Binz (Fahrzeuge)
Die Binz GmbH & Co. KG ist ein Karosseriebauunternehmen und Hersteller von Sonderfahrzeugen.
Binz GmbH & Co. KG | |
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1936[1] |
Auflösung | Januar 2019 |
Auflösungsgrund | Insolvenz |
Sitz | Lorch |
Leitung | Thomas Amm[2] |
Mitarbeiterzahl | 84 (2007)[3] |
Umsatz | 22,07 Mio € (2007)[3] |
Branche | Sonderfahrzeugbau |
Website | www.binz.com |
BINZ Ambulance- und Umwelttechnik GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1991, Neugründung 2012 |
Sitz | Ilmenau, Deutschland |
Leitung | Cathrin Wilhelm[4] |
Mitarbeiterzahl | 166 (2017)[5] |
Umsatz | 30 Mio € (2016)[6] |
Branche | Sonderfahrzeugbau |
Website | www.binz-automotive.com |
Geschichte
Vorkriegsgeschichte
Binz wurde 1936 als Lorcher Karosseriefabrik Binz & Co von Michael Binz in Lorch gegründet. Man baute hauptsächlich Taxis, Lastkraftwagen und Cabriolets auf Basis serienmäßiger Fahrzeuge. Auch erste Krankenwagen wurden bereits hergestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurden Lkw-Fahrerhäuser und Mannschaftstransportwagen produziert.
Nachkriegszeit
Nach Kriegsende bis 1955 stellte das Unternehmen Lkw-Fahrerhäuser in der heute in Europa vorherrschenden, damals jedoch wenig verbreiteten Ausführung als Frontlenker her. Diese Lkw wurden hauptsächlich für Daimler-Benz, Krupp, Steyr und Gutbrod gefertigt. In dieser Zeit wurden auch erste Taxis mit geänderter Karosserie, verlängerte Limousinen, Roadster, Kombis auf Basis des Mercedes-Benz W186 (Adenauer) und Pick-up-Versionen des Mercedes-Benz W120 hergestellt. Später kam noch ein Krankenwagen auf Basis des BMW 501 hinzu. Ab 1954 baute Binz Motorroller mit 50 cm³ Hubraum, ab 1956 mit 150 cm³. 1958 stellte Binz ihre Produktion jedoch wieder ein.
In den 1960er-Jahren wurde auf Basis des Mercedes-Benz W110 erstmals ein Krankenwagen mit einem um 65 cm verlängerten Radstand angeboten. In den Folgejahren wurde das Fahrzeugprogramm immer wieder erweitert. Es kamen Bestattungsfahrzeuge, Sanitätsfahrzeuge für den militärischen Bereich sowie einige patentierte Ausstattungen für Rettungsfahrzeuge hinzu.
Wendezeit
Nach der Wende wurde 1991 in Ilmenau die BINZ Ambulance- und Umwelttechnik als weiterer Standort gegründet. Damit einher ging die Verlagerung der Produktion zeitaufwändiger und lohnintensiver Produkte, wie Notarzteinsatzfahrzeuge und Krankentransportwagen auf Basis des VW T4. 1996 wurde der Rettungswagen mit Kofferaufbau auf Basis des Mercedes-Benz Sprinter vorgestellt und die gesamte Fertigung von Ambulanzfahrzeugen nach Ilmenau verlagert. In diesem Jahr hat die BINZ Ambulance- und Umwelttechnik GmbH in Ilmenau auch mit der Fertigung im Bereich mobile Hospitäler, Feuerwehrfahrzeuge sowie Sonderfahrzeuge für Behörden für den Sicherheits- und Katastrophenschutz begonnen.[7] In Lorch fertigte die BINZ GmbH & Co. KG weiterhin Bestattungsfahrzeuge und PKW-Verlängerungen.
Im Jahr 2003 hat die BINZ Ambulance- und Umwelttechnik einen futuristisch gestylten E-Klasse-KTW der neuen Generation mit GFK-Aufbau, Typ BINZ Ambulance 2003, vorgestellt. Dabei handelt es sich um die erste Ambulanz-Fahrzeugkarosserie aus deutscher Produktion mit komplettem Aufbau aus glasfaserverstärktem Kunststoff, die mit Integrated Frame Technology hergestellt wurde.
BINZ Ambulance- und Umwelttechnik GmbH
Im Mai 2012 ging BINZ Ilmenau in die Insolvenz, nachdem ein Gewinnabführungsvertrag vorfristig gekündigt worden war. Der Insolvenzverwalter verkaufte das betriebsnotwendige Vermögen, das er zuvor in eine neu gegründete BINZ Ambulance- und Umwelttechnik GmbH eingebracht hatte, an die thailändische RMA-Gruppe. Dieser Verkauf führte zu einer Trennung der Unternehmensaktivitäten in Ilmenau und Lorch. Während die Marke BINZ in blauer und weißer Farbe in Ilmenau verwendet wurde, durfte in Lorch der Schriftzug BINZ nur noch in Grau vermarktet werden.[8][9]
Die RMA-Gruppe verkaufte die BINZ Ambulance und Umwelttechnik GmbH, Ilmenau, im August 2015 an ein deutsches Family-Office, das neben Sonderfahrzeugbau auch Unternehmen im Spezialmaschinenbau betreibt. Von 2015 bis 2018 stieg der Jahresumsatz von BINZ Ilmenau von rund 15 Millionen auf über 30 Millionen Euro und die Zahl der Mitarbeiter wuchs um rund 30 % auf 180. BINZ Ilmenau entwickelte in dieser Zeit neue Produkte und meldete einige neue Patente an.
