Bierpatrioten
Bierpatrioten war eine Oi!-Band aus Berlin. Die Musik der Bierpatrioten enthält starke Streetpunk-Elemente, die zum Schluss ihrer musikalischen Laufbahn mit Hardcore und Metal kombiniert wurden.
Bierpatrioten | |
---|---|
Bierpatrioten in Klockow (Alte Brennerei, 2005) | |
Allgemeine Informationen | |
Herkunft | Berlin, Deutschland |
Genre(s) | Oi! |
Gründung | 1992 |
Auflösung | 2000 |
Website | bierpatrioten.blogspot.de |
Gründungsmitglieder | |
Daniel „Schulle“ Schulz | |
Frank T. | |
Jana (bis 1995) | |
Pepe (bis 1994) | |
Letzte Besetzung | |
Gesang | Daniel „Schulle“ Schulz |
Gitarre | Frank T. |
Bass | Sören S. (ab 1996) |
Schlagzeug | Ille (ab 1995) |
Geschichte
Die Band Bierpatrioten wurde 1992 in Berlin von Schulle, Frank, Jana und Pepe gegründet. Im darauffolgenden Jahr erschien ihr erstes Demotape namens Immer breit, das mehrere hundert Mal kopiert wurde.[1] Es gab viel positive Resonanz und drei Lieder vom ersten Demotape fanden sich auf dem internationalen Punkrock-Sampler Oi! It's a World Invasion! Vol 1. wieder. Schnell wurde das Interesse verschiedener Szene-Labels geweckt.
Auf dem damals noch unpolitischen Label Dim Records[2] erschien 1993 ihre erste offizielle EP Titten raus!. Darauf folgend produzierten sie 1994 ihr erstes Album Randale, Pogo, Alkohol. Kurz danach gab es politische Differenzen mit Dim Records und die Band verließ dieses Label, um sich von diversen rechtsoffenen musikalischen Produktionen, die dann folgten, zu distanzieren. Die Rechte an den Veröffentlichungen gingen erst 18 Jahre später zurück an die Bierpatrioten.[1]
Von 1994 bis 1995 gab es zwei Besetzungswechsel. Pepe wurde am Schlagzeug ersetzt durch Ille. Jana verließ die Band und kurze Zeit später stieß Sören dazu und übernahm den Bass.
1995 wechselten Bierpatrioten zu Scumfuck Mucke, dem Label von Willi Wucher (Pöbel und Gesocks). Kurz darauf veröffentlichten sie die 3-Track-EP Die Russen kommen, deren Titelsong von der Werner – Beinhart!-Zeichentrick-Verfilmung inspiriert war. 1997 veröffentlichte S.O.S. Records eine Picture-Single mit dem Titel Aus der Traum. Das Berliner Label Nordland Records, später Streetmusic Berlin, veröffentlichte 1998 ihren zweiten Longplayer Auf dem Weg zur Hölle. Auf diesem Album coverten Bierpatrioten das Lied Kneipenterroristen von den Böhsen Onkelz. Es gab einige Diskussionen darüber und die Band musste sich in Interviews öfter diesbezüglich erklären.
Der Durchbruch gelang der Band mit ihrem dritten Album Geh mit Gott, erschienen 2000 auf Bad Dog Records, das für viele einen Meilenstein und einen Vorreiter der heutigen Streetcore-Szene darstellt. Kurz nach der Veröffentlichung löste sich die Band aus persönlichen Gründen auf.
Live spielten die Bierpatrioten mit zahlreichen Bands wie Voice of Hate, Rabauken, Trabireiter, Pöbel & Gesocks, Loikaemie, Broilers, Troopers, Daily Terror und Stomper 98 zusammen.
Sänger Schulle formierte 2001 die Band Toxpack und die restlichen Bandmitglieder Frank, Ille und Sören musizierten gemeinsam weiter unter dem Bandnamen Turbolover. Die Bierpatrioten spielten fünf Jahre nach ihrer Auflösung noch drei Abschiedskonzerte: im Jahr 2005 in Klockow (Brandenburg), eine Club Show in Berlin sowie 2006 auf dem Punk & Disorderly Festival.
