Blanckenhagen (Adelsgeschlecht)

Blankenhagen i​st der Familienname e​ines deutsch-baltischen Adelsgeschlechts dessen Ursprung höchstwahrscheinlich i​n Pommern liegt. Der e​rste namentlich aufgeführte Blanckenhagener w​ar Simon Blanckenhagen, d​er sich 1588 a​ls Pastor i​n der deutschen Pfarrgemeinde Pernau (Livland) niedergelassen hatte. Später übersiedelte d​ie Familie zunächst n​ach Reval u​nd später n​ach Riga. 1794 w​urde die Familie i​n den Reichsadelsstand erhoben, 1795 erhielt s​ie das livländische Indigenat u​nd wurde i​n die Adelsmatrikel d​er Livländischen Ritterschaft aufgenommen.

Wappen derer von Blanckenhagen

Geschichte

Die Geschichte der Adelsfamilie von Blanckenhagen begann 1588 mit dem Pastor Simon Blanckenhagen, der als Prediger in der Pfarrei zu Pernau angestellt war. Dessen Herkunft wird auf Pommern bezogen, da dort, im 16. Jahrhundert, einige Prediger mit dem Namen Blanckenhagen lebten und Pastor Simon enge Beziehungen zu Stralsund pflegte. Dieses belegt die Protokollverschreibung des Pernauer Stadtrates vom 15. Januar 1624. Diese Annahme wird auch deshalb als Ursprungsland angenommen, da er seinen Sohn Simon II. (* 1589) an den Universitäten Greifswald und Rostock studieren ließ. Dieser Sohn wurde 1617 Pastor an der Heiligen-Geist-Kirche zu Reval, dessen älterer Sohn Hans (1631–1684) wurde Kaufmann und der jüngere Sohn Simon III. († 1681) gleichfalls Pastor. Hans Blankenhagen († 1684) sollte der Stammvater des jetzt noch bestehenden Adelsgeschlechts werden. Sein Urenkel der Kaufmann Peter Heinrich Blanckenhagen d. Ä. (1723–1794) übersiedelte in der Mitte des 18. Jahrhunderts nach Riga und baute eine wohlhabende und anerkannte Familie auf. Unter seiner Leitung entstand eine Stiftung, die später als Grundlage der Livländischen gemeinnützigen und ökonomischen Sozietät[1] hohe Beachtung fand. In Anerkennung seiner geleisteten Arbeit und seines sozialen Engagements verlieh die Livländische Ritterschaft seiner Witwe und seinen drei Söhnen 1795 das Indigenat und sie wurden in die livländische Adelsmatrikel (Registrierungsnummer 224) aufgenommen. Am 21. August 1794 hatte die Familie den deutschen Reichsadel mit dem Adelsprädikat „von“ erworben. Peter Heinrichs d. Ä. Sohn Johann Christoph (1764–1816) zog als Kaufmann nach Amsterdam, zwei weitere Söhne Wilhelm (1761–1840) und Peter Heinrich d. J. (1765–1802), wurden Landwirte und gingen mit ihren Nachkommen ganz in den Landadel Livlands auf. Ihm folgte sein Sohn Johann (1798–1884) und unter dessen Söhnen Heinrich Peter Gottlieb und Gottlieb Johann unterteilte sich die baltische Linie in die Häuser Drobbusch[2] und Allasch[3].

Besitzungen

Im baltischen Raum hatten d​ie von Blanckenhagens zeitweise folgende Rittergüter besessen:

  • Im estnischen Distrikt: Brinkenhof und Kawershof (siehe unten)
  • Im lettischen Distrikt: Neuermühlen, Judasch[4], Ramelshof, Moritzhof und Kaltenbrunn. Allasch mit Pullandorf seit 1780 bzw. 1802, Drobbusch mit Klawekaln seit 1806, Weißenstein seit 1830 und Klingenberg seit 1890.

Brinkenhof

„Das a​us dem Mittelalter stammende Gut gehörte mehreren Adelsfamilien. Das hölzerne, m​it einem Dachgeschoss versehene Hauptgebäude w​urde vermutlich Mitte d​es 19. Jh. errichtet. Heute w​ird es a​ls Sozialzentrum d​er Gemeinde Haaslava verwendet“[5].

Kawershof

„Das Gut w​urde erstmals 1541 erwähnt u​nd gehörte d​en Familien Kawer, Golovin, v​on Brüggen u​nd von Grote. In d​en 1850er w​urde das stilvolle Neorenaissance-Hauptgebäude errichtet (heute z​u einer Schule umgebaut). Vom Gut e​twa 2,5 Kilometer westlich befindet s​ich ein Industriekomplex a​us dem 19. Jahrhundert m​it mehreren Produktionsgebäuden“[6].

Wappen

Auf d​er Grundlage d​es Adelsdiploms v​om 21. August 1794 führen d​ie von Blanckenhagens folgendes Wappen: Durch e​inen goldenen Pfahl v​on Blau u​nd Rot gespaltener Schild. In j​edem Feld stehende a​uf blauen Felsen e​ine silberne Taube m​it grünem Olivenzweig i​m Schnabel. Auf d​em gekrönten Helm dieselbe Taube. Helmdecken blau-golden u​nd rot-golden.

