieb: „Goodbye God, I’m going to Bodie!“ („Auf Wiedersehen Gott, ich ziehe nach Bodie!“).[4]
Die erfolgreichsten Bergbau-Unternehmen in Bodie waren Standard mit $18.000.000, Syndicate mit über $1.000.000, Bodie Tunnel mit über $200.000, Bechtel Cons. mit rund $200.000 und Mono mit $122.000.[2]
Niedergang
Nach wenigen gewinnbringenden Jahren warf die Mine kaum noch Profit ab, auch weil der Goldpreis stark gefallen war und sich der Betrieb so immer weniger lohnte. Der große kalifornische Goldrausch, der 1849 begonnen hatte, war vorüber. Weil Bodie sonst keine Einnahmequellen zu bieten hatte, sank die Bevölkerungszahl in der Folgezeit rapide.
Um die Jahrhundertwende gab es noch einmal einen kleinen Aufschwung, der jedoch den Niedergang nicht aufhalten konnte. 1917 wurde die einzige Eisenbahnlinie demontiert und die Schienen wurden verschrottet. Bodie hatte aber immer noch einige wenige Einwohner bis in die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts.
Nach einem Großbrand im Jahre 1932, der zahlreiche Häuser, bis auf die wenigen, bis heute verbliebenen Gebäude, zerstörte, war das Schicksal der Stadt jedoch besiegelt. Das Geschäftsviertel im Stadtzentrum wurde von dem Brand völlig zerstört. Das 1877 eröffnete Postamt schloss 1942.
Die Mine wurde in den folgenden Jahren zunächst noch weiter betrieben; die Arbeiter kamen aus den Nachbarstädten. In den sechziger Jahren wurde dann der Goldabbau vollständig aufgegeben und die Mine geschlossen.
Die gleichnamige Goldgräberstadt Bodie im Okanogan County, (US-Bundesstaat Washington), in der die Bodie Mine betrieben wurde, ereilte das gleiche Schicksal. Von dieser Geisterstadt sind nur noch wenige zerfallene Häuser erhalten.
Bevölkerungsentwicklung
Der explosionsartige Aufstieg und der rapide Niedergang von Bodie werden anhand der amtlichen Einwohnerzahlen deutlich, die der Bezirk Mono County regelmäßig erhoben hat:
Jahr | Einwohner | Rang |
---|---|---|
1860 | 2 | 19 |
1876 | 30 | 16 |
1877 | 500 | 10 |
1878 | 1500 | 5 |
1879 | 7000 | 2 |
1880 | 10000 | 1 |
1881 | 3000 | 3 |
1882 | 2000 | 4 |
1887 | 1500 | 6 |
1888 | 500 | 11 |
1890 | 595 | 9 |
1900 | 965 | 7 |
1910 | 698 | 8 |
1920 | 120 | 12 |
1921 | 30 | 15 |
1926 | 50 | 14 |
1932 | 100 | 13 |
1940 | 20 | 17 |
1962 | 10 | 18 |
Bodie State Historic Park
Seit 1962 ist Bodie ein State Park.[5][6] Es sind noch ungefähr 170 Gebäude vorhanden, die das große Feuer von 1932 verschont hat, u. a. eine Kirche, die Schule, ein Bankgebäude aus Ziegelsteinen, eine Bar, ein Laden und mehrere Wohnhäuser sowie das große Minengebäude.
Viele der Einrichtungsgegenstände stehen noch unverändert da, als hätten die Bewohner den Ort gerade erst verlassen. Auf dem kleinen Friedhof vor der Stadt sind die Grabsteine ehemaliger Bewohner zu sehen. Die Zapfsäulen einer alten Tankstelle sind ebenso noch vorhanden wie ein paar rostende Autowracks aus den 30er Jahren. Einige Gebäude können betreten werden. Für die alte Mine werden Führungen angeboten.
Die Parkverwaltung sorgt für eine behutsame Erhaltung des Originalzustandes. Es ist strengstens untersagt, Dinge aus dem Park mitzunehmen.
National Historic Landmark
Der Bodie Historic District ist seit 4. Juli 1961 ein National Historic Landmark.[7][8]
California Historical Landmark
Der Rest der Kleinstadt ist ein California Historical Landmark.[9]
Lage und Anfahrt
Die Ortschaft liegt nördlich des Mono Lake an einer etwa 20 Kilometer langen Stichstraße, die zwischen Lee Vining und Bridgeport vom U.S. Highway 395 abzweigt. Für die Erhaltung von Bodie verlangt die Parkverwaltung einen kleinen Betrag von den Besuchern. Da im Bodie State Park keinerlei Geschäfte existieren, wird die Mitnahme von Getränken im Sommer empfohlen.
Die letzten fünf Kilometer der Anfahrt vom Highway 395 nach Bodie sind nicht mehr asphaltiert und führen über eine Schotterstraße. Die Sommer in der Sierra Nevada sind heiß und die Winter sehr kalt mit sehr viel Schnee. Im Winter sind die Zufahrtswege oft so hoch verschneit, dass Bodie nur auf Skiern oder mit Schneemobilen erreichbar ist. Selbst Allradfahrzeuge mit Schneeketten bleiben Jahr für Jahr stecken.
Weblinks
- Bodie im Geographic Names Information System des United States Geological Survey
- Fotogalerie aus Bodie
- Bodie.com
- Offizielle Bodie State Park Webseite
- 3D-Foto der Stadt Bodie
- Westküste USA: Bodie Ausführliche Beschreibung der Geschichte Bodies und eines Rundgangs mit vielen Fotos (dt.)
- Spiegel einestages Bericht mit vielen Fotos
Einzelnachweise
- westen-usa.de: Ghosttown Bodie.
- William B. Clark: Gold in the California Desert. In: Donald L. Fife, Arthur R. Brown (Hrsg.): Geology and Mineral Wealth of the California Desert. South Coast Geological Society, 1980, Seiten 128–139.
- Richard V. Francavilia: Mapping and Imagination in the Great Basin. University of Nevada Press, 2005. ISBN 0-87417-609-3, S. 114.
- Calamity Jan: Goodbye God, I'm Going to Bodie. Wild West Publications, Olympia, WA 2002, ISBN 0-9721800-0-1.
- California State Parks: Bodie SHP
- Desert USA: Bodie State Historic Park, CA.
- http://ohp.parks.ca.gov/ListedResources/Detail/341
- Listing of National Historic Landmarks by State: California. National Park Service, abgerufen am 23. Juli 2019.
- http://ohp.parks.ca.gov/ListedResources/Detail/341