Die Binz GmbH & Co. KG in Lorch hingegen meldete am 5. Juni 2018 trotz voller Auftragsbücher wegen mangelnder Liquidität Insolvenz an.[10] Im Januar 2019 wurde bekannt, dass das Unternehmen liquidiert wird.[11]
Die seit 2012 unabhängig agierende Markeninhaberin – BINZ Ambulance- und Umwelttechnik GmbH in Ilmenau – agiert seither mit der Marke BINZ allein im Markt und setzt die über 80-jährige Unternehmensgeschichte im Sonderfahrzeugbau fort.
Im Juni 2020, nach dem Beginn der COVID-19-Pandemie in Deutschland, stellte BINZ ein technisches System vor, das mit UV-C-Leuchtdioden im Innenraum eines Krankenwagens weit über 99 % der Keime, Bakterien und Viren tötet.[12]
Im März 2021 gab BINZ bekannt, das MAN Truck & Bus Werk in Plauen mit allen bisherigen Beschäftigten zu übernehmen, nachdem MAN das Werk schließen wollte. Der Betriebsübergang erfolgte im April 2021.[13]
Produkte
BINZ GmbH & Co. KG, Lorch
Binz bot 2018 hauptsächlich Fahrzeuge aus folgenden Bereichen an:
- Bestattungsfahrzeuge
- eine 5,98 Meter lange, vier- oder sechstürige Langlimousine auf Basis des Mercedes-Benz W212, mit einem 3,5-Liter-Motor, einer Leistung von 225 kW (306 PS), einem Gewicht von 2100 kg und einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h
- eine verlängerte Kombi-Version auf Basis des Mercedes-Benz W212
BINZ Ambulance- und Umwelttechnik GmbH, Ilmenau
- Fahrzeuge für Rettungsdienst und Krankentransport
- Spezialfahrzeuge für Feuerwehr und Katastrophenschutz
- Spezialfahrzeuge für die Polizei und Behörden allgemein
- Mobile Medizintechnik und spezielle Sanitätsausrüstung
Stiftung Binz
Im März 1987 wurde die Stiftung Binz von den damaligen Inhabern des Unternehmens, den Eheleuten Elisabeth Lehmann geb. Binz und C. J. Ludwig Lehmann gegründet. Das Ziel dieser Stiftung ist die Unterstützung des Rettungswesens und der Notfallmedizin in Deutschland.[14] Das Stiftungsvermögen beläuft sich auf 250.000 Euro.
Weblinks
Einzelnachweise
- Der Wirtschaftsraum Ostwürttemberg, Oldenburg 1992, ISBN 3-88363-100-0
- BINZ: Impressum. In: binz.com. Abgerufen am 19. September 2014.
- Elektronischer Bundesanzeiger, 3. November 2008, Jahresabschluss zum 31. Dezember 2007
- Cathrin Wilhelm ist Geschäftsführerin bei BINZ. In: in Impressum BINZdatum=. Abgerufen am 13. Juni 2017.
- https://www.bundesanzeiger.de/ebanzwww/wexsservlet
- http://ilmenau.thueringer-allgemeine.de/web/ilmenau/startseite/detail/-/specific/Binz-erwirtschaftet-Jahresumsatz-von-30-Millionen-1445925532
- Binz Firmengeschichte. (Nicht mehr online verfügbar.) In: binz-automotive.com. BINZ Ambulance- und Umwelttechnik GmbH, archiviert vom Original am 23. September 2015; abgerufen am 19. September 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- André Heß: Binz an RMA-Gruppe verkauft. In: ilmenau.thueringer-allgemeine.de. Thüringer Allgemeine Ilmenau, 17. Oktober 2012, abgerufen am 19. September 2014.
- RMA acquires special vehicle modifier BINZ, expands offering of ambulances and emergency response vehicles. In: rmagroup.net. RMA Group, 31. Oktober 2012, abgerufen am 19. September 2014 (englisch).
- Gmünder Tagespost: Keine Liquidität: Binz insolvent. Bernhard Theiss, Ulrich Theiss, 7. Juni 2018, abgerufen am 17. Juni 2018 (deutsch).
- Schock: Binz wird liquidiert. In: schwaebische-post.de. 17. Januar 2019, abgerufen am 18. Januar 2019.
- faz.net: Virenkiller gegen Killerviren
- Geschichte – BINZ Automotive GmbH (binz-automotive.com)
- Stiftung Binz. Der Stiftungszweck. In: stiftung-binz.de. Abgerufen am 19. Februar 2019.