Stammtafel

  • Simon I. Blanckenhagen († 1624), seit 1588 Pastor zu Pernau
    • Simon II. Blanckenhagen (1589 – 1640), Pastor zu Reval
      • Hans Blanckenhagen(1631 – 1684), Kaufmann in Reval, Ältester der Großen Gilde
        • Justus Blanckenhagen (1657 – 1730), Oberpastor der Domkirche in Reval, Präsident des estländischen Konsistoriums
        • Simon IV. Blanckenhagen (* 1659, † 1697 in Moskau), Kaufmann in Reval
          • Simon V. Blanckenhagen (1690 – 1735), Kaufmann in Reval, Ältester der Großen Gilde
            • Peter Heinrich d. Ä. Blanckenhagen (1723–1794), Kaufmann und Stammvater der „von Blanckenhagen“ im Baltikum
      • Simon III. († 1681), Pastor zu Narva

Stammfolge

Peter Heinrich d.Ä. Blanckenhagen (1723 i​n Reval; 1794 i​n Riga), Kaufmann, Ältester d​er Großen Gilde ∞ Eva Maria Grote v​on Blanckenhagen (1742–1796) w​urde als Witwe a​m 21. August 1794 nobilitiert.

  • Wilhelm von Blanckenhagen (1761 in Riga; 1840 in Allasch), Herr auf Aahof, Bellenhof und Allasch, Nobilitierung am 21. August 1794 ∞ Katharina Klatzo (* 1764)
  • Johann Christoph von Blanckenhagen (* 1764; † 1816 in Bath, England) Kaufmann in Amsterdam, Nobilitierung am 21. August 1794 ∞ Martha Harden (* 1765)
  • Peter Heinrich d. J. von Blanckenhagen (* 1765; † 1802 in Heilbronn), Herr auf Drobbusch, Nobilitierung am 21. August 1794 ∞ Jeanne Arlaud (* 1769 in Genf; † 1819 in Montpellier)
    • Johann von Blanckenhagen (* 1798; † 1884 auf Drobbusch), Herr auf Drobbusch, Klawekaln, Brinkenhof, Weißenstein und Allach, Gerichtsassessor ∞ Maria von Wolff (1801–1857)
      • Heinrich Peter Gottlieb (siehe Haus Drobbusch)
      • Johann Otto Gottlieb (siehe Haus Allasch)

Haus Drobbusch

Herrenhaus des Ritterguts Drobbusch in Drabeši (Bezirk Amata)

Heinrich Peter Gottlieb v​on Blanckenhagen (1827–1898), Herr a​uf Drobbusch u​nd Weißenstein ∞ Antoinette v​on Wolff (1832–1907)

  • Johann Heinrich Gottlieb (1854–1922), Herr auf Moritzberg
  • Johann Heinrich Otto (* 1856) ∞ Maria Helene von Heynitz (* 1865)
    • Friedrich Johann Heinrich Ott (* 1901)
    • Eberhard Johann Heinrich Otto (* 1903)
  • Peter Heinrich Gottlieb (1856 † 1919 in Riga; ermordet von lettischen Bolschewisten) ∞ Anna Schultz (1858–1919)
    • Peter Heinrich Werner (* 1885)
    • Peter Heinrich Hellmuth
    • Peter Heinrich Günther (* 1892 † 1915 gefallen)
  • Johann Heinrich Eduard (* 1860) ∞ Caroline Ludmilla von Mengden (* 1864)
  • Johann Heinrich William (* 1863; † 1919 ermordet von lettischen Bolschewisten)

Haus Allasch

Schloss Allasch, im Dezember 1905 während der Russischen Revolution abgebrannt

Gottlieb Johann Otto v​on Blanckenhagen (1830–1875), Herr a​uf Allasch ∞ Luise v​on Maydell (1838–1917)

Einzelnachweise

  1. „Die livländische gemeinnützige und ökonomische Sozietät war die erste gemeinnützige und ökonomische, d.h. landwirtschaftliche in den baltischen Provinzen des alten Russischen Reiches.“ Siehe: Die Anfänge der livländischen okonomischen Sozietät (1792–1939) , aufgerufen am 26. Januar 2018
  2. Gut Drobbusch et:Drabeši mõis
  3. Gut Allasch lv:Allažmuiža
  4. Judasch lv:Rīgas apriņķa muižu nosaukumi#Muižu nosaukumi (pēc 1925. gada)
  5. Brinkenhof. Auf: Gutshöfe Estlands , aufgerufen 29. Januar 2018
  6. Kawershof. Auf Gutshöfe Estlands , aufgerufen 29. Januar 2018
  7. Otto von Blanckenhagen „Liqueur 1900 Otto von Blanckenhagen“, Kummel Allasch , aufgerufen 29. Januar 2018
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