Bianca Urbanke-Rösicke
Bianca Urbanke-Rösicke (* 17. September 1967 in Ludwigsfelde) ist eine ehemalige deutsche Handballnationalspielerin. Sie wurde 1993 mit der Deutschen Nationalmannschaft Weltmeisterin.
Spielerinformationen | |
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Geburtstag | 17. September 1967 |
Geburtsort | Ludwigsfelde, DDR |
Staatsbürgerschaft | deutsch |
Körpergröße | 1,79 m |
Spielposition | Rückraum rechts |
Wurfhand | links |
Vereinsinformationen | |
Verein | Karriere beendet |
Vereine in der Jugend | |
von – bis | Verein |
1974–1980 | BSG Lok Rangsdorf |
1980–1985 | ASK Vorwärts Frankfurt |
Vereinslaufbahn | |
von – bis | Verein |
1985–1990 | ASK Vorwärts Frankfurt |
1990–5/1993 | Bayer 04 Leverkusen |
5/1993–6/1994 | TV Lützellinden |
6/1994–1999 | Frankfurter HC |
1999–2001 | Ferrobus Mislata |
2001–2004 | Frankfurter HC |
3/2005–7/2005 | Thüringer HC |
Nationalmannschaft | |
Debüt am | 1986 |
gegen | Polen |
Spiele (Tore) | |
DDR Deutschland |
207 (775)[1] |
Stand: 15. Oktober 2015 |
Vereinskarriere
Frühe Erfolge mit dem ASK Vorwärts
Durch ihre Mutter, die selbst Handball spielte, begann Bianca Urbanke mit sechs Jahren bei der traditionsreichen BSG Lok Rangsdorf mit dem Handball. 1980 wurde sie an die Kinder- und Jugendsportschule Fritz Lesch nach Frankfurt (Oder) delegiert, da dort schwerpunktmäßig im Handball ausgebildet wurde. Partner der KJS war die Handballsektion des ASK Vorwärts Frankfurt, die in den 1980er Jahren eine der stärksten Frauenhandballmannschaften der DDR aufwies. Zur Oberligasaison 1985/86 rückte Urbanke vom Nachwuchs in die Frauenmannschaft auf, mit der sie an der Seite von Spielerinnen wie Silke Fittinger oder Katrin Krüger bis zur Oberligasaison 1989/90 drei DDR-Meistertitel feiern konnte.
Zwischen Leverkusen und Valencia
Im Zuge der politischen Veränderungen in der DDR orientierte sich die Leistungssportlerin und damalige DDR-Nationalspielerin sportlich neu und unterschrieb nach Saisonende einen Vertrag bei Bayer 04 Leverkusen. Mit den Rheinländerinnen gewann sie gleich in ihrer ersten Saison bei Bayer den DHB-Pokal und stand im Finale des IHF-Pokals, welches man allerdings gegen Lok Zagreb verlor. Nach zwei weiteren Spieljahren für Bayer Leverkusen unterschrieb Urbanke aufgrund einer deutlichen Etatkürzung des Bayer-Konzerns für die Saison 1993/94 einen Vertrag beim Meister der Saison 1992/93, dem TV Lützellinden. Mit der Mannschaft aus dem Gießener Stadtteil gelang die Vizemeisterschaft, darüber hinaus kam der TV Lützellinden bis in die Gruppenphase der EHF Champions League, in der man nur durch das schlechtere Torverhältnis gegenüber Vasas Budapest am Einzug ins Champions League-Finale scheiterte. Nachdem sich Urbanke mit dem Lützellindener Trainer Jürgen Gerlach überworfen hatte und sich außerdem ein Kind ankündigte, kehrte sie zur Saison 1994/95 wieder an ihre alte Wirkungsstätte nach Frankfurt (Oder) zurück. Mittlerweile hatte sich dort der Frankfurter Handballclub gegründet, der nicht zuletzt durch Urbanke in den folgenden Jahren zu den führenden Vereinen im deutschen Frauenhandball zählte. Ab 1999 lief die rechte Rückraumspielerin für zwei Jahre beim spanischen Verein El Ferrobus Mislata auf.[2] Mit den Spanierinnen, zu denen sie gemeinsam mit ihrem Mann Dietmar Rösicke wechselte, gewann sie bereits in ihrer ersten Saison als erste spanische Mannschaft den EHF-Cup und belegte den dritten Platz in der EHF Women's Champions Trophy. Hinzu kam die spanische Vizemeisterschaft und der Einzug ins spanische Pokalfinale. Auch in der Folgesaison gehörte Urbanke-Rösicke mit ihrer Mannschaft zu den spanischen Spitzenteams, man wurde erneut Vizemeister und gewann nun den spanischen Pokal. Allerdings machte die mediterrane Mentalität dem Ehepaar zu schaffen, so dass sie ihren Vertrag 2001 nicht verlängerten.
