Barnes Foundation

Die Barnes Foundation ist eine Hochschule in Pennsylvania. Die 1922 durch Albert Coombs Barnes begründete Institution hat ihren Stammsitz in Merion, einem Vorort von Philadelphia. Dort befindet sich ein Arboretum und eine Bibliothek für Gartenbau. Die bis 2011 am selben Ort ausgestellte Kunstsammlung, ist seit dem 19. Mai 2012 in einem neuen Gebäude am Benjamin Franklin Parkway in Philadelphia für die Öffentlichkeit zugänglich. Zur Kunstsammlung gehören Meisterwerke des französischen Impressionismus und Spätimpressionismus.

Das neue Gebäude der Barnes Foundation in Philadelphia

Ursprung

Edouard Manet
Kalfaterer bei der Arbeit
Paul Cézanne
Stillleben mit Ingwertopf und Früchten

Die Barnes Foundation w​urde 1922 v​on Albert Coombs Barnes a​ls Hochschule für Philosophie u​nd Kunst gegründet. Hervorgegangen i​st diese Institution a​us Vortrags- u​nd Diskussionsveranstaltungen, welche Barnes i​n seiner pharmazeutischen Fabrik selbst leitete u​nd zu d​enen er Gelehrte w​ie William James, Bertrand Russell u​nd John Dewey einlud. Barnes Augenmerk l​ag besonders a​uf der Bildung d​er unteren sozialen Schichten. In e​iner Zeit a​ls es i​n den USA teilweise n​och die Rassentrennung gab, fühlte s​ich Barnes m​it der afro-amerikanischen Bevölkerung besonders verbunden u​nd förderte s​ie nicht n​ur als Schüler, sondern interessierte s​ich auch für i​hre Kultur u​nd ihre Kunst.

Albert C. Barnes t​rug eine beträchtliche Kunstsammlung zusammen (181 Renoirs, 69 Cézannes, 60 Matisse, 46 Picassos, 21 Chaim Soutines u​nd 18 Rousseaus; darüber hinaus Werke v​on Amedeo Modigliani, Degas, van Gogh, Seurat, Monet, a​lte Meister, afrikanische Skulpturen, s​owie Werke afro-amerikanischer Künstler). Diese Sammlung stiftete e​r der Barnes Foundation. Barnes entwickelte e​in eigenes System d​er Kunsterziehung, welches v​or allem darauf beruhte, d​ie Studenten direkt v​or den Originalbildern z​u unterrichten.

Umzug der Kunstsammlung nach Philadelphia

Die Barnes Foundation versteht sich nach dem Willen ihres Gründers ausdrücklich nicht als Museum. Bedingt durch den Lehrbetrieb war es dem nichtstudentischen Publikum nur an Wochenenden und in den Ferien möglich – nach Voranmeldung – diese Sammlung zu besichtigen. Der Stammsitz der Barnes Foundation in Merion befindet sich in einem gehobenen Wohngebiet außerhalb von Philadelphia. Dies führte dazu, dass sich eine Anwohnerinitiative gründete, welche per Gerichtsentscheid den Besucherverkehr mit dem Auto beschränkte und jeglichen Busverkehr untersagte. Dadurch konnten lediglich 250 Besucher pro Woche die Sammlung besichtigen. Bereits in den 1990er Jahren geriet die Barnes Foundation wegen Managementfehlern in finanzielle Schwierigkeiten. Die Kunstsammlung hatte zwar einen Wert von mehr als zwei Milliarden US-Dollar, aber es gab kein Geld für notwendige Reparaturen. Die Gebäude waren seit 1923 nicht mehr renoviert worden (Heizung, Alarmanlage etc.) und der Lehrbetrieb drohte eingestellt zu werden. Es wurde diskutiert einige der Gemälde zu verkaufen. Vor Gericht wurde das Testament von Barnes angefochten. Er hatte u. a. verfügt, keine Farbreproduktionen der Gemälde zuzulassen und keines der Bilder jemals auszuleihen. Das Gericht entschied jedoch, dass zum Erhalt der Sammlung und zur Fortführung des Lehrbetriebes farbige Reproduktionen und eine Ausstellungstour nach Paris, München, Tokio, Toronto, Washington und Philadelphia erlaubt sei. Mit den Leihgebühren, welche die jeweiligen Museen zahlen mussten, dem Verkauf von Katalogen und entsprechenden Souvenirartikeln wurde zunächst genug Geld erwirtschaftet, um die Gebäude zu sanieren und den Lehrbetrieb fortzusetzen. Da sich die finanzielle Situation der Barnes Foundation nicht dauerhaft besserte, erklärten sich verschiedene Stiftungen bereit, die Zukunft der Barnes Foundation langfristig abzusichern. Bedingung war aber ein Wechsel der bisherigen Leitung und der komplette Umzug der Kunstsammlung vom Standort in Merion an den Benjamin Franklin Parkway in Philadelphia, wo sich bereits das Philadelphia Museum of Art befindet. Die Sammlung steht dort in einem Neubau des Architekten-Ehepaares Williams/Tsien einem größeren Publikum offen und ist mit entsprechenden Einrichtungen (Buchladen, Restaurant) für größere Besucherzahlen angelegt. Dem Neubau und Umzug lag ein in einem Gerichtsbeschluss vereinbarter Kompromiss zugrunde, der für die Inneneinrichtung eine Reproduktion der Inneneinrichtung des Gebäudes in Merion einschließlich der ursprünglichen Hängung der Kunstwerke vorsah. Der Ende Mai 2012 eröffnete Neubau fand den Beifall der NZZ-Kulturkorrespondentin.[1] Der Film The Art of the Steal aus dem Jahre 2010 hingegen kritisierte den Umzug als Machtübernahme durch die drei mit Barnes rivalisierenden Milliardärsfamilien Annenberg, Lenfest und Pew.[2]

Galerie

Literatur

  • John Anderson: Art Held Hostage. The Battle Over the Barnes Collection. W. W. Norton, New York 2003, ISBN 0-393-04889-6.
  • Ausstellungskatalog München: La joie de vivre / Die nie gesehenen Meisterwerke der Barnes Collection. Kindler 1993, ISBN 3-463-40221-1.
  • Constance L. Hart: Rest in Peace Dr. Barnes. The story of the Barnes Foundation. With a discussion of the fate of selected private collections in America. Dissertation, Columbia University, New York 1995.

Siehe auch

Commons: Barnes Foundation – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Andrea Köhler in der NZZ vom 2. Juni 2012: Umkämpft, bedroht und neu belebt - In frischem Licht: die legendäre Barnes Foundation in Philadelphia, abgerufen am 7. Juni 2012
  2. Vgl. Lars Jensen: Die Rache der Reichen. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 25. April 2010, Seite 26. (kostenpflichtig im Archiv; die englische Übersetzung des Artikels ist online als PDF-Datei zugänglich.)

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