2010 erschien eine Best-of namens Berliner Prunkstücke als Gesamtwerk auf Randale Records. In vielen Magazinen, unter anderem Rock Hard, Crazy United, Pressure Magazine und Scumfuck Tradition Online Magazin gab es positive Besprechungen.[3][4][5][6] Im Rahmen einer geschlossenen „90i! Club“-Veranstaltung spielten die Bierpatrioten 2011 eine Show in Berlin, die aufgezeichnet und als Live-DVD zusammen mit der CD Randale, Pogo, Alkohol als Re-Release auf Sunny Bastards veröffentlicht wurde.[7] 2014 veröffentlichte das Berliner Punklabel Hörsturzproduktion das erste Demotape Immer breit als limitierte LP. Auf United Kids Records erschien die CD.
Im Jahr 2013 fanden drei Konzerte der Bierpatrioten statt: eine Clubshow im Januar in Madrid sowie Auftritte auf dem „Back on the Streets“- und dem „Endless Summer“-Festival.[8]
Rezeption
Die Band Bierpatrioten gilt als eine der „bekanntesten Oi! Bands der Neunziger“.[9] Das Album Geh mit Gott wurde vom Ox-Fanzine als „saubere“ Alternative zu den Onkelz empfohlen.[10] Tatsächlich hatte die Band auf Grund des Onkelz-Covers und dem Label Dim Records sowie Auftritten mit Trabireiter und Rabauken, denen immer wieder ein rechter Ruf nachgesagt wurde, einige Probleme mit der linken Szene, obwohl sich Bierpatrioten von Anfang an von rechter Ideologie abgrenzten.[1][11]
Kritik
Martin Büsser kritisiert in seinem Werk Wie klingt die neue Mitte? die unpolitische Oi!-Szene in Deutschland. Dabei benutzte er mehrfach Textauszüge von Bierpatrioten: zum einen den Albumtitel Randale, Pogo, Alkohol als Definition des Skinheaddaseins, zum anderen das Lied Skinhead 94 als prototypische Skinhead-Hymne.[12] Büsser kreidete der Band an, in diesem Lied das „Jagen“ von Hippies zu empfehlen, was mit „uneindeutig-eindeutig zensiertem »Piep« empfohlen wird“.[13] Ebenfalls wurde der Band eine patriotische Haltung, in diesem Fall gegenüber dem Bundesland Berlin, angelastet.[14]
Stil
Bierpatrioten waren anfangs musikalisch stark von den Böhsen Onkelz und britischen Oi!-Bands wie den Cockney Rejects, Blitz und The 4-Skins beeinflusst. Später verarbeitete die Band auch Einflüsse aus Metal, Hardrock, Ska, Punk und Hardcore Punk.[1] Textlich bediente man überwiegend die typischen Skinhead-Klischees, auch wenn einige Texte der späteren Schaffensperiode z. B. vom Ox als zwar nicht pathos-, jedoch klischeefrei eingeschätzt wurden.[10]
Diskografie
Demos
- Immer breit (Eigenvertrieb), 1993 – Demotape
Alben
- Randale, Pogo, Alkohol (Dim Records), 1994 – LP/CD
- Auf dem Weg zur Hölle (Nordland Records), 1998 – LP/Digi Pack CD
- Geh mit Gott (2000) – (Bad Dog Records), 2000 – LP/CD
- Randale, Pogo, Alkohol (Psycho T Records), 2007 – LP/Picture LP / Nachauflage
- Geh mit Gott (Psycho T Records), 2007 – LP/Picture LP / Nachauflage
- Berliner Prunkstücke (Randale Records), 2010 – Doppel LP/Digi Pack CD
- Randale, Pogo, Alkohol / Live 2011 im Eastend Berlin (Sunny Bastards), 2013 – Digi Pack CD/DVD
- Oi! das 'Immer breit' Demo (1993) (Hörsturzproduktion/United Kids Records), 2014 – LP/CD
Singles
- Titten raus (Dim Records), 1993 – Single/MCD
- Die Russen kommen (Scumfuck Records), 1995 – Single