Rückkehr in die Heimat
Nachdem zunächst über einen Wechsel nach Dänemark spekuliert wurde, kam bereits im Februar 2001 die überraschende Nachricht, dass das Ehepaar an die alte Wirkungsstätte nach Frankfurt (Oder) zurückkehren würde, um , nach ihrer eigenen Aussageden ehemaligen Europapokalsieger nicht im Niemandsland verschwinden zu lassen. Der Frankfurter HC spielte zu diesem Zeitpunkt in der 2. Bundesliga, nachdem man in der Saison 1999/2000 aus der Bundesliga abgestiegen war. Mit ihrer Rückkehr verband das Ehepaar allerdings nicht gerade kleine Erwartungshaltungen. So sollten weitere Verstärkungen verpflichtet werden, um wieder Spitzenhandball an der Oder bieten zu können und das Land Brandenburg sollte drückende Altschulden des Vereins durch eine Bürgschaft decken. Diese Erwartungen wurden offensichtlich erfüllt, was einmal mehr Urbankes Stellenwert in der Brandenburger Sportlandschaft aufzeigte. Mit Dietmar Rösicke als Trainer und Bianca Urbanke als Spielführerin gelang in der Saison 2001/2002 der Wiederaufstieg in die Bundesliga. Dort belegte man in der Saison 2002/03 als Neuling gleich den vierten Platz und gewann den DHB-Pokal. Urbanke wurde mit 35 Jahren Torschützenkönigin der Bundesliga und zur Spielerin der Saison 2002/03 gewählt. In der Folgesaison gelang dem FHC mit dem Ehepaar Urbanke-Rösicke der deutsche Meistertitel, die erneute Wahl zur Handballerin des Jahres war nur noch Formsache. Nach dem Gewinn der Meisterschaft 2004 beendete Urbanke eigentlich ihre Karriere. Allerdings gab sie ein knappes Jahr später im März 2005 ihr Comeback beim Zweitligisten Thüringer HC, den sie bis zum Saisonende unterstützte.[3] Ziel war der Aufstieg in die Bundesliga, der dann letztlich auch mit Hilfe von Urbanke gelang. Dieser Aufstieg war der Grundstein für die mittlerweile beeindruckende Titelbilanz des Thüringer HC.
Nationalmannschaft
Bianca Urbanke-Rösicke wurde bereits ab 1987 in Handballnationalmannschaft der DDR berufen, nahm aber für die DHV-Auswahl an keinem großen Turnier mehr teil. Die Weltmeisterschaft 1990 in Südkorea verpasste sie, da sie mit dem Wechsel zu Bayer 04 Leverkusen die Bundesdeutsche Staatsbürgerschaft angenommen hatte und somit für den DHV nicht mehr spielberechtigt war. Für die deutsche Nationalmannschaft bestritt sie 207 Länderspiele, in denen sie 775 Treffer erzielte. Ihr erstes großes Turnier spielte Urbanke 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Mit dem DHB-Team belegte sie dort den 4. Platz. Im Folgejahr 1993 wurde sie mit der Nationalmannschaft unter Trainer Lothar Doering bei der Handball-Weltmeisterschaft Weltmeisterin und beste Werferin des DHB. Dies ist bisher der einzige WM-Titel für die Frauen des DHB. 1994 folgte der Vize-Europameistertitel im eigenen Land. Nach ihrer Babypause war Urbanke für das DHB-Team nicht mehr so treffsicher, glänze aber weiterhin als Zuspielerin mit großem Spielverständnis. Dennoch blieben die ganz großen Erfolge nun aus, nach einem 5. Platz bei der Handball-Weltmeisterschaft 1995 in Österreich/Ungarn kam es bei den Olympischen Spielen 1996 im Atlanta zum Eklat. Auswahltrainer Ekke Hoffmann ließ Urbanke im Auftaktspiel auf der Bank und setzte sie auch in den anderen Spielen nur sporadisch ein. Letztlich belegte das DHB-Team nur den sechsten Platz. Nach dem Turnier erklärte Urbanke: Ich will nie mehr unter diesem Trainer spielen. Ich betone aber ausdrücklich, dies ist kein Rücktritt. Unter einem anderen Coach würde ich weitermachen. Allerdings dauerte es bis 1999, dass sich diese Gelegenheit ergab. Damit verpasste sie 1997 die Weltmeisterschaft im eigenen Land, bei der die DHB-Auswahl Dritte wurde und die Europameisterschaft 1998 in den Niederlanden, bei der die DHB-Auswahl den sechsten Platz belegte. Erst Weltmeistertrainer Lothar Doering konnte in einer seiner ersten Amtshandlungen Urbanke dazu bewegen, wieder für die DHB-Auswahl zu spielen. Dennoch erfüllten sich die hochgesteckten Erwartungen Urbankes, Titel mit der DHB-Auswahl zu gewinnen, nicht mehr. Bei der Weltmeisterschaft 1999 reichte es nur zum siebten Rang, womit man gleichzeitig auch die Qualifikation für das Olympische Handballturnier 2000 verpasste.
Privates
Bianca Urbanke-Rösicke ist mit dem Handballtrainer Dietmar Rösicke verheiratet. Gemeinsam haben sie zwei Kinder.[4]
Erfolge
- DDR-Meister 1986, 1987, 1990 (ASK Vorwärts Frankfurt)
- Deutscher Meister 2004 (Frankfurter HC)
- DHB-Pokalsieger 1991 (Bayer 04 Leverkusen)
- IHF-Pokalsieger 1990 (ASK Vorwärts Frankfurt)
- EHF-Pokalsieger 2000 (El Ferrobus Mislata)
- Weltmeister 1993
- Vizeeuropameister 1994
- Bundesligaaufstieg
- 2002 mit dem Frankfurter HC
- 2005 mit dem Thüringer HC
Ehrungen
- 1994: Sportlerin des Jahres von Brandenburg[5]
Weblinks
- Bianca-Urbanke-Rösicke in der Datenbank der Europäischen Handballföderation (englisch)
- Bianca Urbanke-Rösicke in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)
Einzelnachweise
- DHB: Medien-Information 02/03/2007 (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
- Frankfurts Handballerinnen streben als Bundesliga-Aufsteiger einen Europacup-Platz an: Nur nicht überschnappen. In: Berliner Zeitung. Abgerufen am 3. Mai 2016.
- Urbanke nach Thüringen. In: Berliner Zeitung. Abgerufen am 3. Mai 2016.
- Von Pizza-Träumern und PC-Freaks. In: Lausitzer Rundschau. Abgerufen am 3. Mai 2016.
- Märkische Allgemeine, 14. Dezember 2015, S. 16