Beiseförth

Beiseförth ist ein Ortsteil der Gemeinde Malsfeld im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.

Beiseförth
Gemeinde Malsfeld
Höhe: 189 (175–235) m
Fläche: 5,11 km²[1]
Einwohner: 1256 (31. Dez. 2012)[2]
Bevölkerungsdichte: 246 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Postleitzahl: 34323
Vorwahl: 05664

Geographische Lage

Beiseförth liegt an der Einmündung der Beise in die Fulda.

Geschichte

Die älteste bekannte Erwähnung von Beiseförth erfolgte im Jahr 1348 unter dem Namen „Beysenvorte“.[1] Die Ortsnamenendung -furth lässt aber auf eine sehr viel frühere Gründung schließen. In einem Buch mit dem Titel „Ahnen gesucht – Paradies gefunden“ von Ralf Beise erwähnt der Autor auf Seite 16 folgendes: „Nach genauer Forschung in letzter Zeit wurde jedoch festgestellt, daß eine Akte aus dem Jahre 1319 Angaben enthält über den örtlichen Zehnten und den von der Rockemühle, den die Herden“ (man vermutet es sollte heißen, Herren) „von Leimbach an die Herren von Falkenberg abtraten“. Weiterhin führt der Autor auf, dass die Endungen -förth, -vorte und -furt auf Orte hinweisen, deren Entstehung in die Zeit bis 800 fällt.

Bis vor etwa 140 Jahren wurde die Fulda in diesem Bereich von Schiffen befahren, die Kassel und Hersfeld miteinander verbanden. 1849 jedoch übernahm die Eisenbahn durch den Bau der Linie Kassel-Bebra die Transporte von Mensch und Gut.

Die überwiegende Bevölkerung waren Bauern, die nebenbei auch die Leinweberei betrieben. Der Webstuhl jedoch verdrängte diese Tätigkeit. Nach der Leinweberei verdienten sich die Einwohner den Lebensunterhalt mit der Korbflechterei. Die guten Waren aus Beiseförth waren bekannt und gesucht. Im Jahr 1855 gab es laut Angabe Ralf Beise in seinem Buch 718 Einwohner, davon 38 Korbmacher, 6 Händler aber nur noch einen Leinweber. Von diesem Wirtschaftszweig der Korbflechter zeugt heute noch das örtliche Korbmachermuseum, das einzige in Hessen. In der Zeit der modernen Industrie zogen die meisten Menschen fort oder arbeiteten in Kassel.

Am 12. September 1951 besuchte ein Mann namens Ralf Beise das verschlafene Dorf. Er suchte hier seine Ahnen. Aber außer dem Namen aus Beiseförth hatte das Dorf mit seinem Nachnamen nichts zu tun. Was er jedoch fand und später in einem Buch beschrieb, war für ihn ein Paradies. Er war der, der hier ein Potenzial sah, was bis dahin keiner gesehen hatte. Beiseförth als Erholungsort für jeden. Durch seine Schaffenskraft wuchs hier in rasanter Weise der Tourismus. Vor allem Erholungssuchende aus dem Ruhrgebiet und aus seiner Heimatstadt Bremen konnte er gewinnen. Zeitzeugen berichten, dass es in den frühen 1960er Jahren ca. 15 Gaststätten und in fast jedem Haus Gästezimmer gab. Zudem war bzw. ist noch vorhanden: ein eigener Schwimmteich und Campingplatz. Es gab zwei Minigolfplätze, sogar eine eigene Quelle (Wildsberg Quelle) etwas außerhalb des Dorfes. Heute zeugt nur noch der einfache Bau davon, dass hier einmal Kurgäste das Wasser genossen.

Das Konzept bestach vor allem dadurch, dass keine Hotels etc. gebaut wurden, sondern jeder Einwohner irgendwie daran beteiligt war. Beiseförth hatte sogar ein eigenes Möbelhaus namens „Häde“. In den besten Jahren besuchten ca. 70.000 Menschen jedes Jahr dieses unberührte Dorf, so die Angaben von Zeitzeugen. Noch heute sieht man die Spuren dieses kleinen Wirtschaftswunders, vor allem wenn man sich die Dächer der Häuser anschaut, die meist für Gästezimmer ausgebaut wurden. Von den Gaststätten ist heute nur noch eine übrig „Der goldene Löwe“, der seit 2018 wieder einen ausgezeichneten Ruf geniest. Eine weitere italienische Gaststätte hatte sich vor einigen Jahrzehnten in der der Nähe des Goldenen Löwen einen Namen geschaffen und lebt heute von zahlreichen Stammgästen aus der Region.