- Aus der Traum (S.O.S.Records), 1997 – Picture Single
Samplerbeiträge
- Oi! It's a World Invasion! Vol 1, Step-1 Music (1994)
- Arschlecken Rasur Vol. 2, Scumfuck Mucke (1994)
- Scumfuck Bizarre, Scumfuck Mucke (1998)
- Grüße von der Ostfront – Letztes Kapitel, Halb 7 Records (1998)
- Hier regiert das Faustrecht, Schlemihl Records (1999)
- Nordland On The Rox! – Labelcompilation, Nordland Records (1999)
- Daily-Ka-Tessen – A Tribute to Daily Terror, W-Music (2000)
- Stupid over You, Stupid over You Compilation Vol.2 (2001)
- Pogo, Parties & Promille II, Psycho T. Records (2007)
- Oi! The Print – One & Only Drinkingclass Compilation Vol.4 (2010)
- Sun of a Bastard Vol. 6, Sunny Bastards (2013)
Video
- Mad Monster Sound / Shock Troops / Bierpatrioten – Live in Hildesheim, Shithead Hater Videos Rec. (1997)
DVDs
- Punk and Disorderly Festival Vol.1 – Live in Berlin, Sunny Bastards (2008)
- Live 2011 im Eastend Berlin, Sunny Bastards (2013)
Weblinks
- Offizielle Website
- Bierpatrioten bei Discogs
- Bierpatrioten bei AllMusic (englisch)
Einzelnachweise
- Bierpatrioten Interview. In: Oi!The Print #32. Crazy United, abgerufen am 4. Dezember 2010.
- Interview mit Bierpatrioten. In: Bezirk7 Bootboy Magazin #3. Orange Times, 2006, abgerufen am 3. Dezember 2010.
- Berliner Punkstücke Review im Rock Hard #283, Seite 100. Rubrik: Punk and Disorderly
- Review im Crazy United Online Magazin (Memento vom 25. September 2009 im Webarchiv archive.today)
- [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Defekte_Weblinks&dwl=http://www.pressure-magazine.de/musik/bierpatrioten-berliner-prunkstuecke Seite nicht mehr abrufbar], Suche in Webarchiven: [http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/http://www.pressure-magazine.de/musik/bierpatrioten-berliner-prunkstuecke Review im Pressure Online Magazine]
- Übersicht der Reviews im Scumfuck Tradition Online Magazin (Memento des Originals vom 5. Januar 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Review im Crazy United Online Magazin (Memento vom 12. April 2013 im Webarchiv archive.today)
- Interview mit Bierpatrioten. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Pressure Online Magazine. Pressure Magazine, 2013, archiviert vom Original am 30. März 2013; abgerufen am 13. Januar 2013. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Bierpatrioten – Best-Of-Scheibe "Berliner Prunkstücke" erscheint im Mai. (Nicht mehr online verfügbar.) Pressure Magazin, ehemals im Original; abgerufen am 3. Dezember 2010. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Dominik Winter: Review von Geh mit Gott. Ox-Fanzine, 2000, abgerufen am 3. Dezember 2010 (Band #39).
- Dirk Gomez: Review zu Auf dem Weg zur Hölle. Ox-Fanzine, 1999, abgerufen am 3. Dezember 2010 (Band #36).
- Martin Büsser: Wie klingt die neue Mitte? – rechte und reaktionäre Tendenzen in der Popmusik. Ventil Verlag, Mainz 2001, ISBN 3-930559-90-0, S. 72.
- Martin Büsser: Wie klingt die neue Mitte? – rechte und reaktionäre Tendenzen in der Popmusik. S. 75.
- Martin Büsser: Wie klingt die neue Mitte? – rechte und reaktionäre Tendenzen in der Popmusik. S. 78.