Berlin-Nordend
Nordend ist eine Ortslage in den Berliner Ortsteilen Niederschönhausen und Rosenthal des Bezirks Pankow. Als Nordend wird der Bereich zwischen Nordendstraße/ Straße 52b im Süden, dem Zingergraben im Westen, dem Gleis der Industriebahn Tegel–Friedrichsfelde im Norden sowie dem Nordgraben im Osten bezeichnet.
Geschichte
Die Kolonie Nordend entstand 1871 bis 1874 nördlich von Niederschönhausen auf Flächen, die die Terraingesellschaft Berliner Nordend-Actien-Gesellschaft erworben hatte, der Aktienschein von 1872 weist 100 Taler (300 Reichsmark) als Kaufpreis aus.[1] Vorher war dies ein bevorzugtes Manövergelände auf der Rosenthaler Feldmark der Landgemeinde Rosenthal im Landkreis Niederbarnim.[2] Im Jahr 1875 waren in Nordend rund 100 Einwohner gemeldet, im Jahr 1900 waren es bereits 800.[3] Es wurde also dringend Wohnraum benötigt, so kauften Landwirte, Handelsleute und Dienstleister Bauland und die Landhauskolonie Nordend entstand fast zeitgleich mit der Colonie Wilhelmsruh vor 1900[4] Gärtnereien siedelten sich an, ein kleines dörfliches Zentrum entwickelte sich um den Kronprinzenplatz, an dem auch eine Schule errichtet wurde, deren Gebäude erhalten ist.[3] Die um 1898 entstandenen Bauernhöfe an der Kastanienallee hatten zur Straße hin Vorgärten („Vordergärten“ genannt), auf der straßenabgewandten Seite gab es Scheunen, Felder und Remisen.
Mit der Bildung von Groß-Berlin im Jahr 1920 kam der Vorort Berlin-Rosenthal zusammen mit der Colonie Nordend zum Verwaltungsbezirk Pankow. Auch in den 1930er Jahren wurden weitere Wohngebäude in Nordend errichtet. Eine ganze Zeile expressionistischer Villen entstand nach Plänen des Architekten Heinrich Möller, die inzwischen unter Denkmalschutz steht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Nordend dem Ortsteil Rosenthal als Ortslage zugeordnet.
Nordend hat seine Einwohnerzahl seit 1990 nahezu verdoppelt.
Lage
Nach Norden begrenzen die Blankenfelder Rieselfelder, im Osten die zum Ende des 19. Jahrhunderts angelegten Friedhöfe,[5] die Ortslage. Im Westen liegen die Rosenthaler Kleingartenanlagen und im Süden das städtische Gebiet von Niederschönhausen.[1]
Die Ortslage Nordend gehört zum Ortsteil Rosenthal des Bezirks Pankow. Andererseits erfolgte im Bezirk eine Zuordnung nach Lebensweltlich orientierten Räumen (LOR) zum Planungsraum „09 Niederschönhausen“ und „10 Herthaplatz“ in der LOR-Bezirksregion „02 Blankenfelde/ Niederschönhausen“. LOR sind nach statistischen Gesichtspunkten zusammengefasste Gebiete im Bundesland Berlin.[6]
Sehenswürdigkeiten
- Straßenbahndepot Nordend: der Straßenbahnhof Nordend war zwischen 1901 und 2001 das Endziel Schillerstraße der Straßenbahn nach Niederschönhausen[1]
- Evangelische Friedhöfe Nordend sind die gemeinsame Einrichtung der Kirchengemeinden von Zions- und Gethsemane- (Prenzlauer Berg), sowie der Himmelfahrtskirche-Friedenskirche (Gesundbrunnen). Sie entstanden um 1900 auf der Rosenthaler Feldmark, der Kolonie Nordend. Als die Teilung Berlins die Trennung der Weddinger Kirchgemeinde bedeutet hätte, wurden 1961 alle drei Friedhöfe organisatorisch als Friedhof Nordend zusammengefasst. Da die Auslastung auf 30 Prozent zurückging, wird für die östlichen Flächen nach anderer Nutzung gesucht.[5] Hildegard Trabant, ein Berliner Maueropfer, wurde hier im Jahr 1964 beigesetzt.[7]
- Sportstadion Nordendarena und Bolle-Sportplatz[8] (Dietzgenstraße 187 und 189): erbaut 1920–1925 und umgebaut 1938/1939[9][10]
- 1928 heißt es in einem Verwaltungsbericht, dass die „David-August-Bolle-Anlage“ an der Blankenfelder Chaussee zur Verminderung der Arbeitslosigkeit erbaut wurde. Da die bereitgestellten Mittel sehr beschränkt waren, konnte nur die Hälfte der in Aussicht genommenen Fläche zu einer Sportanlage umgestaltet werden.[11][12]
- Jugendstil-Kirchsaal Nordend von 1910, erbaut von Fritz Gottlob (Kirchstraße 31)[13]
- Villa im italienischen Landhausstil[14] Schönhauser Straße 42. Zitat: „In Nordend wohnten zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele Nervenärzte.“[1]
- Am Nordrand von Nordend (südlich der Rieselfelder von Blankenfelde) fuhr die Industriebahn Tegel–Friedrichsfelde entlang, von der nur noch Bahndamm und Gleisreste zu finden sind.[15]
- Die höchste Erhebung in Nordend ist der Rollberg mit 58,8 Metern.[16] Er liegt nördlich von Am Rollberg in der Kleingartenanlage (KGA) ‚Am Rollberg‘ (vorher: KGA ‚Daheim I‘) südlich vom Rollbergweg (Benennungsabsicht: Liliensteinweg).
Verkehr
Die Bundesstraße 96a verläuft durch Nordend. Die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt durch die Buslinien 107 und 124 sowie die Metro-Tram-Linie M1 (die Schillerstraße endet). Knotenpunkte sind die Haltestellen Nordend (M1 und 124), sowie Mittelstraße /Dietzgenstraße (107).
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Berliner Zeitung, 3. Februar 2001: Nordend liegt wie eine urbane Enklave in einem grünen Umfeld Wohnen in Berlin – Teil 96: Ein bisschen Kolonie ist geblieben
- Ansichtskarten von Pankow: Nordend
- Ganz im Norden jottwehdeh auf flanieren-in-berlin; abgerufen am 21. Oktober 2017.
- Karte des Landes zunächst Berlin, aufgenommen von der Königl. Preuß. Landes-Aufnahme 1876, Nachträge: 1899 (Memento vom 17. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
- Evangelische Friedhöfe Nordend
- Amtliches Straßenverzeichnis des Bezirks Pankow (Memento vom 11. Dezember 2013 im Internet Archive)
- Hans-Hermann Hertle: The Victims at the Berlin Wall, 1961–1989: A Biographical Handbook. Hans-Hermann Hertle, Maria Nooke. Christoph Links Verlag, 2011, ISBN 978-3-86153-632-1, S. 163–165.
- Ausstattung der Nordendarena
- Gesamtanlage der Nordendarena mit Umkleidegebäude und Tribüne
- Bilder der Nordendarena
- Was Bolle mit Pankow zu tun hat (Memento vom 13. November 2013 im Internet Archive)
- Die Geschichte der Sportanlage Nordendstraße (Memento vom 13. November 2013 im Internet Archive)
- Gemeindehaus mit Kirchsaal
- Ehemalige Klinik für Geisteskranke
- Die 4 Enden der Stadt: Nordend
- Pharus Stadtplan Berlin Große Ausgabe – Rosenthal um 1954 (Memento vom 13. November 2013 im Webarchiv archive.today)