Der Charme des Dorfes liegt noch heute in der Luft und noch heute findet man hier Ruhe und Erholung.[3]

Gebietsreform

Am 1. Januar 1974 wurden im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetzes die Gemeinden Malsfeld (mit den Ortsteilen Elfershausen und Dagobertshausen), Beiseförth, Mosheim (Landkreis Fritzlar-Homberg), Ostheim und Sipperhausen (Landkreis Fritzlar-Homberg) zur neuen Großgemeinde Malsfeld zusammengeschlossen. Gleichzeitig wechselte Malsfeld in den neu errichteten Schwalm-Eder-Kreis.[4][5] Als Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Malsfeld bestimmt. Für alle ehemalig eigenständigen Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Einwohnerentwicklung

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

  • 1585: 43 Haushaltungen
  • 1747: 69 Haushaltungen
Beiseförth: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2011
Jahr  Einwohner
1834
 
652
1840
 
623
1846
 
728
1852
 
727
1858
 
772
1864
 
750
1871
 
732
1875
 
757
1885
 
737
1895
 
693
1905
 
731
1910
 
699
1925
 
766
1939
 
805
1946
 
1.250
1950
 
1.265
1956
 
1.102
1961
 
1.042
1967
 
1.024
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
1.140
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: Zensus 2011[7]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

 1885:700 evangelische (= 94,98 %), drei katholische (= 0,41 %), ein anderes christliche-konfessioneller (= 0,14 %), 33 jüdische (= 4,48 %) Einwohner
 1961:921 evangelische (= 88,93 %), 113 katholische (= 10,84 %) Einwohner

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Beiseförth-Malsfeld ist für das Kirchspiel Malsfeld und Beiseförth zuständig. Die Kirche wurde 1820 im typisch niederhessisch-reformierten Stil gebaut.

Sehenswürdigkeiten

Die Fuldaseilbahn
  • Vermutlich im Jahre 1952 erschufen einige Männer in tagelanger, mühevoller Arbeit am Rande des Waldes in Richtung Niederbeisheim, kurz vor dem Ortsausgang und noch vor der Brücke links ab, die "Märchenmühle", ein kleines Dorf am Bach mit Figuren aus den Märchen der Brüder Grimm. Nachts wird dieses Dorf beleuchtet.[8]
  • Das Beiseförther Korbmachermuseum, das einzige seiner Art in Hessen.
  • Südlich von Beiseförth, auf der Gemarkung von Morschen, befindet sich die Fuldaseilbahn Beiseförth, die erste Fahrradseilbahn Deutschlands.

Wirtschaft

Beiseförth ist Sitz der Dr. Schumacher GmbH, eines 1978 gegründeten, auf die Entwicklung und Produktion von Desinfektions-, Hygiene- und Pflegemitteln und Kosmetikprodukten spezialisierten Chemieunternehmens.

Verkehr

Straße

In Beiseförth treffen sich die Kreisstraße 31 und die Landesstraße 3126, jenseits der Fulda verläuft die Bundesstraße 83. Durch den Ort verlaufen der Fulda-Radweg und der Beisetal-Mühlen-Radweg beginnt hier.

Schiene

Im Osten des Ortes liegt der Bahnhof Malsfeld-Beiseförth an der Bahnstrecke Bebra–Baunatal-Guntershausen. Das zugehörige Empfangsgebäude entstand 1847/48 vermutlich nach einem Entwurf von Julius Eugen Ruhl.[9]

Einzelnachweise

  1. Beiseförth, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Ortsteil Beiseförth. In: Webauftritt. Gemeinde Malsfeld, abgerufen im Oktober 2020.
  3. Ralf Beise: Ahnen gesucht - Paradies gefunden. Hrsg.: Ralf Beise. Schneider und Weber, Kassel 1962, S. 86.
  4. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fritzlar-Homberg, Melsungen und Ziegenhain (GVBl. II 330-22) vom 28. September 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 356, §§ 13 und 27 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 405.
  6. Ortsvorsteherinnen & Ortsvorsteher. In: Webauftritt. Gemeinde Malsfeld, abgerufen im Oktober 2020.
  7. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  8. Märchenmühle Beiseförth. In: Webauftritt der Gemeinde Malsfeld, abgerufen im Oktober 2020.
  9. Die Bauunterlagen sind im Zweiten Weltkrieg verbrannt: Siegfried Lohr: Planungen und Bauten des Kasseler Baumeisters Julius Eugen Ruhl 1796–1871. Ein Beitrag zur Baugeschichte Kassels und Kurhessens im 19. Jahrhundert. Masch. Diss. Darmstadt [1982], S. 340f.

Literatur

Commons: Beiseförth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.